Sport trotz Krankheit Parkinson-Patienten spielen Tennis gegen das Zittern

Düsseldorf · Jeden Donnerstag treffen sich beim TC Rot-Weiß an Parkinson erkrankte Düsseldorfer zum Tennisspielen. Der Sport hilft, die Symptome der Krankheit kurzfristig zu unterdrücken. Außerdem können sich die Mitglieder mit anderen Leidensgenossen austauschen.

 Günter Jamin (Mitte) hat die Gruppe „Tennis contra Parkinson“ vor zwei Jahren gegründet.

Günter Jamin (Mitte) hat die Gruppe „Tennis contra Parkinson“ vor zwei Jahren gegründet.

Foto: Hans-Juergen Bauer (hjba)

Gut zehn Menschen zwischen 50 und 73 Jahren liegen auf Yogamatten auf dem Boden der Tennishalle, fahren mit den Füßen Fahrrad in der Luft. Trainer Dieter Kumstel geht zwischen ihnen hin und her, korrigiert, verbessert, motiviert. Fast alle Sportler atmen inzwischen schwer, und einigen zittern die Hände. Denn die Männer und Frauen, die sich einmal in der Woche auf dem Gelände des Tennisclubs Rot-Weiß treffen, haben Parkinson – und treiben dennoch regelmäßig Sport.

„Tennis contra Parkinson“ nennt sich die Gruppe, die jeden Donnerstag drei Stunden lang auf dem Tennisfeld steht – eine Stunde gibt es Gymnastik, zwei Stunden fliegen die Bälle – und zwar mit viel Schwung, bedenkt man, dass der Gesundheitszustand einiger Teilnehmer ziemlich schlecht ist. „Aber beim Spiel vergisst man die Krankheit“, sagt Günter Jamin. Er hat die Gruppe vor zwei Jahren ins Leben gerufen, ist selbst erkrankt und will durch den Sport aktiv bleiben. „In der Kur sitzt man nur rum, darauf habe ich keine Lust“, so Jamin. In Eigenregie hat er eine Truppe von Leidensgenossen gesucht, teilweise erfahrene Spieler, teilweise aber auch Anfänger. Inzwischen hat sich das Leistungsniveau der Gruppe merklich verbessert – auch wenn hochkarätiges Tennis nicht der Fokus der Gruppe ist. Es geht den Parkinson-Patienten auch ums Abschalten: „Wenn man hinter einem Ball herläuft, sich nur auf seinen Schlag konzentriert, dann verschwindet das Zittern“, weiß Günter Jamin aus Erfahrung.

Geleitet wird die Sporteinheit von Dieter Kumstel. Er ist Personal Trainer, privat mit Jamin befreundet und hat sich für die Gruppe zum Reha-Trainer weitergebildet. Er organisiert die Gymnastik und die Spiele, achtet darauf, dass Teilnehmer mit ähnlicher Spielstärke gegeneinander antreten. „Es ist beeindruckend, zu sehen, wie wenig man diese Erkrankung, die im Alltag viele Probleme mit sich bringt, beim Sport für eine Zeit ignorieren kann“, so der Übungsleiter.

Gespielt wird im Winter in der Halle, im Sommer auf den Ascheplätzen des Tennisclubs. In der Halle ist es etwas eng, da regelmäßig mehr als zehn Gruppenmitglieder auf zwei Spielfeldern dabei sind. „Draußen haben wir deutlich mehr Platz zur Verfügung“, gibt Jamin zu. So spielen einige der Teilnehmer im Doppel, die anderen sitzen auf der Bank und schwatzen. Der Austausch ist ein wichtiger Aspekt der Gruppe: Man redet nicht nur, aber auch, über Parkinson, diskutiert Artikel in den Medien, medizinische Fortschritte und neue Behandlungsmethoden. „Es gibt beispielsweise Therapiepflaster, die die Dopaminunterversorgung des Körpers bekämpfen, ein bisschen wie Nikotinpflaster“, erzählt Jamin. Er und seine Mitspieler wissen, dass ihre Krankheit trotz der fortschreitenden Medizin bisher nicht heilbar ist.

Lobende Worte finden die Tennisspieler für den Verein: Der TC Rot-Weiß, der seine Anlage an der Lenaustraße 14 hat, öffnet für das Parkinson-Angebot auch Nicht-Mitgliedern seine Felder. Der Beitrag für Bälle und Platzmiete wird nur zum Teil von den Mitgliedern bezahlt. Da diese sehr verschiedene Einkommen haben, zahle jeder so viel, wie er für angemessen hält, berichtet Günter Jamin. Der Rest wird durch Spenden beglichen, die zum Teil auch von den Mitgliedern von Rot-Weiß kommen.

Die Gruppe „Tennis contra Parkinson“ steht im Austausch mit dem Neurologen Alfons Schnitzler von der Universität Düsseldorf. Günter Jamin hat ihn vor der Gründung kontaktiert, um die Auswirkungen des Sports auf Parkinsonerkrankte zu erfragen. „Die Antwort war eindeutig“, sagt Jamin, sichtlich erfreut. „Gemäßigter Sport könne nur helfen, am besten so viel wie möglich.“ Und das haben sich die Erkrankten zu Herzen genommen. Sie treffen sich jede Woche für drei Stunden, um Tennis gegen den Tremor zu spielen.

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort