Düsseldorfer Stadtwald Pro Jahr fallen 10.000 Bäume

Düsseldorf · Der Stadtwald wird von Fachleuten sorgfältig beobachtet. Die Zahl der gefällten Bäume ist niedriger als die der neu Gepflanzten. Der Waldbestand wird nicht kleiner. Fällungen sind nötig, weil sich die Bäume gegenseitig im Wachstum hindern würden. Es gibt keine wirtschaftlichen Gründe.

 Waldarbeiter im Düsseldorfer Stadtwald. Ihr Job verlangt eine gründliche Ausbildung, die Arbeit ist nicht ungefährlich.

Waldarbeiter im Düsseldorfer Stadtwald. Ihr Job verlangt eine gründliche Ausbildung, die Arbeit ist nicht ungefährlich.

Foto: Hans-Juergen Bauer

Spaziergänger, unterwegs im Düsseldorfer Stadtwald, stolpern seit Wochen über ein Phänomen: überall am Wegesrand liegen gefällte Bäume. "Viel mehr als in früheren Jahren", lautet die Einschätzung vieler Wanderer, die da rätselnd vor den Stamm-Stapeln stehen: Ob die Bäume wirklich krank waren, sehen doch alle ganz gesund aus? Wer entscheidet eigentlich, welcher Baum gefällt wird? Und wird in die Lücke jetzt ein neuer gepflanzt?

Ein Ortstermin im Aaper Wald, der Klärung schaffen soll: Gab es ihn in diesem Winter tatsächlich - den Kahlschlag im Düsseldorfer Forst? Gezählt hat sie niemand: die Linden, Buchen und Eschen, die dem Wald seine charakteristische Prägung geben. "Aber über eine Million Bäume werden es wohl sein", schätzt Klaus Düber, einer der drei Revierförster der Stadt.

Und eines will er gleich loswerden: "Einen Kahlschlag hat es nicht gegeben." Aber in jedem Winter nehmen sich die Forstbetriebe einen anderen Schwerpunkt vor, fällen nicht hier oder dort ein paar Stämme, sondern "durchforsten" ein bestimmtes Waldstück. "Und wenn Spaziergänger vorbeikommen, können sie schon mal den Eindruck bekommen, es sei besonders viel abgeholzt worden."

Aber das ändere nun mal nichts an der Tatsache, dass im Düsseldorfer Forst in jedem Winter die gleiche Menge Holz geschlagen würde: 5000 Kubikmeter, das sind je nach Stammdurchmesser und Höhe etwa 10.000 Bäume. Ausschließlich einer der drei Förster bestimmt bei seinen Inventurgängen durch die Natur, welcher Baum den Winter nicht überleben wird und markiert ihn mit Farbe.

Dabei räumt Klaus Düber mit einem weit verbreiteten Glauben auf: "Kranke Bäume werden gar nicht gefällt, nur dann, wenn sie am Wegesrand stehen und deshalb eine Gefahr sein können." Das müsse man ihren Stämmen nicht unbedingt ansehen, "oft sind nur ihre Kronen morsch." Gefällt wird noch aus einem zweiten Grund: Wenn Bäume zu dicht beieinander stehen, wird einer geopfert, damit sein Nachbar mehr Licht bekommt. "Das kann auch einen alten Baum treffen", erläutert Klaus Düber und weist auf den Stamm einer über 100-jährigen Buche, die zum Abtransport bereitliegt.

Zwar wird Holz zu einem Teil an die Papier- oder Möbelindustrie verkauft, "aber im Stadtwald wird kein Baum aus wirtschaftlichen Gründen gefällt", versichert Manfred Krick, Leiter des Garten-, Friedhof- und Forstamtes. Düsseldorf habe sich als eine der ersten Städte zu nachhaltiger Waldwirtschaft verpflichtet, was durch ein Zertifikat vom Umweltverband "Naturland" bestätigt wird.

Krick: "Danach muss der Zuwachs mindestens so groß sein wie der Schwund." Das bedeutet nicht nur, dass pro Jahr etwa 12.000 neue Bäume gepflanzt werden, sondern dass die bestehenden Bäume an Umfang zulegen. Rechnet man - wie die Fachleute - in Kubikmetern, bliebe dadurch der Waldbestand gleich. Die Arbeit im Forst überlässt die Stadt ausschließlich eigenen Mitarbeitern.

Krick: "Wir wollen die Kontrolle haben und selbst bestimmen, wann im Wald gearbeitet wird." So wird zwischen Oktober und Februar gefällt, meist wenn der Boden gefroren ist, "um mit den Maschinen und Transportfahrzeugen möglichst wenig Schäden anzurichten." Manchmal sei es allerdings notwendig, wie gerade in einem privaten Waldstück in Gerresheim, eine Schneise in die Natur zu schlagen, damit der Transport der Stämme möglich ist.

"Das ist besser, als kreuz und quer wie früher durch den Wald zu fahren." In der übrigen Zeit des Jahres sind die 30 städtischen Forstwirte damit beschäftigt, das Wegenetz auszubessern, Bänke zu bauen und die 20 Waldspielplätze zu pflegen. Arbeiten, die so regelmäßig wiederkehren, wie der Frühling. Ein ewiger Kreislauf.

(RP/anch)
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