Duisburger Jahresrückblick (2) Schuld und Verantwortung

Duisburg · Zum Jahrestag der Loveparade-Katastrophe gab es in der MSV-Arena eine bewegende Feierstunde. Im Vorfeld und danach hielten die Diskussionen um die Verantwortlichen für das Unglück an.

Jahrestag: Duisburg trauert um Loveparade-Opfer
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Kaum eine Woche, in der in diesem Jahr die Loveparade-Katastrophe vom 24. Juli 2010 nicht nachwirkte. Am offensichtlichsten wurde dies am Jahrestag, als sich erneut in Duisburg viele Menschen versammelten, um der Toten und Verletzten zu gedenken. Bei strömendem Regen fand in der MSV-Arena eine bewegende Feierstunde mit Hinterbliebenen und Angehörigen der Opfer sowie vielen prominenten Vertretern aus Politik und Gesellschaft statt. Auch im Unglückstunnel wurden die Erinnerungen an dieses furchtbare Unglück noch einmal wach. Ein Mahnmal in der Nähe des Unglücksortes lässt seit Juni Passanten und Besucher innehalten. Bei dem Jahresgedächtnis fehlte einer: Oberbürgermeister Sauerland kam nicht, weil die Veranstalter um sein Fernbleiben gebeten hatten.

Die Tatsache, dass er nach wie vor im Amt ist, sorgte nicht nur an diesem Tag, sondern während des gesamten Jahres immer wieder für Diskussionen. Zwar gehört er nicht zu den Beschuldigten, gegen die die Staatsanwaltschaft im Zusammenhang mit der Katastrophe ermittelt, doch in den Augen einer breiten Öffentlichkeit war er auch in 2011 derjenige, der die politische Verantwortung übernehmen und darum zurücktreten muss. Die Bürgerinitiative "Neuanfang für Duisburg" sammelte innerhalb von vier Monaten rund 72000 gültige Unterschriften und legte damit die Grundlage für das Abwahlverfahren in wenigen Wochen. Ermöglicht wurde er erst durch eine Gesetzesänderung im Landtag. Sauerland, der nach dem Jahrestag sein Schweigen brach und etliche öffentliche Interviews gab, wird beim Jahresrückblick 2012 möglicherweise als erstes Stadtoberhaupt in NRW genannt werden, der von Bürgern aus dem Amt gewählt wurde. Es sei denn, er übersteht das Abwahlverfahren.

Mögliche Versäumnisse und Fehler der Verwaltung wird die Staatsanwaltschaft nachweisen, die in diesem Jahr einen Zwischenbericht ihrer Ermittlungen erstellte. Darin hatte sie allerdings ihren Blick auch auf die Polizei gelenkt. In dem viele Hundert Seiten dicken Bericht wird der Eindruck vermittelt, dass es innerhalb der Polizei erhebliche Kommunikationsprobleme gegeben haben könnte und möglicherweise wichtige Mitteilungen nicht an die entscheidenden Stellen hätten durchdringen, bzw. Einsatzbefehle nicht schnell genug weitergegeben werden können. Aber auch der Veranstalter der Loveparade bleibt im Fokus der staatsanwaltschaftlichen Ermittlungen.

(RP)
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