Sven Kahlert "Zum FCR gab es schon vorher Kontakt"

Duisburg · Im Gespräch erläutert der neue Trainer des Frauenfußball-Bundesligisten FCR Duisburg die Hintergründe seines Wechsels.

 Sven Kahlert bleibt wenig Zeit, um seine junge Mannschaft auf die kommenden Aufgaben vorzubereiten.

Sven Kahlert bleibt wenig Zeit, um seine junge Mannschaft auf die kommenden Aufgaben vorzubereiten.

Foto: probst

Die plötzliche Vertragsunterschrift des Fußballlehrers beim zahlungsunfähigen Frauenfußball-Bundesligisten hinterließ im Vereinsumfeld viele Fragezeichen.

Herr Kahlert, für die meisten Menschen im Umfeld des FCR kam Ihre Verpflichtung sehr überraschend. Wie kam es zur Vertragsunterschrift?

Kahlert: Der Kontakt nach Duisburg kam über einen Bekannten zu Stande, der neben verschiedenen Spielerinnen auch mich berät. Schon als Marco Ketelaer den Verein verlassen hat, gab es erste Gedankenspiele. Der Verein hat sich dann für Pepe Hauser entschieden. Dass ich nun mitten in der Saison die Chance erhalten würde, damit hatte ich auch nicht gerechnet, zumal sich der Verein in finanziellen Schwierigkeiten befindet.

Warum haben Sie sich trotz dieser Probleme dann für den FCR entschieden?

Kahlert: Nachdem mein Vertrag in Frankfurt ausgelaufen war, habe ich nach einer neuen Aufgabe gesucht. Ich habe einfach innerlich den Drang verspürt, wieder auf dem Platz stehen zu wollen. Als dann das Angebot aus Duisburg kam, musste ich nicht lange nachdenken. Ich pflege seit Jahren gute Beziehungen zu den Verantwortlichen des FCR. Mein Ziel ist es nun, mit dem FCR die Klasse zu halten und danach wieder langfristig planen zu können. So sieht es auch der Verein vor.

Sicherlich haben Sie im Vergleich zu Ihrer alten Wirkungsstätte schon einige Unterschiede bemerkt.

Kahlert: Natürlich. In Frankfurt standen 15 Nationalspielerinnen im Kader, hier in Duisburg nur vier. Insgesamt war die Mannschaft viel erfahrener. Aber das muss kein Nachteil sein. Denn demnach fehlen diese Spielerinnen in Länderspielphasen auch im Training. Das ist in Duisburg anders. Hier kann ich während der Länderspielpausen verschiedene Dinge einstudieren. Gerade in der Findungsphase, in der sich die Mannschaft und ich derzeit befinden, ist das enorm wichtig.

Am kommenden Spieltag steht dann schon das richtungsweisende Abstiegsduell gegen Gütersloh an. Wie bereiten Sie die junge Mannschaft auf diese Drucksituation vor?

Kahlert: Ich möchte keinen unnötigen Druck erzeugen. Die Mannschaft weiß, dass es ein enorm wichtiges Spiel ist und will gewinnen. Da wir mit Dolores Silva und Barbara Müller aber zwei Ausfälle zu beklagen haben, nutze ich die Zeit, um vieles zu probieren. Nebenbei führe ich viele Gespräche, um die einzelnen Charaktere kennenzulernen. Es geht jetzt aber besonders darum, Laufwege einzustudieren und Bewegungsabläufe zu koordinieren.

Und deswegen wurde kurzfristig dasheutige Testspiel gegen den chinesischen Erstligisten Jiangsu Huatai FC angesetzt?

Kahlert: Ja, der Test ist eine gute Gelegenheit, verschiedene Dinge auszuprobieren. Das Ergebnis wird dabei zweitrangig sein. Für unsere junge Mannschaft wird das eine Trainingseinheit auf sehr hohem Niveau, auch für den Fall, dass die Chinesinnen ohne ihre zahlreichen Nationalspielerinnen antreten werden.

Wie lautet Ihr vorläufiges sportliches Fazit nach einer ersten Trainingswoche beim FCR?

Kahlert: Wir haben eine junge und talentierte Mannschaft, der ich weiterhin den Klassenerhalt zutraue. Natürlich wird es kein Selbstläufer, doch wir haben das Potenzial. Es ist eine spannende Herausforderung.

SEBASTIAN FUHRMANN FÜHRTE DAS GESPRÄCH

(RP/rl)
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