Interview Frank Panhans „Bei der Premiere bin ich zu aufgeregt“

Düsseldorf · Der kleine Bela hat mit einer „Kreativklasse“ das Stück „Auf Klassenfahrt“ vorbereitet und den Regisseur befragt.

 Bela (l.) interviewt Regisseur Frank Panhans.

Bela (l.) interviewt Regisseur Frank Panhans.

Foto: Hans-Juergen Bauer (hjba)

Bela wartet mit seiner Mutter im Foyer des Jungen Schauspiels auf Regisseur Frank Panhans. In der Hand hält er einen Zettel mit kleinen Zeichnungen. „Das sind die Fragen, die ich mir für ihn ausgedacht habe“, sagt der Sechsjährige. „Schreiben dauert bei mir länger als Zeichnen, und so kann ich mir alles gut merken.“

Der pfiffige Erstklässler an der Grundschule Kronprinzenstraße besucht eine der drei „Kreativklassen“, die in die Vorbereitung des Theaterstücks „Auf Klassenfahrt oder Der große Sprung“ eingebunden sind. Die Premiere der Deutschen Erstaufführung von Thilo Reffert ist am 31. März. Theaterpädagoge Thiemo Hackel war mehrfach in Belas Schule und hat die Kinder mit themenbezogenen Spielen auf das Stück eingestimmt. „Wir haben Kofferpacken gespielt“, erzählt Bela, „und ich habe mit meiner Kinderkamera Fotos gemacht.“

Auf Klassenfahrt war er noch nie. „Erst nächstes Jahr. Ich habe aber ein bisschen Angst davor.“ Hätte man jetzt nicht gedacht. Warum? Weil er weg ist von Zuhause oder weil er sich das tagelange Leben in der Gruppe nicht vorstellen kann? „Eigentlich beides“, gibt er zu. „Manchmal habe ich heftigen Streit mit meinem Freund. Wenn das genau vor der Klassenfahrt passiert, wäre es schlimm.“ Er weiß, dass es im Stück Kinder gibt, die Heimweh haben. Ein Mädchen, das erst gar nicht mitfahren wollte. Oder Norman, der bei zwei früheren Fahrten so viel Quatsch machte, dass sein Papa ihn abholen musste. „Deshalb fährt er diesmal lieber mit“, berichtet Bela. „Und dann macht er selber Quatsch. Zum Beispiel beim Arschbomben-Wettbewerb.“

Bei einer Führung im Central durfte seine Klasse das Bühnenbild zum „Zerbrochenen Krug“ besichtigen. Im Jungen Schauspiel beeindruckten Bela der Schuhraum und der Kostümfundus. Jetzt ist er gespannt auf die erste Begegnung mit dem Regisseur. Frank Panhans lebt in Wien. Er inszenierte schon mehrere Stücke von Thilo Reffert, auch in Düsseldorf. „Das Thema Klassenfahrt lag in der Luft“, sagt er, „daran erinnert sich jeder. Lehrer und Schüler sind in einer besonderen Situation und lernen sich auf andere Weise kennen.“ Es wird auch gesungen und musiziert im Stück, über das Reisen oder das Mäkeln übers Essen. Außerdem müssen die sechs Schauspieler den Eindruck erwecken, als seien sie viel mehr: „Wir bringen ein Gewusel auf die Bühne“, kündigt Frank Panhans an und wendet sich Bela zu, der den Spickzettel zückt und seine Fragen stellt.

Sind die Streiche auf der Bühne eigentlich echt? Wenn da eine Stinkbombe gezündet würde, das wäre ja blöd.

Panhans Eine Stinkbombe kommt bei uns nicht vor. Wir versuchen aber, alle Streiche so zu spielen, dass sie echt wirken. Wenn die Schauspieler Juckpulver in den Schuhen haben, machen wir das nicht wirklich, sonst könnten sie gar nicht weiterspielen. Aber sie kratzen sich, und das muss so aussehen, dass man es ihnen glaubt.

Hast du auch mal Streiche gespielt, als du klein warst?

Panhans Ich denke schon. Nur fällt mir gerade keiner ein.

Warst du auch schon mal auf der Bühne?

Panhans Ja, sogar sehr oft. Bevor ich Regisseur wurde, war ich Schauspieler, und manchmal spiele ich auch heute noch. Das ist ganz gut, weil ich genau weiß, wie Schauspieler sich fühlen und wie ich ihnen bei einer Szene helfen kann.

Wieso werden Kinder von Erwachsenen gespielt?

Panhans Weil es an diesem Theater so üblich ist. Kinder könnten das Stück nicht in dieser Qualität darstellen. Die Schauspieler haben eine lange Ausbildung gemacht. Sie haben dabei auch gelernt, sich in Kinder so reinzuversetzen, dass man sie in ihren Rollen ernst nimmt.

Wie spielen die Schauspieler Weinen? Zum Beispiel, wenn sie Heimweh haben bei der Klassenfahrt.

Panhans Dass sie das können, gehört zu ihrer Kunst. Manche schaffen das automatisch. Andere denken an etwas Trauriges und bringen sich so in einen Zustand, dass ihnen die Tränen kommen.

Und was, wenn sie zwischendurch aufs Klo müssen?

Panhans Das passiert selten, darauf achten sie schon. Zumindest sollten sie es so lange aushalten, bis eine Szene vorbei ist und sie rausrennen können. Aber eigentlich müssen sie das verdrücken. So geht es dir doch auch, wenn du in der Straßenbahn sitzt.

Bist du im Publikum oder hinter der Bühne?

Panhans Die Proben schaue ich vom Zuschauerraum aus an. Bei der Premiere verdrücke ich mich in eine Ecke, da bin ich zu aufgeregt, um zwischen den Leuten zu sitzen. Bei späteren Vorstellungen bin ich nicht mehr hier, da ist meine Arbeit getan. Mit der Generalprobe übergebe ich das Stück den Schauspielern.

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort