Aus Krise herausgekommen Industrie rechnet mit Boom

Düsseldorf · Die Unternehmerschaft hat 320 Firmen der Region Düsseldorf befragt: Bei 85 Prozent ist die Auftragslage besser als vor einem Jahr. Aber: Der Nachwuchs fehlt, schon jetzt gibt es immer weniger Facharbeiter und Ingenieure.

Aus Krise herausgekommen: Industrie rechnet mit Boom
Foto: ddp, ddp

Vor gut einem Jahr war alles noch "sehr finster" und Krisenszenarien wurden formuliert, sollte die Wirtschaft im Zuge der Krise nachhaltigen Schaden nehmen. Ein Jahr später macht ein Blick in das Gesicht des Vorsitzenden der Unternehmerschaft Düsseldorf, Andreas Bruns, deutlich: Es geht wieder sichtbar und nachhaltig aufwärts. "Wir sind erfreulich und auch verblüffend gut aus der Krise herausgekommen", sagte er gestern.

Das bestätigen viele der Unternehmen, die an der Umfrage zum Konjunkturbarometer 2011 teilgenommen haben. Von den 320 Unternehmen sagten 85 Prozent, dass ihre Auftragseingänge mindestens gleichbleibend hoch oder gar besser sind als ein Jahr zuvor. Nur 15 Prozent müssen noch mit mageren Umsätzen wie in der Krise 2008/2009 kämpfen.

Bruns verband die positiven Nachrichten über die aktuelle Lage auch mit der Erkenntnis, das derzeit rund 25 Prozent der Wertschöpfung der Düsseldorfer Wirtschaft durch die Industrie erreicht werden. "Wir haben eine gesunde, florierende Industrie hier in Düsseldorf", begegnete er Skeptikern, die den Abbau von industriellen Arbeitsplätzen in der Vergangenheit kritisiert hatten. Und der Optimismus flaut nicht ab. Laut Studie erwarten über 90 Prozent aller Unternehmen eine bessere oder gleichbleibend gute Auftragslage in den nächsten Monaten.

Fachkräfte sind gefragt

Die deutlich höheren Umsätze hinterlassen auch ihre Spuren auf dem Arbeitsmarkt. "Mit Hilfe verschiedener Instrumente wie der Kurzarbeit konnten viele Unternehmen ihr Stammpersonal halten", sagte Bruns. 14 Prozent (gewerblicher Bereich) beziehungsweise 24 Prozent (kaufmännischer Bereich) der Unternehmen planen Neueinstellungen. Gut Dreiviertel wollen ihren Personalstamm mindestens halten.

Bestes Beispiel für die Sicherung der Arbeitsplätze ist der Röhrenkonzern Vallourec & Mannesmann, der in der Region Düsseldorf in den Werken Rath, Reisholz und Mülheim 4000 Menschen beschäftigt. Ohne Kurzarbeitergeld hätte der Konzern die Krise nicht derart gut überstanden, sagte der Vorsitzende der Geschäftsführung, Norbert Keusen, gestern. "Es ist schon ein rasantes Tempo der Erholung."

Die Zeitarbeit sei ein Mittel, dass zur Bewältigung der Auf und Abs wichtig sei. Der Hauptgeschäftsführer der Unternehmerschaft, Michael Grütering, warb deshalb auch dafür, sie nicht zu verteufeln, sondern als Brücke in feste Stellen zu sehen. Viele Zeitarbeitsverhältnisse endeten oft nicht nach deren Vertragsende, so Keusen. "Wir haben viele ehemalige Zeitarbeiter, die heute fest angestellt sind."

Sorgen bereitet den Unternehmen der Nachwuchs in der Ausbildung und der künftige Arbeitskräftemangel. Erstmals seien im vergangenen Jahr 400 industrielle Ausbildungsplätze in Düsseldorf nicht besetzt worden. Bis 2025 werden 25 Prozent weniger Schulabgänger ins Berufsleben treten, bei den Hauptschulabschlüssen sogar 30 Prozent weniger Abgänger. "Die Unternehmen müssen sich intensiv um die Jugendlichen kümmern und sie mit Förderung an die Ausbildung heranführen", sagte Bruns. Die Folge: In Zukunft könne sich jeder gute Schüler die Stelle aussuchen. Schlechtere Schüler müssten intensiv gefördert werden, damit sie den Einstieg in den Beruf schaffen.

(RP)
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