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Düsseldorf · Pink-Floyd-Gründer Roger Waters über sein Vorhaben, sein Album "The Wall" abermals auf die Bühne zu bringen. Auch in Düsseldorf. Wieder will er mit seiner Musik eine gigantische Mauer zum Einsturz bringen, doch soll sie vorher Projektionsfläche sein – für politische Botschaften.

 Roger Waters kurz vor seiner Pressekonferenz im Londoner Mandarin Oriental Hotel am Hyde Park.

Roger Waters kurz vor seiner Pressekonferenz im Londoner Mandarin Oriental Hotel am Hyde Park.

Foto: AP, AP

Pink-Floyd-Gründer Roger Waters über sein Vorhaben, sein Album "The Wall" abermals auf die Bühne zu bringen. Auch in Düsseldorf. Wieder will er mit seiner Musik eine gigantische Mauer zum Einsturz bringen, doch soll sie vorher Projektionsfläche sein — für politische Botschaften.

Roger Waters meint, dass die Zeit gekommen sei, die Mauer wieder aufzubauen. Der Schöpfer von den Pink-Floyd-Klassikern "Wish You Were Here" und "The Dark Side Of The Moon" kommt mit seinem "The-Wall"-Album zurück auf die Bühne. Blitzlichtgewitter und donnernder Applaus begrüßen ihn bereits bei der Verkündung dieses Vorhabens.

Roger Waters betritt den Konferenzsaal im altehrwürdigen Mandarin Oriental Hotel zu London, begibt sich gemächlich auf ein Podest und thront über seinen Gästen. Hinter den großzügig gestalteten Fenstern liegt der Hyde Park in sommerlichem Grün. Die Audienz beim verschlafen wirkenden Musikeridol ist eröffnet. "Mir geht es gut, aber es ist noch Früh", sagt er um zwölf Uhr mittags und nippt an seinem Kaffee.

Da sitzt er nun, der Mann, der mit seinem stilbildenden Schaffen — der Symbiose von Pop und Klassik — Generationen geprägt hat. Das Konzeptalbum "The Wall" gehört zum Pflichtinventar eines jeden Musikliebhabers, seine Protesthymne "Another Brick In The Wall" hat man schon während der Schulzeit gesungen — zusammen mit den Lehrern.

Roger Waters Haare sind inzwischen grau meliert, um Mund und Kinn sprießen weiße Stoppeln. Der Künstler trägt ein schwarzes Jackett und T-Shirt. Gegen halb zwei hält er ein deutsches Exportbier in der Hand — Rockstarfrühstück — und spricht mit erkennbarer Vorfreude über die Gründe für seine Rückkehr. "Meine Lebensgefährtin Laurie hat mir die Idee in den Kopf gepflanzt", erzählt Rogers und tippt mit dem Finger an seine Schläfe.

Dann redet er über das zu Erwartenden: Eine 73 Meter breite und elf Meter hohe Mauer bildet erneut den visuellen Höhepunkt des bombastischen Musikepos'. "Die Projektionstechnik unterscheidet sich heute grundlegend von der damaligen, was bedeutet, dass ich über die gesamte Fläche projizieren kann", sagt Waters. Viel Platz für den "The- Wall"-Illustrator Gerald Scarfe, natürlich werden auch dessen überdimensionalen Plastikpuppen und das abstürzende Kampfflugzeug zu sehen sein. Die Handlung bleibe die Gleiche, aber Waters will sie neu interpretieren. Die von Ängsten geprägte, semi-autobiografische Geschichte seines Protagonisten Pink weiter fassen, einen universellen politischen Zustand beschreiben.

"Auch die politischen Entscheidungen unserer Regierungen werden stark von Furcht und Angst beeinflusst. Daraus resultiert das aktuelle Dilemma", meint Waters. Die Kriege im Irak und in Afghanistan will er zum Thema machen, auf der Mauer sollen Bilder von Gefallenen gezeigt werden. "Über meine Homepage habe ich deren Angehörigen gebeten, mir Fotografien der Opfer zu schicken." Der 66-Jährige analysiert die politischen Verhältnisse, plaudert über Blair, Bush und Obama.

Die Figur der überbehütenden Mutter stelle in der neuen Produktion beispielsweise ein Symbol für Regierungen dar. "Ich will, dass wir wieder friedlich mit einander umgehen", so Waters. Auf großartige musikalische Änderungen wird er verzichten. Die Aufführung soll sich an der Albumversion orientieren. Wichtiger sind ihm die optischen Elemente. Seit Januar arbeite er mit seinem Team daran, beim Beschreiben der dazu gewonnenen technischen Möglichkeiten für die aktuelle "The-Wall- Live"-Tour gerät Waters ins Schwärmen — seine Augen funkeln jetzt wie die eines Schuljungen, der gerade seinen ersten Computer geschenkt bekommen hat.

Die Begegnung mit einem der letzten großen Männer der Popmusikgeschichte entwickelt sich zu einem Gespräch auf Augenhöhe, Waters hört seinen Fragestellern neugierig zu und ist ganz Mensch. "Können sie die Frage bitte noch mal wiederholen, auf dem linken Ohr bin ich etwas taub", bittet er einmal höflich.

Man gerät ins Plaudern und fühlt sich dabei, als plane man das bevorstehende Großereignis gemeinsam. Zum Schluss reagiert Roger Waters auch bei einer Frage, die im Vorfeld des Treffens ausdrücklich untersagt worden war, gelassen: Ob er noch mal zusammen mit den anderen Pink-Floyd-Mitgliedern auf der Bühne stehen wird?

"Da müssen sie David (Gilmour) fragen", entgegnet Roger Waters mit einem Augenzwinkern. An ihm soll es also nach dem jahrelangen Zwist der beiden Pink-Floyd-Gründer nicht mehr scheitern. Dann hebt er die Bierflasche hoch, prostet seinen Gästen zu und verabschiedet sich. Natürlich wird auch seine neue Mauer einstürzen, dafür will er sie aufbauen.

(RP)
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