Ausstellung im Haus der Architekten Die politische Wirkung des „Neuen Bauens“

Mit „Neues Bauen im Westen“ zeigt die Architektenkammer Wandel und Einfluss des Bauhauses seit 1919.

 Das Hans-Sachs-Haus in Gelsenkirchen, gebaut 1927, steht beispielhaft für die Konbimation aus Ruhrgebiet-Industriebau und Sachlichkeit.

Das Hans-Sachs-Haus in Gelsenkirchen, gebaut 1927, steht beispielhaft für die Konbimation aus Ruhrgebiet-Industriebau und Sachlichkeit.

Foto: ISG Gelsenkirchen

Quadratisch, praktisch, aber vor allem auch politisch: Bauhaus heißt nicht nur rechte Winkel und flache Dächer. Vor 100 Jahren wurde das Staatliche Bauhaus in Weimar gegründet. Im Lauf seiner Geschichte wurden Politik, Kunst und Architektur so miteinander verflochten, dass sie in der Nachbetrachtung kaum zu entkoppeln sind. Der Bauhaus-Stil, auch wenn er nur schwer zu erfassen und mit der Zeit teilweise neu definiert und erfunden wurde, hat in Deutschland große Spuren hinterlassen, auch in NRW. Diese 100-jährige Geschichte erzählt nun die Architektenkammer in der Wanderausstellung „Neues Bauen im Westen“, die bis Ende März in Düsseldorf zu sehen ist. Danach wandert sie unter anderem nach Berlin, Münster, Köln und Aachen.

Allein schon der Aufbau der Schau im Haus des Architekten ist beeindruckend: Ein Gerüst schraubt sich  sieben Meter in die Höhe durch die Mitte des Treppenhauses im Gebäude am Zollhof. Dieser Turm besteht aus vielen Bildern, darauf sind natürlich einige Gebäude im sogenannten Bauhaus-Stil zu sehen, aber auch Bauhaus-Gründer Walter Gropius zusammen mit dem ehemaligen Kanzler Ludwig Erhard. Historische Fotografien zeigen dazu die im Zweiten Weltkrieg zerstörten Innenstädte. „Ohne dieses verheerende Ereignis wäre das Bauhaus nie ein zweites Mal erfunden worden“, sagt Thomas Scheer, der die Ausstellung kuratiert hat. Er spricht von einer „Bilderflut“. „Wir wollten, dass die Ausstellung stark von Bildern getragen wird.“ Dass Bildsprache wichtiger werde, merke er bei seinen Vorlesungen an der Peter Behrens School of Arts in Düsseldorf. Dort unterrichtet er Kunstgeschichte, Baugeschichte und Architekturtheorie. Auch seine Studierenden haben sich an der Ausstellung beteiligt.

Unter den insgesamt 250 Exponaten der Ausstellung sind nämlich auch 15 eigens für die Ausstellung geschaffene, maßstabgerechte Architekturmodelle, etwa von der Krupp-Hauptverwaltung in Essen und vom „Haus ohne Eigenschaften“ in Köln. In der Ausstellung wird der Besucher ständig von der Frage begleitet „Was ist denn eigentlich Bauhaus?“ So einfach zu beantworten ist diese Frage nicht. Genau das ist auch der Punkt von der Schau der Architektenkammer.

„Wir machen keine Bauhaus-Ausstellung, weil man das nicht wirklich kann, das Bauhaus gibt es gar nicht“, sagt Scheer. Schon während seiner Existenz, die in etwa mit der Weimarer Republik deckungsgleich sei, habe sich das Konzept gewandelt. „Nach 1945 will man die Geschichte neu interpretieren“, so Scheer. Das Bauhaus sei positiv besetzt worden, aber auch neu interpretiert. Leichtigkeit und Transparenz seien politische Botschaften an die neuen Partner gewesen. Unter dem Strich sei dabei ein sehr einfaches und reduziertes ästhetisches Programm herausgekommen: Weiße Putzfassade, flaches Dach, rechte Winkeln. „Das war zu keinem Zeitpunkt unser Kriterium für die Ausstellung.“

Info Die Ausstellung „Neues Bauen im Westen“ richtet sich nicht nur an ein Fachpublikum, sondern auch an interessierte Bürger. Sie ist bis 29. März zu sehen, montags bis freitags von 8 bis 17 Uhr, Eintritt frei. Außerdem wird sie durch das Webportal www.neues-bauen-im-westen.de und durch zwei Veranstaltungen ergänzt: Am Dienstag, 19. Februar, ab 18.30 Uhr, gibt es eine Lesung von Ursula Muscheler zum Thema „Mutter, Muse und Frau Bauhaus: Die Frauen um Walter Gropius“. Am Donnerstag, 14. März, trägt Klaus Englert ab 18.30 über „Die Moderne im Spanien der 30er Jahre“ vor. Beide Veranstaltungen finden im Haus der Architekten, Zollhof 1, statt und sind kostenfrei. Anmeldung unter www.aknw.de

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