Uraufführung im Düsseldorfer Schauspielhaus Maria Braun als Bühnenstück: Kabarett statt Zeitkritik

Düsseldorf (rpo). Eine Frau macht Karriere: Binnen weniger Jahre steigt Maria Braun von der kleinen Schwarzmarkt-Schieberin zum Wirtschaftswunder-Vamp auf. Zweckmäßig gibt sie sich, ob US-Soldat oder aufstrebendem Unternehmer, gerade dem Mann hin, der ihrem Aufstieg förderlich ist. "Die Ehe der Maria Braun" wurde 1979 für Rainer Werner Fassbinder als Parabel von der Verwüstung der Gefühle in der real existierenden Warenwelt zu einem der bedeutendsten deutschen Nachkriegs-Filme. In der Bühnen-Version blieb das Stück am Samstagabend bei der Uraufführung des Düsseldorfer Schauspielhauses ein weitgehend unbefriedigender Theaterabend.

<P>Düsseldorf (rpo). Eine Frau macht Karriere: Binnen weniger Jahre steigt Maria Braun von der kleinen Schwarzmarkt-Schieberin zum Wirtschaftswunder-Vamp auf. Zweckmäßig gibt sie sich, ob US-Soldat oder aufstrebendem Unternehmer, gerade dem Mann hin, der ihrem Aufstieg förderlich ist. "Die Ehe der Maria Braun" wurde 1979 für Rainer Werner Fassbinder als Parabel von der Verwüstung der Gefühle in der real existierenden Warenwelt zu einem der bedeutendsten deutschen Nachkriegs-Filme. In der Bühnen-Version blieb das Stück am Samstagabend bei der Uraufführung des Düsseldorfer Schauspielhauses ein weitgehend unbefriedigender Theaterabend.

Während der geniale Filmemacher Fassbinder mit der Verquickung von Politischem und Individuellem das Regiment des Geldes und der Kaltschnäuzigkeit in der beginnenden Bundesrepublik bloßgestellt hat, geriet das Nachkriegdrama in der Düsseldorfer Bühnen-Fassung zum wohlfeiles Unterhaltungsstück. Das amüsierwillige Premierenpublikum beklatschte ausgiebig dargebotenes Liedgut von Zarah Leander bis zu den "Caprifischern". Ein von Regisseur Burkhard C. Kosminski beabsichtigter aktuell-zeitkritischer Ansatz, die Vivisektion heute herrschender Verhältnisse zwischen Aktien-Boom und Ich-AG, blieb dabei auf der Strecke.

Auch ohne sie an der Leistung der Fassbinder-Akteurin Hanna Schygulla messen zu wollen: Bettina Engelhardt als Maria Braun wusste trotz sündteurem Pelz und Perlenkette nicht zu überzeugen. Kernsätze wie "Ich mache die Wunder lieber, als dass ich auf sie warte" klingen ohne subtil gespielten Zynismus fad. Mädchenhaft-naiv fehlte der alles dominierenden Protagonistin die Gebrochenheit eines Menschen, der von sich glaubt, den Gang der Dinge zu bestimmen - aber in Wirklichkeit von ihnen bestimmt wird.

In dem von der Regie zu nah am zerdehnten, absichtsvoll gekünstelten Fassbinder-Stil angelehnten Spiel gaben am ehesten Matthias Leja als gebrochener Kriegsheimkehrer Hermann Braun und Peter Siegenthaler als ganz unzeitgemäß redlicher Prokurist Senkenberg dem Abend Kontur. Von Fassbinders erklärtem Ziel, mit seiner Kunst "Unbehagen an den Einrichtungen des Bürgertums zu schaffen", blieb die dennoch - oder gerade deswegen - heftig beklatschte Düsseldorfer Theater-Version der "Maria Braun" weit entfernt. Weitere Aufführungen am 14., 15., 20., 25. und 26. Oktober.

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