Kaiserswerther Straße Weiter Streit um lautes Pflaster

Düsseldorf · Die Kaiserswerther Straße kommt nicht zur Ruhe. Ein Tempo-Limit in den Nachtstunden hat aus Sicht der Anwohner zu keiner deutlichen Verminderung der Lärmbelästigung geführt. Der Ärger über die Verwaltung wächst.

 Das Pflaster auf der Kaiserswerther Straße ist den Anwohnern zu laut.

Das Pflaster auf der Kaiserswerther Straße ist den Anwohnern zu laut.

Foto: RP, Hans-Jürgen Bauer

Seit Sommer vergangenen Jahres dürfen Autofahrer auf der Kaiserswerther Straße zwischen Reeser Platz und Freiligrathplatz in der Nacht mit maximal Tempo 30 fahren. "Anfangs haben sich die meisten noch an die Geschwindigkeitsbeschränkung gehalten", sagt Hubert Braun von der Initiative "Denkmal-Lärm". "Inzwischen sind die Autofahrer aber nicht mehr so diszipliniert". Für die Anwohner der Kaiserswerther Straße ist das besonders ärgerlich, denn sie leiden seit Jahrzehnten unter dem Lärm, den der Verkehr auf dem Kopfsteinpflaster verursacht.

Politiker uneinig

Um zu belegen, dass die Maßnahme keine Wirkung zeigt, haben die Betroffenen selbst Geschwindigkeitsmessungen vorgenommen und festgestellt, dass sich ein großer Teil der Autofahrer nicht an Tempo 30 hält. Aus Sicht des CDU-Ratsherren Andreas Hartnigk hat sich die Lage hingegen entspannt. "Ich kann mir aber vorstellen", sagt der CDU-Verkehrsexperte, "dass der Rat über verstärkte Geschwindigkeits-Kontrollen reden wird." Das sei nicht genug, so Martin Volkenrath (SPD), Vorsitzender des Ordnungs- und Verkehrsausschusses. Er plädiert für ein durchgehendes Tempo-Limit. Eine Chance für den grundlegenden Umbau der Kaiserswerter Straße sieht Volkenrath aus Kostengründen aber nicht.

Das größere Hindernis für die Pflaster-Gegner sind allerdings nicht die Haushaltsmittel: Der Belag steht unter Denkmalschutz. Seine historische Bedeutung stellen die Mitglieder der Initiative aber infrage, weil das Kopfsteinpflaster von den Nationalsozialisten verlegt worden ist. Die Pflaster-Gegner werfen der Unteren Denkmalbehörde vor, die Denkmalwürdigkeit widerrechtlich durchgesetzt und die Belange der Anwohner ignoriert zu haben. Ein juristisches Guthaben, das die Initiative an den Oberbürgermeister geschickt hatte, stellt grobe Verfahrensmängel fest. "Viele Dokumente fehlen", sagt Braun und wirft der Leitung der Unteren Denkmalbehörde vor, die Akten bereinigt zu haben, um die Unrechtmäßigkeit der Eintragung in die Denkmal-Liste zu verschleiern.

"Hinters Licht geführt"

Inzwischen liegt Braun eine Antwort der Verwaltung vor, in der der zuständige Dezernent Gregor Bonin die Denkmalwürdigkeit des Kopfsteinpflasters und den Verwaltungsakt verteidigt. Doch das Schreiben hat die Mitglieder der Initiative noch wütender gemacht, da sie die Kernkritik eines "intransparenten und willkürlichen Behördenprozesses" nicht ausgeräumt sehen. "Die Untere Denkmalbehörde hat die Stadtspitze hinters Licht geführt", sagt Braun, der eine persönliche Stellungnahme des OB erwartet hat. Eine Erklärung auf Anfrage der RP hat die Verwaltung bisher nicht gegeben.

(RP)
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