Fußball Musterbeispiel in Sachen Vereinstreue

Anholt · Nachwuchsspieler, Leistungsträger, Vorstandsmitglied und jetzt Trainer: Markus Scholten ist beim SC Westfalia Anholt eine Institution. In der Mannschaft kicken fast ausschließlich Jungs, die im Schatten der Wasserburg aufgewachsen sind.

 Unzertrennlich: Markus Scholten und Westfalia Anholt.

Unzertrennlich: Markus Scholten und Westfalia Anholt.

Foto: ende

Er hat einst auf dem Sportplatz "Am Pannebecker" das Fußballspielen gelernt. Später war er jahrelang Leistungsträger der ersten Mannschaft, trainierte nebenbei noch mehrere Jugendteams und engagierte sich schließlich im Vorstand seines Heimatvereins. Markus Scholten, der jetzt auch schon seit dreieinhalb Jahren als Trainer die sportliche Verantwortung beim A-Ligisten SC Westfalia Anholt trägt, ist das Musterbeispiel an Vereinstreue schlechthin. "Mir fehlt eigentlich nur noch ein Posten im Ältestenrat. Aber dafür bin ich noch etwas zu jung", scherzt der 42-Jährige.

Markus Scholten ist beileibe nicht die einzige Identifikationsfigur für die Fußballfreunde im Ort. In der ersten Mannschaft kicken fast ausschließlich waschechte Anholter Jungs, die im Schatten der Wasserburg aufgewachsen sind. Entsprechend freundschaftlich und entspannt geht's bei den Trainingseinheiten in der Vorbereitung zu. "Wir spielen doch nicht Fußball, um uns unnötigen Stress zu machen", sagt Markus Scholten, der sich überhaupt nicht vorstellen kann, irgendwann einmal bei einem anderen Verein als Trainer anzuheuern. "Hier habe ich doch alles. Ich kann mit dem Fahrrad zum Platz fahren und manchmal mit den Spielern noch gemütlich ein Bier trinken." Es gibt sie tatsächlich noch, die familiäre Atmosphäre. Wer sich selbst davon überzeugen möchte, muss nur einen Abstecher zum Stadion "Am Pannebecker" unternehmen.

Dort gerieten Scholten und seine Spieler selbst vor Weihnachten nicht aus der Ruhe. Damals hatte die Westfalia in der Hinrunde ganze zwölf Pünktchen gesammelt und sich als sicherer Abstiegskandidat in die Winterpause verabschiedet. Bekanntlich kam alles anders, weil sich die Mannschaft im neuen Jahr zu einem Höhenflug aufschwang. 33 Zähler holten die Schwarz-Weißen in der Rückserie und belegten in der Endabrechnung einen mehr als respektablen sechsten Platz. Für den Trainer kam die Entwicklung gar nicht einmal so überraschend. "Es sind ja manchmal nur Kleinigkeiten, die über Sieg oder Niederlage entscheiden. Und ich weiß, dass in der Mannschaft eine gewisse Qualität steckt", erklärt Scholten.

Das gilt auch für die nächste Saison. Zwar hat Christoph Booms — Scholten: "So etwas wie der Kopf der Mannschaft" — den Verein verlassen, weil er aus beruflichen Gründen in die Nähe von Köln gezogen ist. Dafür begrüßt die Westfalia einen Rückkehrer, der in der abgelaufenen Saison beim RSV Praest Erfahrung in der Landesliga gesammelt hat: Markus Gasseling. Dort hatte der Routinier auf der linken Abwehrseite einen Stammplatz. Zwei Klassen tiefer plant sein Trainer mit ihm als Antreiber im Mittelfeld. Weitere Leistungsträger sind beispielsweise Torjäger Matthias Teronde, Filigrantechniker Ali El-Abbas und Dauerläufer Peter Hetkamp. Dennoch hegt man bei der Westfalia keinerlei Ambitionen, irgendwann die Rückkehr in die Bezirksliga zu schaffen. "Wenn ich mir meine Kollegen so anhöre, kämpft in der nächsten Saison die halbe Liga um die Meisterschaft. Wir halten uns da schön raus", sagt Scholten — gelassener geht's nicht.

(RP)
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