Stadtteil-Check Der Stadtteil mit Familienfaktor

Die Carlstadt ist mit einem knappen halben Quadratkilometer der kleinste Stadtteil Düsseldorfs. Das Leben pulsiert gepflegt, es gibt zudem sehr ruhige Ecken. Kultur, Grün, Gastronomie und Shopping machen das Viertel angenehm.

 Theo Fitsos an der „Zicke“, seine Hauskneipe ist gleichzeitig Treffpunkt und Büro. Der DJ wohnt zehn Meter weiter an der Bäckerstraße.

Theo Fitsos an der „Zicke“, seine Hauskneipe ist gleichzeitig Treffpunkt und Büro. Der DJ wohnt zehn Meter weiter an der Bäckerstraße.

Foto: Uwe-Jens Ruhnau

Theo Fitsos ist der angesagteste DJ der Düsseldorfer Gesellschaft, er könnte an jedem Freitag- oder Samstagabend drei bis vier Engagements haben. Das ginge nicht, aber selbst wenn es möglich wäre, der 57-Jährige würde es nicht wollen. Ob er einen Auftrag annimmt, entscheidet er nach Lust und Laune und natürlich nach Sympathie. Es könnte auch sein, dass eine gute Verhandlungsrunde in Theos Open-Air-Büro den Ausschlag gibt. Das ist die Terrasse des Bistros „Zicke“, eine Gastro-Legende, nur einen Steinwurf vom Rhein entfernt. Der Grieche lebt nur wenige Meter weiter.

Ein Zauberort, „mitten drin und weit weg“, wie Theo sagt, und vielleicht hat sich tatsächlich ein griechischer Gott auf den Weg gemacht und seinem Landsmann zum Glück verholfen. Gefunden hat er es in einem Altbau an der Bäckerstraße. Zwei Wohnungen bewohnt Familie Fitsos dort nämlich seit fast 30 Jahren, 60 und 80 Quadratmeter groß und sehr erschwinglich. Da ist nichts teuer saniert worden, die Mieter sollen bleiben dürfen. „Dafür ist es auch nur Einfachverglasung“, sagt der DJ, der hier nach seinen Jobs „das volle Gegenprogramm fährt“: keine Musik, Ruhe.

Das passt zu diesem Stück Carlstadt. Vor allem von Oktober bis März sei es wundervoll ruhig, man könne bei 10 bis 15 Grad am Rheinufer sitzen, kaum jemand komme vorbei. Mit dem Hund gehe er am Spee’schen Graben spazieren. Man grüße sich auf der Straße mit Namen, es gebe echte Nachbarschaft. Da klingele auch mal einer an der Tür, wenn man vergessen habe, das Licht am Auto abzudrehen. Theo Fitsos kauft am Carlsplatz ein, aus Faulheitsgründen mit dem Auto, das er zuweilen auch zur Lorettostraße steuert, um abends Getränke zu kaufen. Weg will er hier nicht. „Da ist hier wie eine Familie.“

 Antonia Wilhelmus mag an ihrem Viertel besonders die Nähe zum Rhein.

Antonia Wilhelmus mag an ihrem Viertel besonders die Nähe zum Rhein.

Foto: Helene Pawlitzki

2015 ist Antonia Wilhelmus nach Carlstadt gezogen – das Viertel kennt sie aber schon viel länger. 30 Jahre lang wohnt ihre Großtante bereits hier. Als die 27-Jährige aus Meerbusch dann nach der Ausbildung zur anästhesietechnischen Assistentin begann, im Evangelischen Krankenhaus zu arbeiten, wollte sie gern in die Stadt ziehen. Just wurde eine Wohnung frei, die nacheinander Oma, Onkel und Cousine gemietet hatten. „Das war ein Glückstag, Job und Wohnung – alles passierte in einer Woche“, sagt Wilhelmus, die inzwischen studiert.

Mit Carlstadt als Stadtteil hadert sie manchmal noch ein bisschen. „Hier ist alles sehr clean“, sagt sie. „Viel Subkultur gibt es hier nicht.“ Ihre Freunde hätten leider keine Chance, hier eine Wohnung zu finden, bedauert sie. „Ich habe einfach wahnsinnig Glück mit meinem Vermieter.“ Deswegen gebe es in Carlstadt auch wenig Menschen in ihrem Alter, ist ihr Gefühl. „Wenn die familiäre Bindung nicht wäre, weiß ich nicht, ob ich hier hergezogen wäre.“

Unterm Strich mag sie das Viertel aber doch – gerade die Nähe zum Rhein. „Ich brauche kein Auto, um meinen Hund mal frei laufen zu lassen – ich bin schnell am Paradiesstrand.“ Ansonsten geht sie gerne Leute gucken, etwa auf der Apollowiese. „Da ist die Mischung so toll – jung und alt, verschiedene Kulturen...“ An Carlstadt mag sie außerdem, dass der Stadtteil so gut an den ÖPNV angebunden ist. Ihr Geheimtipp: die Currywurst an der Berliner Ecke auf dem Carlsplatz. „Die schmeckt super und das Preis-Leistungs-Verhältnis ist der Hammer.“ Besonders gern geht sie unter der Woche. „Da ist das Gemüse etwas günstiger.“

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