Kaiserswerth Von der Arzthelferin zur Fotografin

Kaiserswerth · Die Kaiserswertherin Elke Pouchet hat oft ihr Leben neu ausgerichtet. Nach einer Rückkehr aus den USA macht sie nun Fotos.

 Elke Pouchet macht es glücklich, wenn sich andere Menschen über ihre Bilder freuen. Sie schätzt an ihrer Arbeit, viel mit jungen Menschen zu tun zu haben.

Elke Pouchet macht es glücklich, wenn sich andere Menschen über ihre Bilder freuen. Sie schätzt an ihrer Arbeit, viel mit jungen Menschen zu tun zu haben.

Foto: Andreas Bretz

"Mit 30 dachte ich: Im nächsten Leben werde ich Fotografin", sagt Elke Pouchet und lacht. Jetzt, mit 57 weiß sie, dass sie nicht auf das nächste Leben warten muss. Seit vier Jahren arbeitet sie inzwischen als Fotografin. Dass sie das mal tun würde, hätte sie sich nie träumen lassen, als sie nach einer Ausbildung zur Arzthelferin ins Studium der Betriebswirtschaftslehre startete. Nebenher jobbte sie bei Modenschauen hinter der Bühne. "Das war toll, aber total unorganisiert", sagt Pouchet. Deswegen fing sie an, selbst Shows zu organisieren.

Irgendwann sagte bei einer Gala die Stylistin ab - und so übernahm die 57-Jährige kurzerhand selbst diese Aufgabe. "Ich dachte gar nicht, dass ich kreativ bin. Ich wusste so viel nicht, deswegen war ich mutig und habe das einfach gemacht." Als Stylistin beginnt sie, um die Welt zu reisen, ist bei Fotoshootings dabei und lernt immer weiter. Und weil in den USA kaum jemand ihren Vornamen "Elke" richtig aussprechen kann, ändert sie ihn in Elle.

In der Dominikanischen Republik macht ein Fotograf sie dann darauf aufmerksam, dass ihr Interesse für Fotografie kein Traum bleiben muss. "Um uns herum waren viele Kinder, mit denen habe ich auf Spanisch geredet und sie mit meiner Polaroidkamera fotografiert. Da sagte er mir: 'Du musst fotografieren, du siehst das Bild einfach'." Der Umgang mit Menschen sei das Kapital als Fotograf, sagt Pouchet. Die Technik könne man lernen. Als Stylistin denkt und spricht sie in Bildern. Sie hat gelernt, sich auf ihren Bauch zu verlassen und sich durchzusetzen - meist mit positiven Reaktionen aus dem Umfeld. Trotz des Foto-Traums arbeitete sie erst weiter als Stylistin. Gemeinsam mit ihrem Mann zog sie in die USA, nach Carmel in Kalifornien ("wo auch Clint Eastwood wohnt"). Dort baute sie mit ihm gemeinsam sein Unternehmen auf. "Dadurch arbeitete ich 40 Prozent weniger in meinem Stylingjob, um meinen Mann zu unterstützen". Sie lebte in dieser Zeit permanent im Flieger zwischen USA und Europa. Dann kamen die Trennung und die Scheidung: "Ich hatte das Gefühl, mir wird der Boden weggezogen", berichtete Pouchet. Wieder in Düsseldorf, kaufte sie eine Kamera. "Nach einem Jahr hat es mich dann gepackt, ich habe auf einen Schlag die Kamera genommen und losfotografiert."

Es kamen Aufträge, inzwischen fotografiert Pouchet alles von Mode über Firmenporträts bis hin zu Familien und Veranstaltungen. "Das macht mich einfach glücklich, wenn sich Menschen über die Bilder freuen." In Kaiserswerth hat sie eine Wohnung mit kleiner Garage, in der sie auch arbeitet. "Manchmal vergesse ich alles über der Arbeit und wundere mich dann plötzlich, warum die Vögel zwitschern", sagt sie.

Als Fotografin entdeckt sie immer wieder Neues. "Ich lerne immer noch dazu, dadurch bin ich viel mit jungen Leuten zusammen. Ich finde es wichtig, dass man sie ernst nimmt und ihnen Chancen gibt." Auch Dankbarkeit ist Elke Pouchet wichtig: "Man sollte nicht vergessen, wer einem geholfen hat. Ich bin dankbar für jeden, der mich meinem Traum näher gebracht hat." Denn natürlich hat auch Pouchet Vorbilder gehabt, zum Beispiel eine andere junge Frau, die sie mit Anfang 20 kennenlernte. "Das war eine coole, tolerante, wissende Frau, und das habe ich bewundert. So wollte ich auch sein." Und das hat sie geschafft.

(RP)
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