Ein abenteuerlustiges Leben In Itter daheim, zu Hause in der Welt

Itter · Helga Sofia Kranz hat die Welt bereist und über ihre Erlebnisse mehrere Bücher geschrieben. Ihre Freizeit widmet sie den Tieren.

 An der Jagengrenze 21 in Itter

Photo :   Andreas Endermann

An der Jagengrenze 21 in Itter Photo : Andreas Endermann

Foto: Endermann, Andreas (end)

Der Zustand der Langeweile ist für Helga Sofia Kranz so fern wie für Australier der Nordpol. Für die alte Dame, die ihr Herz nicht nur an den heimatlichen Rheinbogen verloren hat, sondern ebenso an die weite Welt, kann ein Tag nicht lang genug sein. „Ich habe ganz viel zu tun“, sagt sie lächelnd. Und das ist bei ihr wirklich keine Phrase.

Ob es fliegt, auf vielen Beinen läuft, kriecht oder hüpft, Federn oder einen Pelz trägt - „Tiere sind mein Leben“, sagt die 81-Jährige. „Ich kann Bienen mit meiner Hand vom Blatt nehmen und sie streicheln“, erzählt sie von ihrer Gabe, die im Lauf ihres Lebens zur Mission wurde. Der ehemalige Direktor des Aquazoos, Wolfgang Gettmann, war mit seinem lustigen Fischotter Nemo mehr als einmal zu Besuch. Ob Marderpärchen, das Eichhörnchen Ekki, die Tauben Colomba und Colombo oder ihr Pflegehund Zeus - mit allen hat Helga Sofia Kranz eine persönliche Geschichte. Die Nachbarn wissen das und bringen ihr verunglückte Tiere. „Das Eichhörnchen Ekki habe ich gepflegt, später ist es vergiftet worden“, erzählt die alte Dame betroffen. In ihrer Hand sei das zahme Tier gestorben. Über die Erlebnisse mit diesem pelzigen Freund hat sie ein Buch geschrieben. Aber nicht nur darüber, inzwischen sind es fünf Bücher an der Zahl. Das erste mit dem Titel „Wir die Erdlinge“ schrieb Helga Sofia Kranz 2013. Die mit eigenen Fotografien bebilderten Seiten sind nicht nur ein Zeugnis ihrer abenteuerlichen Reisen. Sie sind eine Hommage an die Fremde, die Begegnungen mit den Menschen und der Natur.

Abenteuerlustig und bücherkundig ist Helga Sophie Kranz ihr Leben lang. „Ich habe beim wunderbaren Stern-Verlag meine Ausbildung gemacht“, schwärmt sie. Aber irgendwie stach sie der Hafer. Ein Nachschlagewerk mit ausländischen Buchhandlungen animierte sie zu einer Bewerbung in Genf. Nach einigen Jahren dort kam sie wieder in ihre Heimat Itter zurück. „Ich ging dann in Düsseldorf zur Deutschen Bank und sagte ‚ich will bei Ihnen arbeiten‘, erzählt sie verschmitzt. Die Banker reagierten ratlos: eine Buchhändlerin? „Ich spreche perfekt Französisch“, überrumpelte sie ihr Gegenüber. Das verhalf zunächst zu einer Probezeit. „Aber dann kam eine Delegation aus Frankreich“, freut sich sich die Ittererin heute noch, ob dieses Coup. Darauf folgten dreißig erfüllte Berufsjahre als Verantwortliche für den Bereich „Auslandskunden“. Das Ausland erkundete sie aber keineswegs nur vom Schreibtisch aus. Mit 19 packte sie zum ersten Mal ihrem Rucksack und zog in die Welt. „Ich bin mit Schlittenhunden gefahren, habe bei Indianern gezeltet und bin kreuz und quer durch Chinas Dörfer gereist“, erzählt sie.

Der respektvolle Umgang mit der Erde und allem Leben, beschäftigt die 81-Jährige stark. Eines ihrer Gedichte spiegelt das wider: „Die, die mit uns die Erde teilen, Erdulden still. Was er, der Mensch, der Herrscher will. Könnten sie wie wir die Welt ersehen, sie würden angstvoll Augen dann verdrehen.“ Es schließt mit dem Satz: „Ich wünschte mir nicht mehr die Zeit. Für ein Leben in Ewigkeit.“

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