Duisburg Eine große Hilfe für junge Patienten

Duisburg · Seit 20 Jahren gibt es den Förderverein "Struwwelpeter". Er besteht aus 30 Mitarbeitern des Bertha-Krankenhauses, die den Kindern und Jugendlichen mit psychischen Problemen das Leben etwas einfacher machen wollen.

 Sylvia Martens, Oliver Lange, Stefanie Jordan und Heike Dinter (v.l.) vom Förderverein auf den Gokarts, die sie im vergangenen Jahr für die Kinder und Jugendlichen angeschafft haben.

Sylvia Martens, Oliver Lange, Stefanie Jordan und Heike Dinter (v.l.) vom Förderverein auf den Gokarts, die sie im vergangenen Jahr für die Kinder und Jugendlichen angeschafft haben.

Foto: ralf Hohl

Einzelgespräche, Bewegungs-, Musik-, Physio- und Ergotherapie, soziales Kompetenztraining, Gesprächsgruppen, Familienberatung — die Therapiepläne der Mädchen und Jungen, die sich in der Kinder- und Jugendpsychiatrie am Bertha-Krankenhaus behandeln lassen, sind voll gepackt. Hinzu kommen die Unterrichtsstunden an der Sonnenschule. Schließlich sollen die jungen Menschen den Anschluss nicht verlieren, so lange sie nicht ihre gewohnte Schule besuchen können. Dass die Kinder und Jugendlichen, die unter Verhaltensstörungen und seelischen Erkrankungen leiden, zwischendurch auch mal an etwas anderes denken können und einen Ausgleich bekommen, dafür sorgt der Förderverein "Struwwelpeter" nun schon seit 20 Jahren.

"Uns geht es darum, die Kinder und Jugendlichen, aber auch die Eltern und Angehörigen so gut es geht zu unterstützen", sagt Sylvia Martens, Bewegungstherapeutin und Vorsitzende des Fördervereins. Damit meint sie sowohl die Kinder, die die Tagesklinik mit ihren zehn Plätzen besuchen, als auch die Mädchen und Jungen im stationären Bereich. Diese 25 Betten sind eigentlich immer belegt, die reguläre Verweildauer beträgt acht Wochen.

Damit den jungen Patienten nicht die Decke auf den Kopf fällt, organisiert der Förderverein beispielsweise Ausflüge. Kürzlich fuhr eine Gruppe ins "Irrland" nach Kevelaer. Man war auch schon im Bergbaumuseum in Bochum, ein- bis zweimal im Jahr geht es ins Phantasialand bei Brühl. Auch Bowling, Minigolf sowie Kino- und Zirkusbesuche gehören zum Programm. Einer der Höhepunkte bislang war eine Lama-Wanderung mit Elisabeth Nieskens durch den Duisburger Süden.

"Wir haben uns aber auch Angebote direkt vor Ort auf die Fahne geschrieben", sagt Martens. Im vergangenen Jahr etwa hat der Förderverein zehn geländetaugliche Gokarts angeschafft, die seitdem ständig in Beschlag sind. Möglich gemacht hatte dies eine Spende der Sparkasse Duisburg. Ebenfalls 2012 hatte die Rheinhauser Laienschauspieltruppe "Bühne 47" 1500 Euro an den Förderverein gespendet. Davon konnten mobile Streetbasketball-Körbe angeschafft werden. Und von einer Spende der Sparda-Bank gab es jüngst eine wetterfeste Tischtennisplatte, die jetzt draußen hinter dem Krankenhaus steht und viel genutzt wird.

Eines wird hieran ganz deutlich: Die Mitglieder des Fördervereins legen Wert darauf, dass die Kinder sich an der frischen Luft bewegen. "Hier können sie zwischen den Therapien ihren Frust abbauen und sich abreagieren. Sie lernen zudem, miteinander zu spielen und zu agieren", sagt Stationsleiterin Heike Dinter, die seit 15 Jahren Mitglied im Förderverein ist.

Sie und die anderen Mitglieder sorgen jedoch nicht nur für Freizeitausgleich für die jungen Patienten; sie greifen auch finanziell gebeutelten Familien unter die Arme. Der Förderverein hat dazu vor Jahren eine Sozialkasse gegründet. "Es gab schon Kinder, die hatten keinen Badeanzug und konnten nicht am Schwimmen teilnehmen", erinnert sich Martens. Auch mit warmen Winterjacken und Turnschuhen wurden schon einige junge Patienten versorgt.

Zudem ist dem Förderverein Aufklärungsarbeit sehr wichtig. Denn obwohl sich seit der Vereinsgründung am 29. September 1993 schon einiges verbessert hat, sind psychische Erkrankungen noch immer ein heikles Thema. Egal ob verursacht durch Mobbing, Ängste, Lernschwierigkeiten, ADHS, die Scheidung der Eltern, Missbrauch oder andere traumatische Erlebnisse — wenn Kinder und Jugendliche auf dem Schulhof oder im Freundeskreis dann auch noch deswegen gehänselt werden, verschlimmert sich ihr Problem nur noch weiter. Sylvia Martens: "Deswegen will der Förderverein auch gegen Stigmatisierung kämpfen."

(RP)
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