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Altenheim in Duisburg Erinnerungen auf langen Fluren

Duisburg · Ramona Jansie-Pater hat als Leiterin der „Sozial-Kulturellen Dienste“ im Pro Seniore Domizil Rheinhausen eine Ausstellung eingerichtet. Sie zeigt den Menschen Stücke aus ihrer Vergangenheit.

 Ursula und Josef Beerwerth mit Residenzleiterin Julia Siebers (links) und Ramona Jansie-Pater.

Ursula und Josef Beerwerth mit Residenzleiterin Julia Siebers (links) und Ramona Jansie-Pater.

Foto: Peter Klucken

Ein Tag im Seniorenheim kann lang, kann langweilig werden – besonders in diesen Corona-Zeiten. Das haben Josef Beerwerth und seine Frau Ursula am eigenen Leib erfahren, als sie im vergangenen Dezember ihr schönes Haus in Mündelheim verließen und seitdem im Pro Seniore Domizil Rheinhausen leben.

Der Entschluss zum Umzug in ein Seniorenheim sei ihnen nicht leicht gefallen, gesteht Josef Beerwerth, aber er sei angesichts ihres körperlichen Zustandes dennoch vernünftig gewesen. Da gebe es nichts zu bereuen. An den pflegenden Menschen, am Haus und an der Verpflegung sei nichts auszusetzten, im Gegenteil: „Damit sind wir sehr zufrieden“, sagt der ehemalige Schulrat, der viele Jahre Vorsitzender des Mündelheimer Bürgervereins war und als Autor eines der schönsten Heimatbücher („Mündelheim – Heimat im großen Rheinbogen”) bleibende Spuren hinterlassen hat. Für sein bürgerschaftliches Engagement wurde er auch von der Stadt Duisburg geehrt. Beerwerth ist ein vielseitig interessierter Mensch, ein Bildungsbürger im besten Sinne mit einem nach wie vor phänomenalem Gedächtnis. Man kann sich vorstellen, dass es für ihn nicht einfach ist, sich in einem Seniorenheim einzuleben.

Umso bemerkenswerter ist es, dass er mich, den Journalisten, den er schon als Kind kannte (eine Tochter der Beerwerths war in derselben Grundschulklasse wie ich), anrief und sagte, ich solle doch unbedingt über die Ausstellung schreiben, die eine niederländische Mitarbeiterin des Hauses eingerichtet habe.

 Ein Objekt aus der Haushaltsabteilung.

Ein Objekt aus der Haushaltsabteilung.

Foto: Peter Klucken

Nach Absprache mit der Residenzleiterin Julia Siebers und einem negativen Corona-Test, der im Seniore-Domizil durchgeführt wurde, konnte ich nun das Ehepaar Beerwerth besuchen und mir die Ausstellung von Ramona Jansie-Pater, Leiterin der „Sozial-Kulturellen Dienste“, ansehen (im „Domizil” sind alle zweimal geimpft).

Ramona Jansie-Pater hat ihr Examen in den Niederlanden absolviert, wo sie anfangs auch gearbeitet hat. Die Liebe führte sie nach Deutschland. Seit fünf Jahren arbeitet sie nun im Domizil am Flutweg 1 in Rheinhausen. Im „Sozial-Kulturellen Dienst“ sind neben Ramona Jansie-Pater insgesamt zehn Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter beschäftigt, davon die meisten in Teilzeit. Dieser Dienst hat die Aufgabe, den Bewohnern des Hauses ein attraktives Angebot zu machen. Dazu gehören Themenwochen, Ausflüge, die Gestaltung von Festen, kulturelle und spielerische Aktivitäten sowie die Gestaltung eines abwechslungsreichen Tagesprogramms. All das musste leider in der Corona-Zeit eingeschränkt werden.

 Der kleine Koffer soll schöne Erinnerungen wecken.

Der kleine Koffer soll schöne Erinnerungen wecken.

Foto: Peter Klucken

Die von Josef Beerwerth gelobte Ausstellung war indes von Corona nicht betroffen. „Erinnerungen“ ist das Generalthema, das Ramona Jansie-Pater auf den drei Etagen des Hauses mit Ideen, Objekten und Fundstücken gestaltet hat. Die langen Flure des Hauses, die ansonsten trist wirken könnten, bekommen durch die Ausstellung eine positive Erlebnis-Atmosphäre.

Bei den Erinnerungen geht es beispielsweise ums Reisen, ferne Länder und Urlaub, ums Kochen, um Hausarbeit, um Musik oder das weite Feld der Kommunikation. Wer den kleinen Koffer, der an einer Wand befestigt ist, öffnet, blickt auf Palmen und liest die Frage: „Was sind Ihre schönsten Urlaubserinnerungen?“

 Die besten Rezepte von damals.

Die besten Rezepte von damals.

Foto: Peter Klucken

Die große Foto-Tapete zeigt einen schönen Wald. Ein richtiges Vogelhäuschen ist auch dabei, und wer auf einen Knopf drückt, hört Vögel zwitschern. In der Abteilung „Küche“ sieht man einige alte Kochbücher von Dr. Oetker. „Die hat mir meine Schwiegermutter überlassen“, sagt Ramona Jansie-Pater. Und in der „Kommunikations“-Abteilung steht ein Telefon von anno dazumal.

Die Ausstellung soll allgemein dazu anregen, miteinander ins Gespräch zu kommen. Sie kann mit entsprechender Begleitung auch helfen, Menschen, die an Demenz leiden, zu fördern.

Josef Beerwerth, „einmal Pädagoge, immer Pädagoge“, findet diese Erinnerungsausstellung vorbildlich. „Das wurde mit Köpfchen geplant und gemacht, Frau Jansie-Pater und ihr Team haben Anerkennung für ihre Arbeit verdient“, sagt er.

Inzwischen haben aber auch Julia Siebers und ihre Mitarbeiter erkannt, was sie an Josef Beerwerth haben. An der nächsten Ausgabe der Hauszeitung „Domizilbote“ wirkt er als Autor und Lektor mit. „Er übersieht keinen Fehler“, sagt Ramona Jansie-Pater.

 Ein Telefon von anno dazumal.

Ein Telefon von anno dazumal.

Foto: Peter Klucken

Wenn die Corona-Beschränkungen aufgehoben werden, dann möchte Beerwerth einen Literaturkreis anbieten. Er hofft, dass sich dafür unter den 86 Mitbewohnern genügend Interessenten finden. Aber wer weiß, vielleicht spricht sich ein solcher Literaturkreis auch außerhalb des Domizils um. Wer Josef Beerwerth kennt, weiß, dass er mit Sachverstand und Engagement ein interessantes Angebot zu machen versteht. Das kann er auch noch mit seinen jetzt 94 Jahren!

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