Diesel-Urteil des Verwaltungsgerichts Düsseldorf will Lieferverkehr mit E-Lkw

Düsseldorf · Derzeit liefern 60.000 Lkw, meist Dieselfahrzeuge, pro Tag Waren in Düsseldorf aus. Ein Pilotprojekt mit Elektrofahrzeugen einer Logistikfirma könnte bei einer Verbesserung der Luftqualität in der Stadt helfen. Es gibt Kritik am Diesel-Urteil des Verwaltungsgerichts.

 Wenn angeliefert wird, ist es eng in der Carlstadt und anderen Teilen der Innenstadt. Anlieger und IHK starten mit der Firma ABC Logistik einen Pilotversuch mit elektrisch betriebenen Lastern, um die Schadstoffbelastung zu reduzieren.

Wenn angeliefert wird, ist es eng in der Carlstadt und anderen Teilen der Innenstadt. Anlieger und IHK starten mit der Firma ABC Logistik einen Pilotversuch mit elektrisch betriebenen Lastern, um die Schadstoffbelastung zu reduzieren.

Foto: Bauer

Diesel verpesten die Luft, und die öffentlichen Verwaltungen tun nicht genug dagegen. Das ist im Kern die Aussage des Düsseldorfer Verwaltungsgerichts zum Luftreinhalteplan. Das Urteil und der Vorschlag, nicht auf eine blaue Plakette zu warten, sondern vorab Dieselfahrzeuge aus der Umweltzone herauszuhalten, beträfe einen Großteil der in Düsseldorf zugelassenen Fahrzeuge. In der Landeshauptstadt sind 111.439 Diesel-Pkw und fast 15.000 Diesel-Lkw zugelassen. Insgesamt sind bei der Kfz-Zulassungsstelle 310.551 Fahrzeuge registriert.

Das Verwaltungsgericht war mit seinem deutlichen Urteil den Argumenten der Deutschen Umwelthilfe gefolgt. Auf der Corneliusstraße wird der Grenzwert von 40 Mikrogramm Stickstoffdioxid seit Jahren massiv überschritten, aktuell liegt der Jahresmittelwert bei 59 Mikrogramm, also etwa 50 Prozent über dem Grenzwert. Während noch unklar ist, ob und wie weit der Streit juristisch weitergeht, formieren sich die Gegner.

Für den Präsidenten der Düsseldorfer Handwerkskammer ist klar: "Ein komplettes Fahrverbot für Diesel in der Stadt oder in großen Teilen der Stadt ist undenkbar", sagt Andreas Ehlert. Die Betreuung von Baustellen wäre dann nicht mehr gesichert. Die Fahrzeuge von Baufirmen seien fast immer dieselbetrieben, da dieser Motorentyp robuster und besser für den Lasttransport geeignet sei. Eine Umrüstung auf einen Motor mit Euro-6-Norm sei meist nicht möglich, teure Baufahrzeuge wie Kranwagen könne man nicht mal eben ersetzen. "Unsere Betriebe brauchen Planungs- und Investitionssicherheit."

Die Industrie- und Handelskammer (IHK) äußert sich ebenfalls ablehnend. Hauptgeschäftsführer Gregor Berghausen prognostiziert "erhebliche Probleme und Widerstände bei Gewerbetreibenden und Berufspendlern". Die Paket- und Postzustellung, Dienstleister, die beruflich auf Transporter angewiesen seien, und der Arbeitsweg tausender Beschäftigter wären durch generelle Fahrverbote gefährdet. Berghausen warnt auch vor einem Besucherschwund, Kunden aus dem Umland könnten Düsseldorf den Rücken kehren, wenn sie nicht mehr mit dem Auto anreisen dürften. Und: Viele Gewerbetreibende hätten aufgrund der Düsseldorfer Umweltzone erst kürzlich neue Fahrzeuge angeschafft. Diese teils neuwertigen Fahrzeuge müssten bei Inkrafttreten eines Dieselfahrverbots zum wiederholten Mal ersetzt werden.

Die Stadt sucht mit der Wirtschaft nach Möglichkeiten, die Luftbelastung zu reduzieren. Mit der Firma ABC Logistik sowie IHK, Kö-Anliegern und Altstadtgemeinschaft wird ein Pilotversuch gestartet. ABC Logistik verfügt im Hafen über große Lagerflächen, will dort Waren sammeln und plant die Auslieferung in die Stadt mit Elektrofahrzeugen. "Am besten nachts", sagt Verkehrsdezernent Stephan Keller, der das Projekt sehr begrüßt. Schließlich sollen aktuell 60.000 Lkw am Tag Waren in Düsseldorf ausliefern. Derzeit wird in der Händlerschaft und bei sonstigen Unternehmen nach Interessenten gesucht. Sie können auch Zusatzleistungen in Anspruch nehmen wie etwa das Bestücken der Regale mit den neuen Waren.

(ujr)
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