Kritik am einstigen Szeneviertel Düsseldorfer Wirtschaft fordert Belebung des Medienhafens

Die Industrie- und Handelskammer kritisiert das einstige Szeneviertel. Der Verkehr sei „katastrophal“. Und am Abend wirke der Medienhafen verlassen. Die Wirtschaftsvertreter bringen daher auch einen alten Streitpunkt wieder auf den Tisch.

 Als Unternehmenssitz ist der Medienhafen nach wie vor begehrt. Die Wirtschaft äußert aber deutliche Kritik am Zustand des Viertels.

Als Unternehmenssitz ist der Medienhafen nach wie vor begehrt. Die Wirtschaft äußert aber deutliche Kritik am Zustand des Viertels.

Foto: Ja/Endermann, Andreas (end)

Die Industrie- und Handelskammer (IHK) schaltet sich in die Diskussion um eine Weiterentwicklung des Medienhafens ein. Aus Sicht der Wirtschaft drängt das Thema: Der Medienhafen wächst durch die Neubauten vor allem an der Kesselstraße. Das einstige Szeneviertel sei aber in die Jahre gekommen: Es fehlten attraktive Aufenthaltsorte, eine klar definierte Mitte und ein lebendiges Nachtleben, heißt es in dem Papier, das die IHK-Vollversammlung am Dienstag verabschiedet hat. Dazu komme eine „katastrophale“ Verkehrssituation.

Das Positionspapier ist das Ergebnis eines Beteiligungsprozesses: Im Januar und Februar war mit 60 Unternehmern aus unterschiedlichen Branchen ein erster Entwurf erarbeitet worden. Fünf Fachausschüsse und die Wirtschaftsjunioren steuerten Ergänzungen bei. Die IHK hofft darauf, dass die Wirtschaftsinteressen in die politische Diskussion einfließen. Das sind die vier wichtigsten Wünsche:

1. Weniger Autoverkehr Das Thema Verkehr dominiert derzeit die politische Debatte in Düsseldorf – und ist aus Sicht der IHK auch für den Medienhafen entscheidend. Der Verkehr soll ihrer Ansicht nach beruhigt und der Autoverkehr „auf ein notwendiges Mindestmaß“ reduziert werden. Für Berufspendler sollen Parkplätze außerhalb geschaffen werden. Die Parkplätze im Straßenraum sollen ganz wegfallen, um den Suchverkehr zu reduzieren, Besucher sollen direkt die Parkhäuser ansteuern.

Als Alternative wünschen sich die Beteiligten einen besseren ÖPNV – und beleben einen alten Streit: Das IHK-Papier fordert eine Straßenbahnlinie über die Hammer Straße. Die war einst am Veto von Oberbürgermeister Joachim Erwin (CDU) gescheitert, der unter anderem ästhetische Einwände hatte. Alle in dem Papier vorgestellten Positionen wurden von einer Mehrheit der Beteiligten getragen.

2. Den öffentlichen Raum schöner gestalten Der einstige Postkarten-Stadtteil braucht aus Sicht der IHK-Mitglieder eine Erneuerung: „Der Medienhafen erscheint heute wie ein leicht verstaubtes Architekturmuseum, das zu neuem Leben erweckt werden muss.“ Das Papier gibt viele Anregungen. So könnte die Achse zur Altstadt als „Altstadt-Boulevard“ schöner hervorgehoben werden. Ein „kreatives Lichtkonzept“ könnte die Aufenthaltsqualität verbessern und architektonische Leuchttürme hervorheben. Pontons auf dem Hafenbecken könnten ein Hingucker werden. Auch die Landzunge hinter dem Landtag könnte attraktiver gestaltet werden, etwa durch einen Spielplatz. Dieser Ort soll aber Ruhebereich bleiben – und auch nicht Standort einer neuen Oper werden: Die Wirtschaft plädiert für einen Neubau an der Heinrich-Heine-Allee.

3. Keine weiteren Hotels oder Wohnungen Durch die Win-Win-Wohntürme ist erstmals Wohnen im Medienhafen möglich. Aus Sicht der Wirtschaft sollte dies ein Einzelfall bleiben. Angesichts der Filet-Lage sei nur Wohnungsbau im gehobenen Segment zu erwarten. Das fördere nicht die erhoffte Mischnutzung. Außerdem befürchtet man Konflikte zwischen Anwohnern und Außengastronomie oder Industriehafen. Auch weitere Hotels seien nicht wünschenswert.

4. Neue Ideen und mehr Charme Der Stadtstrand Monkey’s Island zog bis 2006 die Massen in den Medienhafen. Solche innovativen Ideen, vor allem für Unterfünfzigjährige, erhoffen sich die IHK-Mitglieder nun wieder. Am Abend wirke der Medienhafen „verlassen.“ Die Autoren des Papiers wünschen sich deshalb Zwischennutzungen für ein „junges, trendiges Publikum“, ein Vorbild könnte die Pop-Up-Mall Boxpark in London sein. Dazu könnten mehr Veranstaltungen im Freien kommen, vor allem am Wasser. Auch unverwechselbare Restaurants werden gewünscht: „Die momentan dominierende Systemgastronomie ist nicht zielführend“, heißt es in dem Papier.

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