Sönke Wortmann im Savoy in Düsseldorf „Theater ist eindeutig schwieriger“

Interview | Düsseldorf · Der Regisseur von „Eingeschlossene Gesellschaft“ über die gegenseitige Befruchtung von Kino und Theater, seinen Umgang mit Schauspielern und die neue Freude am Schreiben. Am 24. April ist er im Atelier im Savoy zu erleben.

 Regisseur Sönke Wortmann.

Regisseur Sönke Wortmann.

Foto: picture alliance / Frank May/Frank May/DPA

Sönke Wortmann ist einer jener Regisseure, die für eine enge Verzahnung von Kino und Theater stehen. Auf der Bühne liebt er es, filmische Mittel einzusetzen und den Zuschauern optisch viel zu bieten. Zumindest seine letzten Filme „Frau Müller muss weg“, „Der Vorname“, „Contra“ und jetzt „Eingeschlossene Gesellschaft“ haben Kammerspiel-Charakter. Bei der Matinee „Theater trifft Film“ werden am 24. April im Atelier im Savoy auf Einladung der Freunde des Schauspielhauses beide Genres zusammengeführt. Zu Gast sind Sönke Wortmann, Autor Jan Weiler und die Schauspieler Anna Schudt, Moritz Führmann und Serkan Kaya.

Herr Wortmann, was steckt hinter dieser Veranstaltung?

Wortmann Wir wollen nachspüren, wie sich Kino und Theater gegenseitig befruchten. Viele meiner Filme haben eine literarische Vorlage. Manchmal ist es auch umgekehrt, da wird aus dem Film ein Theaterstück. Was war zuerst da? Das kann sehr spannend sein.

Seit der Osterwoche läuft „Eingeschlossene Gesellschaft“ im Kino, der Film wird bei der Matinee auch gezeigt. Sind Sie mit der ersten Resonanz zufrieden?

Wortmann Wir hatten zuvor zwei tolle Premieren, in Berlin und in Köln. Richtig zufrieden bin ich aber erst, wenn ich weiß, dass die Leute auch ins Kino strömen.

Der Film ist ein gutes Beispiel für die angesprochene Verknüpfung?

Wortmann Ja, sein Ursprung war ein Hörspiel von Jan Weiler, der auch das Drehbuch schrieb. An der eingelesenen Fassung waren unter anderen die Düsseldorfer Theaterschauspieler Torben Kessler, Jan Maak und Florian Lange beteiligt. Ich könnte mir vorstellen, dass „Eingeschlossene Gesellschaft“ eines Tages auf der Bühne landet. Vom Konzept her würde es passen.

Nach „Frau Müller muss weg“ haben Sie erneut einen Stoff aufgegriffen, der im Schulmilieu spielt. Zufall? Oder was reizt Sie am Lehrerzimmer?

Wortmann Nicht, dass es jetzt eine Obsession von mir wäre, aber Schule ist und bleibt ein großes Thema für uns alle. Es lässt uns über Kinder oder Enkel fast ein Leben lang nicht los. Und wir können uns an die meisten Lehrertypen von einst erinnern, an die verschrobenen und an die netten.

Neben prominenten Namen aus dem Filmgeschäft holen Sie gern auch unbekanntere Theaterschauspieler vor die Kamera. Ist jeder Schauspieler gleichermaßen zu allem fähig?

Wortmann Theater ist eindeutig schwieriger, da muss alles auf den Punkt stimmen. Beim Film können einem theoretisch viele Fehler verziehen werden, weil man eben so oft drehen kann, bis es perfekt ist. Nach meiner Erfahrung sind aber die Theaterschauspieler fast immer auch die besseren Filmschauspieler.

Gar keine Gegenbeispiele?

Wortmann Doch. Es gibt auch die, die auf der Bühne glänzen und vor der Kamera ihre Ausstrahlung total verlieren. Das habe ich auch schon erlebt. Namen nenne ich natürlich nicht.

Unterscheidet sich Ihre Regiearbeit beim Theater und beim Film? Führen Sie Schauspieler anders?

Wortmann Grundsätzlich nicht. Beim Film geht es immer etwas technischer zu. Auf der Bühne ist die Konzentration auf die Schauspieler in der Regel stärker. Das gilt aber auch für meine letzten Filme, die eher Kammerspiele waren.

Genau wie die Theaterstücke „Willkommen“ und „Menschen im Hotel“, Ihre jüngsten Inszenierungen am Schauspielhaus. Wann sehen wir Sie wieder?

Wortmann Wenn ich gefragt würde, würde ich wohlwollend darüber nachdenken.

Können Sie mehrere Projekte parallel bewältigen, oder muss immer eines abgeschlossen sein, bevor das nächste kommt?

Wortmann Beim Drehen geht natürlich nichts anderes, da ist man 24 Stunden am Tag absorbiert. Aber wenn der Film im Schneideprozess ist, entspannt sich alles, dann kann ich auch andere Dinge tun.

Sie hatten sogar Zeit, zwischendurch ein Buch zu schreiben. „Es gilt das gesprochene Wort“, ein Roman über einen politischen Redenschreiber in Gewissensnöten. Scheint so, als hätten Sie für dieses Debüt den Pandemie-Stillstand genutzt.

Wortmann Nein, das begann schon vorher. Diese Zeit hatte ich mir bewusst freigehalten, dann geht das auch. Eine schöne Erfahrung – ich kann mir vorstellen, das Schreiben weiterzuführen.

Was ist Ihr nächstes Projekt?

Wortmann Zum ersten Mal seit langem mache ich gar nichts. Ich war sehr fleißig in den letzten Jahren und habe beschlossen, mir dieses Jahr freizunehmen und viel zu reisen.

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