Lehrer in Düsseldorf Warum Zocken eine gute Gesprächsbasis sein kann

Lehrer-Kolumne Lutz Tomala spricht über seine Arbeit als Verbindungslehrer.

 Junglehrer Lutz Tomala arbeitet am Wim-Wenders-Gymnasium in Oberbilk

Junglehrer Lutz Tomala arbeitet am Wim-Wenders-Gymnasium in Oberbilk

Foto: Anne Orthen (ort)

„Haben Sie schon ein legendäres Tier getötet?“ Seit einige (vor allem männliche) Schüler wissen, dass ich Videospiele mag, werde ich zwischen den Unterrichtsstunden oft in seltsame Gespräche verwickelt. Die wichtigste Frage: „Spielen Sie auch Fortnite?“ Meist schließen sich Diskussionen über die Ergonomie von Playstation- und Xbox-Controllern an. Den Abschluss findet die Unterhaltung dann in einem qualitativen Vergleich der liebsten Videospiele.

Das Ergebnis: Die meisten Kinder suchen in den Spielen andere Dinge als ich. Es gibt nur wenige, die alles bieten. Für die anderen „Rentner-Gamer“: Rätsel lösen und Strategie sind „out“. Action, „Memes“ und Kreativität sind „in“. Auch als „Junglehrer“ komme ich mir da meist eher vor wie ein Senior. Warum ist den Schülern diese Form der Unterhaltung so wichtig? Sie schaffen eine gemeinsame Erfahrungs- und Kommunikationsgrundlage, einen „common ground“ – in den Worten der meisten Schüler: „cool“. Für mich als Verbindungslehrer (früher Vertrauenslehrer genannt) ist es ein „Eisbrecher“.

Gerade, wenn Schüler mit persönlichen Sorgen und Problemen zu mir kommen, sind gemeinsame Kommunikationsgrundlagen essenziell. Die Offenheit der Kinder überrascht mich dabei immer wieder und sorgt oft dafür, dass wir trotz ernster Themen gemeinsam lachen können. Per Definition ist Vertrauen immer mit einem Risiko verbunden, ausgenutzt zu werden; vielleicht heißt es deshalb nicht mehr Vertrauenslehrer.

So locker das klingt, aber nach einigen Gesprächen musste ich doch an die Weisheit denken, manche Dinge nicht an sich heranzulassen. Wie das gehen soll, weiß ich (noch) nicht. Ist es nicht meine Aufgabe die Probleme der Schüler zu verstehen, ohne sie zu meinen eigenen zu machen? Manchmal geht mir das nah, aber da gibt es ein gutes Hausmittel: Eine Stunde „Dauerzocken“ und man sieht die Welt wieder mit anderen Augen. Wer jetzt auch mal den Controller seines Kindes in die Hand nehmen möchte: Wir sehen uns in ein paar Jahren auf dem Youtube-Kanal „Senioren Zocken“.

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort