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Hallo Zahntechniker nehmen Jens Spahn in die Zange

Düsseldorf · Der Bundesgesundheitsminister hatte es nicht leicht bei seinem Auftritt vor den Vertretern des Gesundheitshandwerks. Insbesondere die Zahntechniker hatten großen Gesprächsbedarf.

 Gesundheitsminister Jens Spahn (l.) und Hauptgeschäftsführer der Düsseldorfer Handwerkskammer Axel Fuhrmann.

Gesundheitsminister Jens Spahn (l.) und Hauptgeschäftsführer der Düsseldorfer Handwerkskammer Axel Fuhrmann.

Foto: Bretz, Andreas (abr)

So warm die Worte von Handwerkskammerpräsident Andreas Ehlert auch waren. Mitglieder und Vorsitzende der anwesenden Innungen des Gesundheitshandwerks nahmen Minister Spahn in der anschließenden Diskussion in die Zange. Optiker, Hörakustiker und Orthopädietechniker sorgten sich angesichts elektronischer Patientenakte und Telemedizin. Das dickste Brett bohrten jedoch die Zahntechniker. Ihnen ist ein Dorn im Auge, dass auch Zahnärzte Prothesen herstellen dürfen. Und damit in direkter Konkurrenz zum Handwerk stehen. Hoffnungen, dass sich daran etwas ändern könnte, machte Spahn allerdings nicht.

Zwei Dinge hob Andreas Ehlert hervor: Der Bürokratieaufwand im Handwerk sei zu hoch und der Wettbewerb, insbesondere für Zahntechnikern, nicht fair. Für Letzteres erntete er kräftigen Applaus, die Zahntechniker waren stark vertreten. „Der einzelne Gesundheitshandwerker ist angesichts der Quantität wie der Komplexität der Verträge mit den gesetzlichen Krankenversicherungen verständlicherweise überfordert“, sagt Ehlert. Hinzu käme eine Fülle von Dokumentationspflichten. Eine regelmäßige Kontrolle für alle Hörakustiker ab Mai sehe er ebenso kritisch.

Bevor Spahn zur Diskussion überging, verpasste er den Anwesenden jedoch einen Dämpfer. „Lassen sie mich doch erstmal Ärzte, Krankenhäuser und Apotheker an die elektronische Patientenakte anschließen“, bat Spahn, nur um dann nachzuschieben, dass für das Handwerk ja eigentlich das Wirtschaftsministerium zuständig sei.

Widerrechtliche Verträge, illegale Grauzonen – bei den Zahntechnikern herrschte Gesprächsbedarf. Die Knappschaft etwa habe in ihren Verträgen eine Einzelfallbetrachtung stehen, das sei ganz offiziell verboten. Minister Spahn versprach, dem nachzugehen. Einig waren sich die Techniker auch darin, dass sie regelmäßig Arbeiten machten, die eigentlich Zahnarztsache seien. Für diese würden sie auch nicht entlohnt, da etwa Abdrücke nehmen, nicht ihrem Berufsprofil entsprächen. „Manche Grauzonen lässt man besser grau“, sagte Spahn zum Erstaunen der Anwesenden.

Ausgerechnet ein anwesender Zahntechniker-Azubi malt eine düstere Zukunft: Wenn Prothesen durch die Digitalisierung in großen Stückzahlen industriell gefertigt und vom Zahnarzt eingesetzt werden - wo bleibt dann noch der selbstständige Zahntechniker? Konkrete Antworten blieb Minister Spahn zunächst schuldig, versprach aber, alle Anregungen mitzunehmen.

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