Düsseldorf "Toutou" – ein Abend ohne Hund

Düsseldorf · Dem Ehepaar läuft das Haustier weg, und das ist eine ziemliche Tragödie, weil sich Alex und Chloe nun wieder miteinander beschäftigen müssen. Im Theater an der Kö feierte das Publikum die Premiere um Gila von Weitershausen mit viel Beifall.

 Chloe (Gila von Weitershausen), Alex (Winfried Glatzeder) und Familienfreund Pavel (Klaus Zmorek) streiten wegen eines verlorenen Hundes.

Chloe (Gila von Weitershausen), Alex (Winfried Glatzeder) und Familienfreund Pavel (Klaus Zmorek) streiten wegen eines verlorenen Hundes.

Foto: Nicole Brähl

Man kann gut miteinander leben, wenn man sich nur auf etwas anderes konzentriert als den Partner. Ein zeitintensives Hobby zum Beispiel, lange Nächte im Büro, Alkohol. Oder eben einen Hund. In der Komödie von Daniel Besse und Agnès Tutenuit ist das Toutou, ein freundlicher Mischling, der seine Herrchen mit der Aufmerksamkeit füreinander auf harmonische Weise haushalten lässt: Zuallererst geht es immer um ihn. Vor allem dann, wenn er weg ist. Ab diesem Moment gerät nicht nur die Ehe von Chloe (Gila von Weitershausen) und Alex (Winfried Glatzeder) ins Straucheln. Auch die Freundschaft zu Pavel (Klaus Zmorek) steht jetzt auf der Kippe. Denn in der Ausnahmesituation, die ein abhanden gekommenes Haustier zweifelsohne ist, sagen sich alle endlich einmal die Wahrheit.

Viel gelacht wurde in der Premiere von "Toutou", das Publikum im Theater an der Kö mochte gerne sehen, wie sich Gila von Weitershausen als trauernde Hundemutter in das Körbchen des Vermissten hockt, ergriffen von der Liebe, die sie auf einmal für ihn empfindet. Und die Zuschauer lachen, als Klaus Zmorek als Familienfreund Pavel eine Hasstirade vom Stapel lässt, die allen Nicht-Hundebesitzern aus der Seele spricht und Hundeliebhaber aus der Haut fahren lässt. Es gibt, das wird in der Inszenierung von "Toutou" einmal mehr deutlich — und deshalb funktioniert dieses Stück vielleicht auch bei so vielen Zuschauern — ohnehin kaum einen größeren Unterschied, als den zwischen Menschen, die Tiere mögen, und jenen, die finden, das Tiere vor allem unangenehm riechen und sonst eher nicht so viel zu bieten haben. Oder, wie der Familienfreund Pavel es herausschreit: "Ein Hund ist ein Hund ist ein Hund — und sonst gar nichts!"

Es ist eine leichte Komödie, die die beiden Franzosen Besse und Tutenuit mit "Toutou" geschrieben haben. Und natürlich erzählt sie eine ernste Geschichte. Die eines Paares, das den Sohn in New York und den Freund in Rom nicht besucht, weil es keinen Hunde-Sitter findet, das den Blick füreinander im Blick auf den Dritten im Bunde verloren hat. Gila von Weitershausen kann das sehr gut transportieren, dieses Gefühl einer Frau, die nicht weiß, ob sie sich mehr darüber ärgern soll, dass der Hund weg ist, oder darüber, dass ihr Mann offenbar monatelang jeden Abend gemeinsam mit der Nachbarin Gassi gegangen ist. Das tat er, erklärt Winfried Glatzeder als impulsiver Alex, weil es eben zwei Arten von Beziehungen gebe: "Die, in denen etwas passiert. Und die, in denen nichts passiert. Ich bevorzuge die, in denen etwas passiert."

"Toutou" ist eine kurzweilige Aufführung, sie konzentriert sich auf die Menschen, die sich auf das Tier konzentrieren. Das Tier bekommt Trockenfutter zu fressen (vielleicht ein Grund, warum es weggerannt ist) und der Mensch Chips. Wenn der Mensch sich bessert und entschuldigt wie Pavel, der am Ende sogar zum Hundefreund avanciert, um seine eigene Beziehung zu retten, gibt es auch mal eine Käseplatte und dazu Rotwein.

"Toutou" ist eine wirklich nette Geschichte mit drei wirklich guten und erfahrenen TV- und Theater-Schauspielern, die wissen, was sie tun müssen, damit sich das Publikum in der rund 100-minütigen Aufführung nicht langweilt und unterhalten fühlt. Das ist mehr, als die Geschichte an sich hergibt. Und deshalb war der lang anhaltende Applaus am Ende auch verdient.

(RP/EW)
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