Autor aus Düsseldorf Der Zocker

Grafenberg · Dieter Gasper hat mit „Bock auf Zock“ einen Roman über das Leben eines Buchmachers am Limit geschrieben. Auf der Rennbahn in Grafenberg kennt sich Gasper gut aus, immerhin war der Ex-Friseur früher Miteigentümer einer Stute.

 Auf der Terrasse des Golfclubs hat Dieter Gasper einen idealen Blick auf die Galopprennbahn. Hier ließ er sich für seinen Roman inspirieren.

Auf der Terrasse des Golfclubs hat Dieter Gasper einen idealen Blick auf die Galopprennbahn. Hier ließ er sich für seinen Roman inspirieren.

Foto: Marc Ingel

Dieter Gasper war mal Besitzer eines Pferdes. Na ja, ein Fünftel der Stute gehörte zumindest ihm, mit fünf Freunden ist er das Risiko eingegangen, damals, Mitte der 80er Jahre. 15.000 Mark kostete Kronwicke, so der merkwürdige Name des Galopp-Pferdes. Der Erfolg war recht überschaubar, „das Pferd gewann höchstens dann, wenn wir nicht auf es gesetzt hatten“, erzählt Gasper. Irgendwann hatten die Freunde genug von Ziege, wie sie den zumeist lahmen Gaul später nur noch nannten. In Oostende fanden sie einen Interessenten, der kaufte ihnen Ziege ab. „Und prompt hat sie kurz darauf in Neuss natürlich gewonnen“, so Gasper.

Der Gerresheimer war Mitte 20, arbeitete als Friseur, als er dem Reiz der Rennbahn in Grafenberg verfiel, die ja eigentlich in Ludenberg liegt. „Da gab es noch Wettscheine für 50 Pfennig, Sieg und Platz, die sahen aus wie Straßenbahntickets“, erinnert sich der heute 68-Jährige. „Da konnte man für fünf Mark noch richtig zocken“, blickt Gasper aufgeregt zurück. Süchtig sei er nicht gewesen, fasziniert vielleicht, aber er hatte ja viele Betätigungsfelder, auf denen er sich austoben konnte. Hat er heute noch: glühender Fortuna-Fan, Besitzer eines schwarz-gelben 2CV, das Friseurhandwerk („Da ist man den ganzen Tag nur mit Frauen zusammen. Was will man mehr?“), er ist auch Maler. Und Autor.

Dieter Gasper hat gerade seinen dritten Roman beendet. „Bock auf Zock“ folgt auf „Crèmeschnitten sind aus“, einem fiktiven Krimi mit autobiografischen Zügen aus dem Grafenberg der 60er Jahre, und „Küsschen links, Küsschen rechts“, ebenfalls ein Krimi im Düsseldorfer Schickimicki-Milieu. Jetzt dreht sich alles um einen illegalen Buchmacher, der in den 80er Jahren seinen sicheren Bankjob aufgibt, um das Leben am Limit zu spüren. Karl Heinz fehlt einfach der Kick. Später, als alles vorbei ist, trifft er sich mit früheren Kommilitonen, die alle Karriere gemacht haben, in einer Kneipe. Da sie keine Lust haben, seiner Lebensgeschichte Gehör zu schenken, erzählt er sie Kellner, Koch und Küchenfee. Und die können nicht genug davon bekommen.

Alles beginnt, als Karl Heinz für einen Freund, der mit Kohle protzt und zwei hübsche Mädchen im Arm hat, auf der Rennbahn eine Wette platzieren soll. Er behält den Einsatz aber für sich. Und betet, als das Rennen gestartet wird, dass nicht tatsächlich das Pferd, auf das er hätte wetten sollen, gewinnt. Das war er, der Kick, der bisher immer so gefehlt hat. Mit 15.000 Mark Startkapital seiner ehemaligen Bank erbt er die Kunden eines Buchmachers, der sich zur Ruhe setzen will und führt fortan ein Leben auf der Überholspur – zwischen Baden-Baden, Hamburg oder auch Paris. „Von dem Geld anderer leben, das war’s für ihn. Und er hat natürlich viel Freizeit am Tag, sitzt schon mittags in den Altstadtkneipen, Pille, Pinte oder Weißer Bär, und spielte Karten“, erzählt Gasper über seinen Protagonisten. Und wenn er es richtig krachen lassen will, dann fährt Karl Heinz in einen Puff in Solingen. „100 Mark für warmen Kartoffelsalat und Sex. Den gab es wirklich mal“, weiß Gasper. Man kann sich ausmalen, dass es kein gutes Ende mit Karl Heinz nimmt.

Im Juli soll es soweit sein, dann ist „Bock auf Zock“ gedruckt, geht in den Buchhandel und ist bei der Mayerschen oder auch in seiner Stammbuchhandlung Schulz und Schultz an der Geibelstraße erhältlich. Natürlich arbeitet Gasper schon am nächsten Roman. Er ist ja Rentner, hat Zeit. So wie Karl Heinz.

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