Sonsbeckerin will Regisseurin werden Flüsternd zum Traumberuf

Sonsbeck · Die 17-jährige Sonsbeckerin Jana Terhorst will in die Filmbranche einsteigen und Regisseurin werden. Erste Erfahrungen sammelt sie aber auf der Bühne – als Souffleuse beim Sontheater.

 Die 17-jährige Jana Terhorst ist Film-Fan, schreibt gerne und besucht derzeit das Lise-Meitner-Gymnasium in Geldern. 
  Foto: Sontheater

Die 17-jährige Jana Terhorst ist Film-Fan, schreibt gerne und besucht derzeit das Lise-Meitner-Gymnasium in Geldern. Foto: Sontheater

Foto: Sontheater

Jana Terhorst ist erst 17 Jahre alt, weiß aber schon genau, was sie will: an einer Film-Hochschule studieren, Regisseurin werden, Drehbücher schreiben oder eins bekommen und umsetzen, irgendwas im Film- und Serienbereich machen, im Ausland drehen, am liebsten in den USA, England oder Kanada. Und die junge Sonsbeckerin weiß ebenso genau, was sie nicht will: einen Beruf ausüben, in dem sie nicht glücklich ist. „Ich möchte keinen Job machen, nur um Geld zu verdienen. Ich möchte mich nicht jeden Tag durch eine Arbeit quälen müssen.“ Und noch eines steht für sie fest: „Ich will nicht mein ganzes Leben lang gesagt bekommen, was ich zu tun und zu lassen habe. Ich bin gerne die Person, die den Ton angibt.“

Zwar nicht den Ton, aber das Stichwort gibt sie derzeit beim Sontheater an: Jana Terhorst hilft als Souffleuse weiter, wenn einer der sechs Darsteller mal einen Hänger hat. Aktuell probt das Amateurtheater intensiv „Die Erbtante“, eine Komödie rund ums Erben und Sterben von Erich Virch, mit der man am 22. April im Kastell Premiere feiern will. Endlich. Denn eigentlich sollte das Stück schon vor zwei Jahren aufgeführt werden – aber dann kam Corona.

 Bei den Aufführungen hält sich Jana Terhorst (2.v.r.) als Souffleuse im Hintergrund und liest die Rollen mit.

Bei den Aufführungen hält sich Jana Terhorst (2.v.r.) als Souffleuse im Hintergrund und liest die Rollen mit.

Foto: Armin Fischer (arfi)

Jana Terhorst kennt jeden Satz im 55-seitigen Rollenbuch, genau wie Brigitte Remitschka, die bei den ersten fünf von acht geplanten Vorstellungen soufflieren wird. „Man muss sich merken, wann eine Pause gewollt oder wann sie das Signal ist, dass der Darsteller auf der Bühne hängt, also gerade nicht weiter weiß“, erzählt die 17-Jährige. Ihre Mutter hat ihr geraten, doch mal beim Sontheater Erfahrungen zu sammeln. „Die Film-Unis sieben ordentlich aus, da ist es gut, wenn man Erfahrungen mitbringt“, weiß Jana Terhorst. Auf der Bühne hat sie sich aber nie gesehen, auch wenn sie in dem aktuellen Stück gerne eine Rolle übernommen hätte. Aber die waren alle schon besetzt, außerdem gibt es in der „Erbtante“ keine Rolle für ein junges Mädchen.

Vor knapp drei Jahren entdeckte die Schülerin ihre Leidenschaft fürs Theater. „Die Atmosphäre ist einfach schön“, sagt die 17-Jährige, die immer viel geschrieben hat, oft skatet, DVD sammelt – sie hat mittlerweile 300 – und gerne ins Kino geht. Dann guckt sie sich Fantasy-Filme an, auch Krimis schaut sie ganz gerne. Aber Horrorfilme nicht, „das ist mir zu real“. Und romantische Geschichten? „Nee, das geht gar nicht. Ich werde auch nie solche Filme machen“, betont sie.

Bis dahin ist es aber noch ein langer Weg, und der wird nicht einfach sein, das ist auch Jana Terhorst klar. Zurzeit besucht sie das Lise-Meitner-Gymnasium. „Wegen der schönen Lernatmosphäre“ hat sie sich für die Schule in Geldern entschieden. Ende des Jahres wird sie 18. „Das ist der Einstieg ins richtige Leben, in das der Erwachsenen. Darauf freue ich mich sehr“, sagt sie. Nächstes Jahr macht sie ihr Abitur, hat Englisch und Deutsch als Leistungskurse gewählt, Geschichte und Biologie sind weitere Abi-Fächer. Als Wahlfach hat sie sich für den Literaturkurs entschieden, führt dort mit weiteren Mitschülern Regie bei einer Collage zum Thema „Zeit“.

Nach dem Abitur will die junge Sonsbeckerin „raus in die Welt“, an einer Film-Hochschule Regie studieren. Es soll eine staatliche Uni werden, da seien die Studiengebühren nicht ganz so hoch. Hamburg und Potsdam kämmen für sie infrage. Hamburg sei eine schöne Stadt, und die Mieten dort seien auch noch bezahlbar. Im Gegensatz zu Potsdam, dem Speckgürtel von Berlin. In der Bundeshauptstadt wohnen möchte sie nicht. „Berlin ist nicht schön“, findet sie. Sie will ihren Bachelor machen, der dauert drei Jahre, am liebsten aber den Master, für den sie fünf Jahre die Film-Universität besuchen muss. „Im Master sind Schauspiel, Video und Schnitt mit drin“, begründet sie.

Steven Spielberg (75), US-amerikanischer Filmregisseur und Drehbuchautor, den würde sie gerne mal persönlich treffen. „Den mag ich sehr“, sagt Jana Terhorst. Der Mensch und seine Laufbahn beeindrucken sie. „Er ist nicht als Sohn reicher Eltern in die Filmindustrie hineingeboren worden, wurde in der Schule gemobbt, hatte nicht viele Freunde. Alles, was er erreicht hat, hat er durch Willensstärke und harte Arbeit geschafft“, erklärt die Sonsbeckerin. Sie sei ein Fan von allen Menschen, die sich hochgearbeitet haben, gibt Jana Terhost zu. Und sie weiß auch, dass ihr Traum Knochenarbeit bedeutet. „Man muss als Regisseurin über viele, viele Wochen ständig arbeiten, sieben Tage in der Woche, 24 Stunden am Tag.“ Ihr ist ebenso bewusst, dass ihr Wunsch, im Ausland zu drehen, nicht so einfach zu realisieren ist, sie gibt sich keinen Illusionen hin. „Ich gehe davon aus, dass es Phasen geben wird, in denen ich mich mit Kellnerjobs über Wasser halten muss.“

Zwei Dinge gibt es, die Jana Terhorst auf jeden Fall machen will: Nach Hawaii fliegen und sich die Locations ansehen, wo die 121 Episoden der sechs Staffeln von „Lost“ gedreht wurden. Und wenn Fleetwood Mac, ihre Lieblingsband, ein Konzert in London gibt, dann geht sie mit ihrer Freundin hin, „auf jeden Fall“. Wie gesagt: Jana Terhorst weiß, was sie will und was nicht.

(jas)
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