Premiere beim Düsseldorf-Festival Unglückliche in Endzeitstimmung

Düsseldorf · Im Theaterzelt auf dem Burgplatz gab es die Deutschlandpremiere von „Danse macabre“ des Schweizer Theatermachers Martin Zimmermann beim Düsseldorf-Festival.

 Szene aus Martin Zimmermanns Produktion "Danse Macabre".

Szene aus Martin Zimmermanns Produktion "Danse Macabre".

Foto: Basil Stuecheli/DF

Als sich im Theaterzelt des Düsseldorf-Festivals die Dunkelheit lichtet, sieht es auf der Bühne aus wie nach einem Erdbeben. Alles voller Müll. Ein Zimmer eines eingefallenen Hauses kippelt bedenklich auf einer Mauerecke und droht abzustürzen. Aus einem Pappkarton drängen Arme aus Löchern, weitere Figuren beginnen sich aus dem Durcheinander herauszuschälen: ein vermeintlich alter und dicker Mann, eine Tänzerin und eine diverse Person.

Es herrscht Endzeitstimmung. Sie gibt dem vierköpfigen Ensemble um den Schweizer Theatermacher Martin Zimmermann reichlich Gelegenheit zum Austoben. Zimmermann, soeben in seinem Heimatland mit dem Grand Prix für Darstellende Künste/Hans-Reinhard-Ring ausgezeichnet, entwarf für sich und seine Mitspieler Tarek Halaby, Dimitri Jourde und Methinée Wongtrakoon eine Szenenfolge mit Slapstick, Clown-Nummern und atemberaubender Akrobatik. Man fühlt sich wie in einer Kreuzung aus traditionellem Zirkus und der Rocky Horror Picture Show.

Die Tänzerin sucht Halt und Haltung, der alte Mann balanciert in und auf dem schaukelnden Haus, schimpft wie ein HB-Männchen und fragt sich offenbar: „Wo ist hier eigentlich unten?“ Die Person mit Bart und langem lockigen Haar singt aus voller Seele etwas zwischen Ave Maria und Babygebrüll. Dies alles kommentiert der Tod (Martin Zimmermann mit schwarz-weiß bemaltem Gesicht) mit seiner Mimik, mit Gesten und staksigen Bewegungen. Bisweilen passieren alle diese Dinge gleichzeitig unten und oben, rechts und links auf der Bühne.

Das Lachen über die komischen Elemente dieser Show bleibt einem indes oft im Halse stecken, weil auf der Bühne Unglückliche agieren, die entweder bis zur Verzweiflung mit der Tücke des Objekts oder ihren eigenen Bewegungsproblemen kämpfen. Auch das Müllproblem wird immer wieder angegangen, lässt sich aber offenbar nie lösen. Wie im richtigen Leben.

Die Musik (Colin Vallon) klang manchmal nach Orgel, öfter waren aber klingelnde, zirpende, wummernde Elektroschnipsel zu hören. Und dann gab es noch die Momente, wo die Energie, den Ton aufrechtzuerhalten, nicht mehr zu reichen schien. Endzeitstimmung auch hier.

Mit einer bunteren Kulisse, die recht unvermittelt den Titel „Danse macabre“ und ein bunt schillerndes Clownsgesicht ins Bühnenbild brachte, ging der Abend seinem Ende entgegen. Daran schloss sich dramaturgisch überraschend noch ein emotionaler Monolog über Selbstliebe an, der nachdenklich stimmte.

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