Diskussion an der Schule Klima und freies Internet: Schüler fordern europäische Antworten

Düsseldorf · 150 Schüler des Walter-Eucken-Berufskollegs, darunter viele Erstwähler, diskutieren mit Europapolitikern. Ein Vorwurf: Ihre Demonstrationen seien nicht ernst genommen worden.

 „Wählen gehen ist Pflicht“, sagen Luisa Michels und Robin Link, die engagiert an der Diskussion teilnahmen.

„Wählen gehen ist Pflicht“, sagen Luisa Michels und Robin Link, die engagiert an der Diskussion teilnahmen.

Foto: Anne Orthen (ort)

Oft ist bei Wahlkämpfen die Rede von der sprichwörtlichen Arena, in der Spitzenpolitiker um die Gunst der Wähler buhlen. Eine solche Wahlkampfarena wurde nun im Walter-Eucken-Berufskolleg in Bilk aufgebaut. Umringt von etwa 150 Schülern des Berufskollegs stellten sich sechs Europapolitiker von CDU, SPD, FDP, Grüne, Linke und AfD den Fragen ihrer jungen Zuhörer. Auf besonderes Interesse bei den jungen Erwachsenen stießen die Themen Klimaschutz und Urheberrechtsreform.

„Ich finde gut, dass es eine solche Veranstaltung gibt. Aufklärung über die Europäische Union ist wichtig“, sagt Luisa Michels, die mit ihrem Politikkurs im Vorfeld einige Fragen vorbereitet hat. „Für viele scheint Europa selbstverständlich, doch gerade jetzt muss man näher zusammenrücken“, sagt die 19-Jährige. „Von der Europapolitik bekommt man im Alltag leider nicht so viel mit“, meint ihr Mitschüler Robin Link. „Ich will eine Frage zur Europäischen Zentralbank stellen. Die Stabilisierung des Euros finde ich wichtig“, sagt Link. Aber auch die Digitalisierung und die kürzlich verabschiedete Urheberrechtsreform sind für den 22-Jährigen interessant.

Mit diesen Themen kam der Berufsschüler während der Diskussion voll auf seine Kosten. Denn zu Beginn kündigte Moderator Christian Zeelen von Antenne Düsseldorf an, für insgesamt fünf Themen seien jeweils 15 Minuten vorgegeben. Doch nach über 75 Minuten intensiver Debatte waren gerade einmal die Fragen zum Klima und zum Urheberrecht beantwortet.

Welche konkreten Maßnahmen zum Klimaschutz sich die Politiker vorstellen können und ob die Besteuerung von Flügen eine Option sei, lautete die erste Frage aus dem Publikum. „Auf alle Treibstoffe außer Kerosin gibt es eine Steuer, daher ist eine Kerosinsteuer längst überfällig“, sagte Alexandra Geese von den Grünen. Während der AfD-Politiker Sven Tritschler eine solche Steuer kategorisch ausschloss, bekam Geese Unterstützung von den Politikern der SPD und der Linken. Eine wichtige Alternative sei der Ausbau des Bahnverkehrs, merkte Murat Yilmaz (Die Linke) an. Heftig stritten die sechs Politiker über die Frage, welche Partei Vorreiter in der Klimapolitik sei.

Der zweite Themenblock, der die Schüler – unter ihnen viele Erstwähler – besonders bewegte, war dann die Urheberrechtsreform. Mit ihr will die EU die Urheberrechte auf Plattformen wie YouTube schützen. „Ich fürchte, dass die Freiheiten online eingeschränkt werden, deshalb will ich wissen, wie es mit dem Gesetz weitergeht“, meinte ein Schüler unter kräftigem Applaus seiner Mitschüler. Eine konkrete Antwort der Politiker gab es darauf nicht. „Zunächst gibt es eine zweijährige Umsetzungsphase. Wenn die scheitert, könnte eine neue Reform nötig sein“, erklärte Mathias Höschel (CDU). Hitzig wurde es zum Schluss der Veranstaltung, als eine Schülerin den Politikern ebenfalls unter lautem Applaus vorwarf, die Demonstranten gegen die Reform ignoriert zu haben. „Es braucht mehr Leute der jungen Generation im Europäischen Parlament, um in Zukunft mehr Gehör zu finden“, beendete Clarisse Höhle (FDP) die Diskussionsrunde.

Und was hat die Diskussion gebracht? „Keiner wollte irgendwo anecken“, stellt Link nach Abschluss der Debatte fest. Trotzdem sei die Veranstaltung aufschlussreich gewesen. Für beide steht fest: „Wählen gehen ist Pflicht.“

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