Bauen in Düsseldorf Sie fürchten um ihre Existenz

Das Kulturlabor von Klaus Wagenbach und die Ponyranch von Yvonne Krüll stehen dem Bauprojekt „Auf’m Tetelberg“ im Weg.

 Klaus Wagenbach hat sich am Südring mit der Errichtung seines Kulturlabors einen Traum erfüllt.

Klaus Wagenbach hat sich am Südring mit der Errichtung seines Kulturlabors einen Traum erfüllt.

Foto: Marc Ingel

Auf dem mehr als zehn Kilometer großen Areal zwischen Völklinger Straße und Sternwartpark wird gebaut, so viel steht fest. Dass das Luisen-Gymnasium dort einen Neubau erhält, dass ein Wohnquartier mit einem Büroriegel entsteht, auch. Wie genau das Projekt „Südlich Auf’m Tetelberg“ am Ende aussehen soll, ist hingegen noch offen und wird das Ergebnis des gerade gestarteten Architektenwettbewerbs sein. Ob das, was sich über einen längeren Zeitraum an dem Standort etabliert hat, weg muss, ist wahrscheinlich, das letzte Wort ist aber noch nicht gesprochen. „Die Frage ist, ob wir nach städtebaulicher Lehre alles neu machen müssen oder ob Bestehendes erhalten bleiben kann“, sagt Planungsdezernentin Cornelia Zuschke. Bis zum 1. Oktober haben die fünf Architektenbüros nun Zeit, ihre Entwürfe zu erarbeiten. Mit „Bestehendem“ gemeint ist vor allem das Kulturlabor, Fafas Ponyranch und diverse Kleingärten.

2015 hat Klaus Wagenbach das Kulturlabor am Südring eröffnet, mitten in einem weitgehend unberührten Biotop ist hier Platz für Ausstellungen und Performances, Lesungen und Konzerte. Bereits seit zwölf Jahren hat der Künstler dort Atelier und Wohnung zugleich, es ist sein Eigentum. Fast drei Jahrzehnte hat an der Adresse ein älteres Ehepaar gewohnt, „als der Mann ins Krankenhaus musste, bin ich mit der Witwe eine Art Lebensgemeinschaft eingegangen, wir hatten ein ganz spezielles Verhältnis“, erzählt Wagenbach. Als die Dame verstarb, pachtete der 53-Jährige das gesamte Areal mit mehreren Festbauten und Werkstätten von der Stadt und eröffnete das Kulturlabor.

„Nichts, was hier an Kunst und Kultur organisiert wird, ist irgendwie gewerblich, ich verdiene damit keinen Cent“, beteuert Wagenbach, der auch auf dem mehrere 100 Quadratmeter großen Gartengelände eigene Skulpturen ausstellt oder Studenten der Kunstakademie eine Plattform gewährt. „Man stört keinen, kann auch mal Livekonzerte durchführen, ohne auf die Lautstärke achten zu müssen, denn hier wohnt ja sonst keiner“, sagt Wagenbach. Mit dem Kulturlabor hat er sich einen Lebenstraum erfüllt, zudem eine fünfstellige Summe in Elektro- oder Sanitärarbeiten investiert, „aber es gehört natürlich alles der Stadt“. Drei Jahre kann er wohl mindestens noch auf dem Gelände bleiben, insgeheim hofft der Künstler aber natürlich schon, dass sich irgendeine Lösung abzeichnet. Rund 500 Unterschriften hat er gesammelt, will für den Erhalt seines Kulturlabors kämpfen, denn Verhandlungen mit der Stadt über ein Ersatzgrundstück sind bislang nicht sehr erfolgreich verlaufen. „Das wäre stets befristet und mit Auflagen verbunden. Ich hätte nach einem Umzug keinerlei Planungssicherheit“, sagt er.

Nicht sehr optimistisch ist Yvonne Krüll, seit 13 Jahren ein Nachbar von Wagenbach. Auf Fafas Ponyranch kümmert sie sich um zwei Dutzend Ponys aus schlechter Haltung oder mit Handicap, für einige ist es mit 25 bis 30 Jahren der Altersruhesitz. Das 16.000 Quadratmeter große Gelände hat sie ebenfalls von der Stadt gepachtet. Mit Reit-AGs, Kindergeburtstagen, Ponyreiten (nur wenige der Tiere kommen dafür noch infrage) oder Ferienbetreuung kommt ein bisschen Geld rein, „das reicht aber natürlich nicht ansatzweise, um die Kosten für Tierarzt, Futter, Schmied oder Versicherung zu decken“, sagt Krüll. Spenden darf sie eigentlich nicht annehmen, „ich bin ja kein Verein“, es zeichnet sich aber eine Lösung ab: „Wenn ich das Geld direkt dem Tierarzt quasi in die Hand drücke, funktioniert’s vielleicht“, so die ehemalige Berufsrennreiterin, die bei einem Pferdehändler groß wurde.

 Yvonne Krüll mit zwei ihrer liebsten Ponys – Ron und Silver.

Yvonne Krüll mit zwei ihrer liebsten Ponys – Ron und Silver.

Foto: Marc Ingel

Das hilft aber alles nichts, wenn Yvonne Krüll ihre Zelte abbrechen muss. Strom bezieht sie von einem Garten gegenüber, „wenn der weg ist, kann ich eigentlich schon einpacken. Dann ist Ende im Gelände“. Ersatzgrundstücke gibt es bestimmt, „es bringt mir aber nichts, wenn das irgendwo im Norden ist, wo kein Kind alleine hinkommt“. Die zentrale Lage mit dem Eingang direkt gegenüber des Sternwartparks ist das große Plus des Standorts. Aktuell investiert Yvonne Krüll nur noch in die Instandhaltung, „größere Investitionen machen keinen Sinn mehr“. Ein Pony hat sie vermittelt, gerne würde sie sich schon jetzt von weiteren trennen, „wenn ich weiß, dass sie in gute Hände kommen“.

Seit 50 Jahren hat die Familie von Claus Coenen auf der Fläche einen Kleingarten, „ich bin hier groß geworden“, sagt er. Da er und die anderen Kleingärtner ebenfalls keinem Verein angehören, rechnet Coenen nicht damit, dass die Stadt neue Grundstücke zur Verfügung stellen wird, wenn hier geräumt wird. „Dann war’s das halt“, sagt er.

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