Nächste Premiere in Krefeld Theater zeigt „Der Tod und das Mädchen“ als Kammerspiel

Krefeld · Die jüngste Produktion außereuropäischen Theaters hat am Samstag, 23. April, Premiere in der Fabrik Heeder. Als Kinofilm von Roman Polanski hat das Stück Furore gemacht.

 Nele Jung und Ronny Tomiska in einer Szene der Studioproduktion „Der Tod und das Mädchen“.

Nele Jung und Ronny Tomiska in einer Szene der Studioproduktion „Der Tod und das Mädchen“.

Foto: Matthias Stutte

Regisseur Rafat Alzakout kommt aus Syrien. Autor Ariel Dorfman aus Chile. Für die Reihe „Außereuropäisches Theater“ sind das bereits beste Voraussetzungen. Und das Stück „Der Tod und das Mädchen“ dürfte mit der Premiere am Samstag, 23. April, in der Fabrik Heeder einen ganz besonderen Nerv treffen. Denn es geht darum, was Menschen anderen Menschen antun können, um die Möglichkeit und Unmöglichkeit, Gewalt zu rechtfertigen.

Drei Personen, eine Frau und zwei Männer – die Konstellation allein steht für Spannungen. Zumal die drei sich an einem abgelegenen Ort in irgendeinem Haus an irgendeinem Meer zu irgendeiner Zeit befinden. Klar ist: Sie kommen aus einem Land, das nach einer Gewaltherrschaft nun demokratisch regiert wird.

Rechtsanwalt Gerardo  soll nun im Auftrag der Regierung die Gewaltverbrechen der Diktatur aufdecken. An diesem Abend kommt Unfassbares ans Licht: Seine Frau Paulina ist gefoltert und vergewaltigt worden. Sie glaubt in dem Arzt Roberto den Mann zu erkennen, der sie damals gequält hat. Der bestreitet das. Doch die Situation eskaliert, Paulina überwältigt und bedroht Roberto. Sie will Rache. Ob der Mann, den sie wegen seiner Stimme für ihren Folterknecht hält, tatsächlich der Täter ist, stellt Dorfman in seinem Stück in Frage. Und er fragt auch danach, ob und wann Gewalt je gerechtfertigt sein kann.

Das Publikum wird in eine Extremsituation hineingezogen. Es spielen Nele Jung, Ronny Tomiska und Adrian Linke. Das Bühnenbild und die Kostüme hat Emilie Cognard entworfen.

Für Rafat Alzakout ist es die zweite Arbeit am Gemeinschaftstheater. Für die Reihe Außereuropäisches Theater hat er bereits 2017 „Deine Liebe ist Feuer“ auf die Heeder-Bühne gebracht. Auch das eine Auseinandersetzung mit Krieg, Diktatur und ihren Folgen. Alzakout, 1977 in Damaskus geboren, lebt seit 2015 in Berlin. „Der Tod und das Mädchen“ bringt er im Interview für ein Theatervideo auf die knappe Formel: „Ein Stück über eine Frau – eine Frau, die ihr Leben zurück haben will und die dafür kämpft.“

Wie psychologisch aufgeladen dieser Kampf sein wird, hat auch den Regisseur Roman Polanski gereizt. Aus dem Theaterstück von Dorfman, das 1991 in London uraufgeführt wurde, hat er einen viel beachtetes Kinodrama gedreht – in den Hauptrollen Sigourney Weaver und Ben Kingsley.

Der Tod und das Mädchen ist ein Motiv, das seit dem 16. Jahrhundert in allen Kunstgattungen bearbeitet worden ist: Die Kombination des Schaurigen und der erotischen Anziehung ist dankbarer Stoff für Literatur und Malerei, Bildhauerei, Ballett und natürlich Musik. Am bekanntesten ist „Der Tod und das Mädchen“ als gleichnamiges Streichquartett von Franz Schubert. Es gibt dem Theaterstück seinen Titel – in der Aufführung wird sich das von selbst erklären.  Diese Musik spielt – so viel sei vorab verraten – eine wichtige und makabre Rolle in der Geschichte.

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