Ein Dorf feiert Jubiläum 900 Jahre mit wechselvoller Geschichte

Golkrath · „Gollekerothe“ hat allen Grund zu feiern: Vor 900 Jahren wurde das Dorf, das heute Golkrath heißt, erstmals urkundlich erwähnt. Beim Festwochenende stehen auch der Cäcilienchor und die Stephanuskirche im Mittelpunkt.

 Der mächtge Turm der Kirche St. Stephanus – 65 Meter ragte er stolz in die Höhe. Im Zweiten Weltkrieg fiel der Turm, die Kirche wurde schwer beschädigt.

Der mächtge Turm der Kirche St. Stephanus – 65 Meter ragte er stolz in die Höhe. Im Zweiten Weltkrieg fiel der Turm, die Kirche wurde schwer beschädigt.

Foto: Dorfgemeinschaft Golkrath

Gollekerothe. So steht es in der Stiftungsurkunde des Grafen Gerhard zu Wassenberg. Diese Urkunde bestätigt, dass die Ansiedlung dem Grafen so wichtig war, dass sie einen Namen bekommen hat. Das Datum der Stiftungsurkunde: 30. September 1118. Folgerichtig blickt Golkrath auf eine 900-jährige wechselvolle Geschichte zurück, die mit einem großen Festwochenende gefeiert wird. Am 22. und 23. September lädt die Dorfgemeinschaft ein, auch das nunmehr 160-jährige Bestehen des Cäcilienchores und 120 Jahre Einsegnung der Stephanuskirche zu feiern.

Es war an der Zeit, dem Dorf eine neue Chronik zu schenken. 1987 erschien bereits eine Ausgabe, die die Verantwortlichen der Dorfgemeinschaft nicht nur überarbeitet, sondern im neuen Gewand herausgebracht haben. Und beim Lesen wird klar, dass das Dorf eigentlich schon viel älter sein muss. „Geschichtliche Erkenntnisse und archäologische Funde lassen uns davon ausgehen, dass die Besiedlung im Umfeld des heutigen Ortes einen weitaus älteren Bestand hat“, sagt Heinz-Peter Kehren, der Vorsitzende der Dorfgemeinschaft. Anders ausgedrückt: Wahrscheinlich ist eine römische Ansiedlung aus dem dritten Jahrhundert – wie beispielsweise die Dokumentation „Römerstraßen im Regierungsbezirk Aachen“ augenscheinlich belegt.

 Das alte Golkrather Pastorat: An dieser Stelle steht heute das Pfarrheim an der Straße Terreicken.

Das alte Golkrather Pastorat: An dieser Stelle steht heute das Pfarrheim an der Straße Terreicken.

Foto: Dorfgemeinschaft Golkrath

Nach wie vor ist die katholische Kirche St. Stephanus der Mittelpunkt Golkraths. Ihr heutiges Aussehen, vor allem ihr Turm, hat allerdings nur noch wenig mit dem Kirchengebäude zu tun, das es noch bis kurz vor Ende des Zweiten Weltkrieges gab. 65 Meter hoch ragte der mächtige Turm in die Höhe. Am 1. Januar 1945 wurde zunächst der Chorbereich nach einem Bombenangriff schwer beschädigt, am 25. Februar 1945 sprengte die Wehrmacht die Kirche, nur einem Tag später nahmen die Amerikaner den Ort ein. Noch im selben Sommer, als die ersten Heimkehrer aus der Evakuierung in Golkrath wieder angekommen waren, hatten die Golkrather eine Wehrmachtsbaracke als Notkirche eingerichtet. Ihr Standort: direkt hinter der zerstörten Kirche. 1949 begann der Wiederaufbau der Kirche.

An die Nachkriegsjahre kann sich Heinz-Peter Kehren (74), ein gebürtiger Golkrather, noch gut erinnern: „Eines war sicherlich gut, denn ich denke nicht, dass jemand Hunger gelitten hat. Hier auf dem Land hatte man einen Garten, den man bewirtschaften konnte, zudem wurden die Felder bestellt.“ Vielfach, so Kehren weiter, hat man gar kein Geld benötigt, weil man einfach getauscht hat. Trotzdem hatten auch die Menschen in Golkrath zu kämpfen und schafften es nach und nach, das alte Dorfleben wieder zurückzugewinnen. Unzählige Geschäfte und Betriebe gab es mal in Golkrath, von denen heute nur noch wenig übrig geblieben sind.

 Ein Blick aus der Luft auf das Oberdorf des Örtchens Golkrath.

Ein Blick aus der Luft auf das Oberdorf des Örtchens Golkrath.

Foto: Dorfgemeinschaft Golkrath

All diese und noch mehr Geschichten werden sich die Golkrather erzählen, wenn das Festwochenende auf dem Plan steht. Gefeiert wird es mit einem Dorffest am Samstag, 22. September, ab 15 Uhr. In und an der Mehrzweckhalle, die 1977 ihrer Bestimmung übergeben wurde, ist eine Ausstellung, die die Geschichte mit vielen Exponaten erzählt, geplant, ab 18 Uhr lädt der Dämmerschoppen zum Verweilen ein. Am Sonntag, 23. September, beginnt das Festhochamt um 10 Uhr in der Stephanuskirche. Nach dem Umzug zur Mehrzweckhalle werden gegen 12 Uhr ein Jubiläumsstein und eine Gedenktafel enthüllt. Verschiedene Darbietungen runden den Tag ab. Am selben Tag wird bereits um 8.30 Uhr eine Ausstellung in der Kirche eröffnet.

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