Erkelenz Ernten an der Tagebaukante

Erkelenz · Zum letzten Mal hat Landwirt Hans-Josef Portz seine Weizenparzelle direkt am Tagebaurand abgeerntet. Bald stehen für ihn die Entschädigungsverhandlungen an. "Ich möchte kein Geld, sondern anderes Land haben", sagt er.

 Der Mähdrescher war auf dem ein Hektar großen Weizenfeld von Landwirt Hans-Josef Portz (l.) unmittelbar an der Tagebaukante letztmals in Aktion. Der riesige Braunkohlebagger im Hintergrund arbeitet sich immer weiter nach vorn. Bereits 2011 war die Parzelle daher um 30 Meter verlegt worden.

Der Mähdrescher war auf dem ein Hektar großen Weizenfeld von Landwirt Hans-Josef Portz (l.) unmittelbar an der Tagebaukante letztmals in Aktion. Der riesige Braunkohlebagger im Hintergrund arbeitet sich immer weiter nach vorn. Bereits 2011 war die Parzelle daher um 30 Meter verlegt worden.

Foto: Günter Passage

Nachdenklich steht Hans-Josef Portz auf seiner Parzelle, die zwischen seinem Wohnort Immerath (alt) und Pesch liegt. 2009 hat der Landwirt das ein Hektar große Ackerland, das vom "Sperrgürtel" abgesehen direkt an der Tagebaukante liegt, von RWE Power als Ausgleichsfläche erhalten. Nun hat er zum letzten Mal hier den Weizen geerntet — im Angesicht eines der riesigen Braunkohlebagger. 2011 war die Parzelle bereits um etwa 30 Meter zurückverlegt worden. "Die Bagger fressen sich eben immer weiter nach vorne", sagt er.

Die Ernte, für die er einen Mähdrescher samt Fahrer von einem Lohnunternehmer bestellt hat, sei hier nicht einfach gewesen. "Dafür muss das Feld völlig trocken sein." Genau das ist an dieser Stelle selbst bei längerer Trockenheit nicht automatisch der Fall — entlang des Feldes stehen in einer langen Reihe unzählige große Wassersprenkler. Die hat RWE aufgestellt. "Die sollen den aufgewirbelten Staub aus dem Abbaugebiet binden", erläutert Portz.

Noch zehn verbliebene Landwirte

Der 60-Jährige gehört zu den etwa zehn verbliebenen Landwirten in Immerath (alt) und Lützerath. "Etwa die Hälfte davon macht das noch hauptberuflich — so wie ich", erläutert er. Sein Hof liegt etwa anderthalb Kilometer von der Parzelle am Tagebaurand entfernt. "Bei Ostwind hört meine Frau nachts im Bett die Bagger."

Für Portz stehen bald die Entschädigungsverhandlungen mit RWE an — auch für seinen buchstäblichen Grund und Boden. "Eines ist klar: Ich will nicht mit Geld entschädigt werden, sondern mit anderem Land. Das wird nämlich nie alt — und hier in der Region gibt es wirklich beste Böden, bestes Ackerland." Auf alle Fälle wolle er mit der Landwirtschaft weitermachen. "Ich habe Verantwortung, zwei Töchter samt Schwiegersöhnen mit Enkelkindern." Was ihm große Sorge bereitet: "Der Landpreis ist in letzter Zeit stark gestiegen."

Und dann lässt er seinen Blick über das nun letztmals abgeerntete Weizenfeld und darüber hinaus schweifen. "Das hier ist alles Fläche, die unwiderbringlich verloren gehen wird. Ich finde die Vorstellung sehr bedrückend, dass hier einmal ein riesiger See sein wird: 183 Meter tief und mit 23 Quadratkilometern größer als der Tegernsee in Bayern."

(RP)
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