Duisburg Zahmer Gangster-Rapper

Duisburg · Am UCI warteten gestern Scharen von Jugendlichen auf ihr Idol Sido, der eigentlich Paul Würdig heißt. Er gab fleißig Autogramme und stellte seinen neuen Film "Blutzbrüdaz" vor.

Sido stellt "Blutzbrüdaz" in Duisburg vor
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Sido stellt "Blutzbrüdaz" in Duisburg vor

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In tief hängenden Baggies (Hosen), weiten Hoodies (Kapuzenpullover) und mit großen Basecaps (Kappen) empfingen gestern Scharen von Jugendlichen Rap-Ikone Sido zur Preview seines neuen Films "Blutzbrüdaz". Fast pünktlich und ebenso gelassen wie die Fans präsentierten sich Hauptdarsteller Sido sowie Regisseur Özgür Yildrim den Jugendlichen.

Die angereisten Fans machten klar: Hip-Hop ist nichts für kreischende Teenager. Weinende Mädchen und hysterische Rufe aus dem Publikum? Fehlanzeige! Deutscher Rap, die eigenen Gefühle in Worte packen — für wahre Fans ist das ein Lebensgefühl. Haybert Ghaharemanias aus Homberg hatte es mit seinem Freund Furkan Aksakal in die erste Reihe geschafft, um dem Vorbild einmal ganz nah zu sein. "Rap, das ist unser Ding, unser Leben. Sido ist so groß, weil er sich traut, die Dinge auszusprechen, vor denen die anderen Angst haben" sagen die beiden 16-jährigen.

Dass Sido einen Tag vor der offiziellen Kino-Premiere zur Autogrammstunde und Preview in die UCI-Kinowelt in Neudorf gekommen war, begeistert die Fans. "Sido ist ein Teil meiner Jugend. Dass er hier zu uns nach Duisburg kommt, ist einfach der Hammer", freute sich die 18-jährige Ricarda Pergolizzi, die mit ihrer Freundin extra aus Neukirchen-Vluyn angereist war. Die Erwartungen an "Blutzbrüdaz" ist groß. Viele Rap-Fans haben noch die Bushido-Biografie "Zeiten ändern Dich" vor Augen. "Anstatt Lügen und Hochnäsigkeit erwarte ich Ehrlichkeit und schauspielerisches Talent", meinte die 17-jährige Magdalena Giebelmann, die ganz gespannt auf den Film ist. Die Erfahrung des Regisseurs Özgür Yildrim, der mit seinem Film "Chico" die Realität der Drogenszene schilderte, lässt erwarten, dass "Blutzbrüdaz" echte Einblicke in die Berliner Hip-Hop-Szene gibt, anstatt mit übertriebenen Klischees zu spielen.

Wieviel Sido in Hauptcharakter Otis steckt, wollte der Gangster-Rapper, der sich gestern ganz lieb und handzahm gab, nicht verraten. "Die Geschichte von zwei Jungs aus einem Berliner Ghetto, die Hip-Hop-Tapes produzieren, ist nicht nur meine Geschichte, sondern auch die anderer Künstler wie die Atzen oder Kool Savas", erklärt Sido die Parallelen zu seinem eigenen Lebensweg. Der geborene Berliner fühlt sich wohl im Ruhrpott. Er genießt die raue Art des Reviers und die direkte Art der Menschen — eben die Schnittstellen, die Duisburg mit Berlin verbinden. Bisher hat ihn aber nichts für längere Zeit hierher gezogen; die Szene fehle, meinte er gestern. Die Fans, die auf ihn gewartet hatten, bewiesen, dass dies nicht unbedingt zutrifft.

(RP/anch)
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