Historischer Fund in Düsseldorf Diese Bierflasche ist rund 100 Jahre alt

Heerdt · Thomas Jung aus Düsseldorf hat ein Relikt aus der Heerdter Vergangenheit entdeckt. Es erinnert an die Heerdterhof-Brauerei, die bereits im Jahr 1921 den Betrieb einstellte.

 Thomas Jung (links) ist der Finder der Bierflache, Achim Hüren der Bewahrer. Beide stehen im Hof der ehemaligen Brauerei.

Thomas Jung (links) ist der Finder der Bierflache, Achim Hüren der Bewahrer. Beide stehen im Hof der ehemaligen Brauerei.

Foto: Andreas Bretz

Die Idee der Heerdter Schützen, eigenes Bier unter dem Namen "Heerdter Hofbräu" brauen zu lassen, war der Auslöser. "Ich habe durch den Bericht in der RP davon erfahren", sagt Installateur Thomas Jung. "Und dann erinnerte ich mich daran, dass ich vor fast 30 Jahren bei Grabungen eine Flasche mit dem Schriftzug ,Heerdterhof-Brauerei' gefunden hatte." Dies sei im Stadtteil Büderich gewesen. "Ich hatte den Auftrag, ein aus den 1920er Jahren stammendes Haus an sämtliche Versorgungsleitungen neu anzuschließen." Bei den Erdarbeiten habe er die Flasche gefunden. "Als ich sie von der Erde befreit hatte, entdeckte ich die ins Glas geprägte Aufschrift." Sofort habe er als gebürtiger Heerdter - sein Vater Diethelm Jung hatte ein Lebensmittelgeschäft an der Pestalozzistraße - geahnt, dass er eine Rarität in Händen halte, für manchen Sammler einen "Schatz".

"Niemand wollte ihn haben"

Seinen Fund wollte Jung aber nicht behalten, sondern bot ihn im Internet an. "Niemand wollte ihn haben", bedauert er. "Ich habe die Flasche dann in mein Büro gestellt - bis zu dem Zeitungsartikel in der RP. Sofort habe er Kontakt zu Achim Hüren aufgenommen und ihm sein Fundstück angeboten. Und der griff gleich zu. Denn auch Hüren stammt aus einer weit verzweigten Heerdter Familie, die stets auf den Spuren der "Dorfgeschichte" ist. "Ich habe versucht, auch den im Internet angebotenen Bierkrug mit dem Schriftzug der alten Brauerei zu ergattern, hatte aber bei der Versteigerung kein Glück", sagte Hüren. Trotzdem hat Hüren einen Trumpf in der Tasche. Denn er kann Interessierte zum Standort der ehemaligen Heerdterhof-Brauerei führen. Sie lag am Heerdter Hof - heute erinnert nur noch der Straßenname an sie - und gehörte zu einem großen Gebäudekomplex mit Hofbrauerei, Mälzerei, Molkerei und Stallungen für Rinder, Schafe und Schweine.

Adresse Nikolaus-Knopp-Platz 24

Wer die drei Stufen der "Passage" am Nikolaus-Knopp-Platz 24 hinunter steigt, steht bereits auf dem damaligen Hof des Unternehmens. Das fünfgeschossige Haus rechter Hand ist das Brauhaus während der davorliegende Flachbau die Wohnung des Braumeisters Schmitz beherbergte. Der einstige, vor dem Haus stehende Schornstein ist abgetragen, die hinter dem Haus liegenden Brunnen sind zugeschüttet. Die noch erhaltenen Gebäude wurden überwiegend in Wohnungen umgebaut. Erhalten ist noch der gewaltige Eiskeller, in dem das Bier in Holzfässern bis zur Abfüllung lagerte.

Er ist nicht zu besichtigen, weil er hermetisch abgeschlossen ist. Nur vermooste Treppen führen ins Unsichtbare. Alfred Wilms (1930-2011), einst Archivar des Heerdter Bürgervereins, hatte in einer Ausgabe der Buchreihe "Heerdt im Wandel der Zeit" einen Bericht über die alte Brauerei verfasst und festgestellt, "dass es für die Jugend des 19. Jahrhunderts ein imposantes Schauspiel gewesen sein muss, wenn das Eis des Baggerlochs am ,Hole Berg' (heute Albertussee) mit Sägen auseinandergeschnitten und mit Rössern zum Eiskeller gekarrt wurde. Wenn es die Gespanne allein nicht schafften mussten die Heerdter Spediteure Göbels, Breuer und Herx einspringen um den großen Eisbedarf der Brauerei unter Dach und Fach zu bringen."

1921 wurde die von Wilhelm Reinartz gegründete Brauerei stillgelegt. Während des Zweiten Weltkriegs war im Keller ein Lazarett mit 100 Betten, Verbands- und Operationsräumen eingerichtet worden.

(RP)
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