Erkelenz Mädchen für alles in Brasilien

Erkelenz · Seit Jahren unterstützt die Eine-Welt-AG des Cusanus-Gymnasiums Hilfsprojekte im Ausland. Valerie Püschel hat das Abenteuer Brasilien erlebt und berichtet von einem Jahr, das sie nicht missen möchte.

 Valerie Püschel war ein Jahr für die Eine-Welt-AG des Cusanus-Gymnasiums in Brasilien, arbeitete mit Kindern und erlebte die Umweltschutz-Frühlingsparade (re.).

Valerie Püschel war ein Jahr für die Eine-Welt-AG des Cusanus-Gymnasiums in Brasilien, arbeitete mit Kindern und erlebte die Umweltschutz-Frühlingsparade (re.).

Foto: kn

"Es ist so still hier, wie ausgestorben", das waren die eindringlichsten Gedanken von Valerie Püschel, als sie im Juni nach ihrem Brasilien-Jahr wieder in Deutschland ankam. Die ehemalige Schülerin des Cornelius-Burgh-Gymnasiums berichtet von ihrer Arbeit in einem Armenviertel der Stadt Salvador de Bahia.

Für Püschel war es kein Jahr wie jedes andere. Während ihres Aufenthalts änderten sich die Visabestimmungen in Brasilien. Nach einem halben Jahr hätte sie gehen müssen. Püschel entschied sich nach Beratungen mit ihren Eltern, Behörden und Verantwortlichen der Eine-Welt-AG, zu bleiben und erhielt Notfallnummern, falls sie in eine Kontrolle geriete. "Sie ist volljährig, die Entscheidung musste sie für sich selbst treffen", sagt Bruno Bürger, Leiter der AG. Zum Nachmachen empfehle er das aber nicht.

"Ich hätte so viel verpasst"

Püschel betont: "Ich hätte so viel verpasst, wenn ich nach einem halben Jahr schon abgereist wäre." So blieb sie und arbeitete weiter für das Projekt ALMM, eine freie Vereinigung der Bürger Mangueiras, die sich der Bildung verschrieben hat. Morgens half sie in einem Gesundheitsposten, ab dem Mittag war sie Mädchen für alles in einer Vorschule mit rund 70 Kindern.

Wichtigstes Anliegen hier: Bewusstsein für gesundes Essen schaffen. "Oft arbeiten beide Eltern und haben kaum Zeit. Vielen fehlt auch das Wissen, um ihren Kindern etwas über gesunde Nahrung beizubringen." Am Nachmittag half sie in Gruppen für Straßenkinder, meist Fußballgruppen. Dazu gab sie Deutschunterricht für vier Erwachsene und Englischunterricht für Kinder — viele Gelegenheiten also, mit den Einwohnern ins Gespräch zu kommen.

Püschel schwärmt von der Herzlichkeit, Fröhlichkeit und der unendlich offenen Art der Menschen im Armenviertel, die ihre Meinung auf der Zunge tragen und ihr Leben zum großen Teil auf der Straße verbringen. Das habe sie sehr bereichert. "Es geht nicht immer nur ums Helfen. Ich habe Lebensgeschichten erzählt bekommen und echte Freunde gefunden", sagt Püschel. Am wichtigsten sei für sie das Kennenlernen einer völlig anderen Lebensweise gewesen.

Ihrem Bericht lauscht Moritz Kretschmar, Abiturient des Maximilian-Kolbe-Gymnasiums in Wegberg, mit gespitzten Ohren. Er wird im Winter ein halbes Jahr lang für das Projekt mit Hilfe der Eine-Welt-AG arbeiten. Ihn interessiert die Arbeit mit Kindern. Der passionierte Jongleur freut sich vor allem auf die Reaktionen, wenn er zu wirbeln anfängt. Für beide sind die nächsten Monate eine Zeit des Um- und Aufbruchs. Kretschmar wird viele Reisen unternehmen und Portugiesisch lernen, Püschel will ein Studium in den Niederlanden aufnehmen.

(prei)
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