Groß angelegte Studie Wie gesund sind die Düsseldorfer?

Düsseldorf · Fast 10.000 Einwohner Düsseldorfs wurden nach dem Zufallsprinzip ausgewählt und auf Herz und Nieren untersucht. Die Initiatoren erhoffen sich Erkenntnisse über die großen Volkskrankheiten.

25 Tipps für mehr Gesundheit im stressigen Alltag
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Foto: Shutterstock.com/ Spectral-Design

Geht‘s gut? Die meisten Düsseldorfer dürften die Frage nach ihrer Gesundheit nicht eindeutig beantworten können. Wen plagen nicht gelegentlich Rückenschmerzen oder Migräne? Von schlimmeren Krankheiten gar nicht zu sprechen. Wie gesund die Bevölkerung tatsächlich ist, dafür gibt es bisher keinen eindeutigen Befund. Doch das soll sich ändern – mit den Ergebnissen der bislang größten nationalen Gesundheitsstudie. Dafür werden in 18 Zentren von Kiel bis Freiburg nach dem Zufallsprinzip ausgewählte Bewohner auf Herz und Nieren geprüft, darunter fast 10.000 Düsseldorfer. Mit ersten Erkenntnissen ist noch in diesem Jahr zu rechnen.

Sechs Stunden beim Arzt und außerdem noch ein MRT (Kernspintomografie) seines gesamten Körpers, einen solchen medizinischen Marathon dürfte Friedrich Werner (69) noch nie in seinem Leben erlebt haben. „Aber wann kann man schon mal dazu beitragen, dass wichtige medizinische Erkenntnisse gewonnen werden?“

Da hat er nicht lange gezögert, an den Untersuchungen teilzunehmen. Alles wollte man von ihm erfahren: Ob er an einer verkehrsreichen Straße lebt und sich in seinem Beruf belastet gefühlt hatte. Ob er raucht, Sport treibt, wie er sich ernährt und welche Medikamente er nimmt. Seine Konzentration und sein Gedächtnis wurden ebenso getestet wie Muskelkraft, Gleichgewicht und Lungenvolumen. Seine Organe wurden untersucht, und schließlich wurden ihm Proben von Urin, Speichel und Blut entnommen.

Die Ergebnisse sollen der Wissenschaft auf die Sprünge helfen. „Man erhofft sich, mehr darüber zu erfahren, wie die großen Volkskrankheiten wie Diabetes, Krebs, Herz-Kreislauf-Störungen und Demenz entstehen“, erläutert Nina Ebert, Leiterin der Düsseldorfer Studie. Aber auch: wie sich diese Erkrankungen früher erkennen und besser behandeln lassen. Außerdem wollen die Wissenschaftler nachweisen, welche Auswirkungen Lebensweise, genetische Faktoren und Umwelteinflüsse tatsächlich auf die Gesundheit haben.

Allein die Vorbereitungen dieser Studie mit 200.000 Probanden bundesweit hat Jahre gedauert, denn dafür mussten neue, einheitliche Standards für alle teilnehmenden Städte entwickelt und strenge Datenschutzauflagen erfüllt werden. Dabei konnte jede Stadt eigene Schwerpunkte setzen, das Düsseldorfer Team hofft vor allem auf neue Erkenntnisse über Diabetes. Noch bis Ende April werden Probanden untersucht, dann geht es an die Auswertung der Ergebnisse. Außerdem werden alle Teilnehmer im Abstand von fünf Jahren wieder zur Kontrolluntersuchung eingeladen.

Erst vor zwei Wochen hat auch die Tochter von Friedrich Werner, Anja Gerund (40), an der Studie teilgenommen – auch sie durch einen Zufallstreffer ausgewählt: „Für mich war klar, dass ich mitmachen würde, schon weil mein Vater so begeistert davon berichtet hat.“

Für sie zählte noch ein weiteres Argument: Ein Teil der Bioproben, die ihr bei den Untersuchungen entnommen wurden, werden für die nächsten 30 Jahren eingefroren. Eine Art Vorsorge mit Langzeitwirkung: „Wer weiß schon, was sich mit künftigen Methoden daraus mal erkennen lässt. Vielleicht profitiere ich irgendwann davon.“ Eine Woche hat sie einen Aktivitäts-Gürtel getragen, der alle Bewegungen aufzeichnet. Nun wartet sie auf ihre Untersuchungsergebnisse.Für ihren Vater, der zu den ersten Probanden gehörte und demnächst zur Nachfolgeuntersuchung eingeladen wird, waren die Ergebnisse durchweg positiv.

Das spornt ihn an, auch künftig auf seine Gesundheit zu achten und regelmäßig Sport zu treiben. Im Karate hat er soeben den ersten schwarzen Gürtel erreicht. Und gemeinsam mit seiner Frau geht er jede Woche zur Gymnastik. Dabei tragen sie T-Shirts mit der Aufschrift „Turne bis zur Urne“.

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