Düsseldorf Kai 10 ist Gast auf der Biennale von Venedig

Düsseldorf · Die Stifterin und Betreiberin des Raumes für Kunst, Monika Schnetkamp, ist glücklich. "Die Biennale ist unser Sprungbett", sagt sie.

 Monika Schnetkamp ist Unternehmerin in Oldenburg und Kunstförderin in Düsseldorf.

Monika Schnetkamp ist Unternehmerin in Oldenburg und Kunstförderin in Düsseldorf.

Foto: Kai 10/ Arthena Foundation

Der Raum für Kunst im Medienhafen ist "ihr Baby". Die Unternehmerin Monika Schnetkamp (51) betreibt das Ausstellungswesen aus purer Leidenschaft und ist dabei seit Herbst 2008 sehr erfolgreich. Achtzig Künstler hat sie seitdem am Kai 10 in 16 Ausstellungen gezeigt, gute Kritiken erhalten und regen Publikumszuspruch. Die 17. Ausstellung könnte größer nicht ausfallen, denn dies ist eine Show in dem venezianischen Palazzo Rossini im Programm der 55. Kunstbiennale.

Schnetkamp strahlt so von innen heraus über diesen bedeutenden Auftritt, dass sie darüber beinahe die große Anstrengung vergisst. "Die Biennale arbeitet sehr professionell", sagt sie, "aber das ,Ja' kam am 20. Februar, bis Mitte März mussten wir alle Pläne und Maße abliefern." Recht spät also hatte sie die Zusage aus Venedig erhalten, so dass sie unglaubliche Kräfte mobilisieren musste, um die Einzelpräsentation des Berliner Künstlers Thomas Zipp im sogenannten collateralen Programm noch zu organisieren. Dabei kommt ihr ihr betriebswirtschaftliches Know How zugute. In diesen Tagen ist sie wieder vor Ort, um den Aufbau zu betreuen. "Es ist tatsächlich eine Gondelei zwischen Accademia und Rialto."

Die Kunst ist eine lebenslange Liebe der in Wildeshausen bei Bremen geborenen Diplom-Betriebswirtin — eine Liebe, die schon in der Kindheit begann. Andere Mädchen hängten Bravo-Poster in ihrem Zimmer auf, erzählt sie, bei ihr war es ein Druck von Caspar David Friedrich. Heute reizt sie insbesondere die zeitgenössische Kunst, das Lebendige daran, das Neue und nach vorne Gewandte. Dass sie sich entschloss, ihren eigenen kleinen Kunstbetrieb zu eröffnen, hängt mit der Stiftungsgründung ihrer Familie zusammen. Das Kapital der gemeinnützigen Stiftung des in der Lebensmittelbranche erfolgreichen Tiefkühlkost-Produzenten bildet den Grundstock für den Betrieb des Kai 10. Düsseldorf war der Standort ihrer Wahl, weil Monika Schnetkamp die hohe Dichte an qualitätvoller Kunst und angesehenen Ausstellungsbetrieben im Rheinland so gut gefallen hat.

In der Kaistraße fühlt sie sich extrem wohl, nicht nur, weil sie sich mit ihrer Hausgemeinschaft — zwei bedeutenden Künstlern — in bestem Einvernehmen befindet. Am Rheinufer hat sie die ehemaligen Lagerräume von Galerist Hans Mayer übernommen, diese großflächig und funktionell umgebaut. Zwei Vollzeitkräfte sowie mehrere nebenamtliche Mitarbeiter beschäftigt sie und entwickelte das Kai 10 auf drei inhaltlichen Säulen. Im Vordergrund steht das Ausstellungsprogramm mit bis zu vier Shows im Jahr, genauso wichtig sind das diskursive Begleitprogramm mit Vorträgen, Kunstgesprächen und Filmen sowie die wissenschaftlichen Projekte in Zusammenarbeit mit verschiedenen Fachbereichen von Hochschulen.

Der Stiftungsname weist auf Schnetkamps Anliegen hin: "Arthene" steht in Anlehnung an die griechische Göttin Athene für die Schnittstelle zwischen Kunst und Wissenschaft. Das Ausstellungshaus ist ein öffentlicher Betrieb bei freiem Eintritt und mit festen Öffnungszeiten. Die Ausstellungen werden von Zdenek Felix als künstlerischem Direktor betreut und zum Teil auch gefördert, etwa von der Kunststiftung NRW.

"Diese Einladung bedeutet für uns den Schritt in die Internationalisierung", sagt Monika Schnetkamp, "die Biennale ist unser Sprungbrett!" Nur etwa 40 Projekte von gemeinnützigen Organisationen wurden in das Ausstellungsprogramm aufgenommen, das in der Ausführung eine Herausforderung bedeutet, finanziell wie organisatorisch. Für den Berliner Künstler Thomas Zipp hatte sie sich sogleich entschieden wegen der Qualität seiner Arbeiten. Denn Schnetkamps Anliegen ist es, Prozesse zu unterstützen, die künstlerisches Potenzial haben. Zipp installiert derzeit vor Ort seinen "enzyklopädischen Palast", eine fiktive psychiatrische Klinik mit allerlei Kunst und Mobiliar.

(RP/EW)
Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort