ZDF-Zweiteiler Warum „Bier Royal“ auch in Düsseldorf spielen könnte

Düsseldorf · Das ZDF hätte seinen Zweiteiler „Bier Royal“ über eine Bierdynastie auch in Düsseldorf drehen können. Schumacher, Uerige, Füchschen, Zum Schlüssel: Die Traditionshäuser sind in Familienhand. Aber auch junge Unternehmen etablieren sich erfolgreich.

Zum 75. Geburtstag lud Thea Schnitzler (4.v.r.) ihre Familie 1986 nach Glenmorangie in Schottland ein. Enkel Michael (2.v.l.) setzte später ihre Idee um, selbst Whisky zu brennen. Links neben ihm Mutter Christa, Vater Josef (2.v.r.) steht neben Destillerie-Boss Mr. McGregor. Das Ehepaar Wolfgang Ungermann und Gertrud Schnitzler-Ungermann (3.und 4.v.l.) führt den Schumacher.

Zum 75. Geburtstag lud Thea Schnitzler (4.v.r.) ihre Familie 1986 nach Glenmorangie in Schottland ein. Enkel Michael (2.v.l.) setzte später ihre Idee um, selbst Whisky zu brennen. Links neben ihm Mutter Christa, Vater Josef (2.v.r.) steht neben Destillerie-Boss Mr. McGregor. Das Ehepaar Wolfgang Ungermann und Gertrud Schnitzler-Ungermann (3.und 4.v.l.) führt den Schumacher.

Foto: Frank Lorentz

Altbier ist in Düsseldorf Familiensache. Aber „Bier Royal“, dessen zweiter Teil am Mittwoch zu sehen ist, erinnert natürlich sehr an die erfolgreiche Serie „Kir Royal“ und die bayrische Bussi-Bussi-Gesellschaft. In ihr steckt noch mehr telegenes Schicki-Micki als in Düsseldorf, und am Rhein sind die Brauer-Familien in der Öffentlichkeit meist eher zurückhaltend.

Die Landeshauptstadt hat einst richtig große Brauereien, die einige hunderttausend Hektoliter Altbier produzierten, beherbergt. Das war noch in den siebziger und achtziger Jahren so, Namen wie Frankenheim, Gatzweiler und Schlösser stehen dafür. Sie sind an Konzerne verkauft worden, werden anderswo gebraut, und die ehemaligen Produktionsstätten haben neuen Stadtentwicklungen Platz gemacht. Der Vodafone-Campus (Gatzweiler) und die Hochschule Düsseldorf (Schlösser) sind dafür Beispiele.

 Karl-Heinz Gatzweiler im Schlüssel an der Bolker Straße. Er hat mit der Hausbrauerei expandiert.

Karl-Heinz Gatzweiler im Schlüssel an der Bolker Straße. Er hat mit der Hausbrauerei expandiert.

Foto: Andreas Bretz/Bretz, Andreas

Heute stehen die Hausbrauereien für die große Düsseldorfer Biertradition. Dutzende gab es von ihnen früher in der Altstadt, oft waren Bäcker im Spiel, weil sie sich mit der Hefe auskannten, ohne die es ja keinen Alkohol im Bier gäbe. Die Hausbrauereien sind eher klein und fein, ihr Ausstoß liegt zwischen 20.000 und 40.000 Hektolitern im Jahr. Von den Industriebieren haben sie sich traditionell unterschieden, sie legen meist Wert auf besonders gute Zutaten, beim Hopfen etwa ist der ganze Doldenhopfen, wie ihn beispielsweise der Uerige verbraut, viel gehaltvoller als die preiswerteren Hopfen-Pellets oder gar Hopfen-Extrakt.

Die Schumacher Brauerei und der Uerige haben mit einer Familie zu tun: den Schnitzlers. Als Geburtsdatum der Brauerei gilt 1838 die Übernahme der Brauerei „Im Sonnenaufgang“ an der Citadellstraße durch den Bierbrauer Johannes Matthias Schumacher. Ferdinand Schumacher verkaufte das Unternehmen 1955 an seinen Neffen, den Braumeister Hans Schnitzler und dessen Ehefrau Thea.

Großvater Peter König (Peter I.) lehnt auf der Zapfanlage, Oma Johanna (3.v.l.) trägt Schleife. 

Großvater Peter König (Peter I.) lehnt auf der Zapfanlage, Oma Johanna (3.v.l.) trägt Schleife. 

Foto: Peter König Historische Fotos Füchschen

Ihre Kinder Josef und Gertrud stehen heute für zwei Brauereien: Josef, der Braumeister, war Technischer Leiter im Schumacher und ab 1976 auch Baas des Uerige. Dessen Vorgänger, der gestrenge Rudi Arnold, hatte nach fast 40 Jahren einen geeigneten Nachfolger gesucht. Bezahlt wurde in Form einer Leibrente. Josef Schnitzler entschied sich nach einigem Hin und Her, dass es das Beste sei, sich ganz auf den Uerige zu konzentrieren. Nachfolger dort ist seit 20 Jahren Sohn Michael, Brau-Ingenieur. Im Schumacher ist Gertruds Tochter Nina-Thea als Juniorchefin in die Geschäftsleitung eingestiegen, und vor allem auf die Thea im Namen legt sie seit einigen Jahren großen Wert, denn die Oma ist an der Oststraße Legende und kann dort sogar auf Gemälden bewundert werden.

Für Peter König (52), war die Sache ebenfalls klar. Er soll schon als Steppke ausgerufen haben, er wolle mal Chef werden, und das ist er seit Mitte der neunziger Jahre im Füchschen auch. Genauer gesagt, ist er Peter III. und noch genauer der vierte König, der in der Brauerei an der Ratinger Straße das Sagen hat. Theodor und Louise König stiegen 1908 an der Ratinger Straße ein, und Peter ist unterm Dach groß geworden. Wie auch Michael Schnitzler, der im Goldenen Kessel an der Bolker Straße seine ersten Jahre verbrachte, ist er mit dem Leben in Brauerei und Gastraum groß geworden. „Gläser schieben und dem Zapfer helfen, das habe ich als Junge gleich gerne gemacht.“

Der heutige Brauerei-Chef Peter König mit seiner Schwester Petra beim Zapfen auf der Kirmes.

Der heutige Brauerei-Chef Peter König mit seiner Schwester Petra beim Zapfen auf der Kirmes.

Foto: Peter König Historische Fotos Füchschen

Geht die Familiengeschichte weiter? Peter König macht sich über die Nachfolge noch nicht so konkrete Gedanken. Er hat seinen Mann und die Söhne seiner Schwester Petra kämen vielleicht auch in Frage. Gewiss ist nichts. Heute gibt es den Automatismus, dass Sohn oder Tochter das Unternehmen weiterführen, ja ohnehin nicht mehr. Eines der ersten Worte, die Michael Schnitzlers Sohn Ole sprach, war zwar „Fassbrause“, aber ob er der achte Uerige-Baas wird, ist ebenfalls nicht vorherbestimmt.

In die Riege der Hausbrauereien mit Tradition gehört der Schlüssel an der Bolkerstraße. Dort regiert Karl-Heinz Gatzweiler, dessen Name für eine der großen Brauereien steht. Die gab er wegen der schwierigen Marktentwicklung unter Tränen vor gut 20 Jahren auf. Aber es gab ja noch den Schlüssel, mit dem der begeisterte Pilot Gatzweiler expandierte. Übernommen hatten die Hausbrauerei der Neusser Braumeister Carl Gatzweiler und seine Frau Maria 1936. Ihren beiden Söhnen Simon und Jacob hatten sie im Schlepptau, nach großer Renovierung wurde am Sankt-Martins-Tag 1938 eröffnet. Seither ist die Hausbrauerei im Besitz der Familie. 1989 ließ Karl-Heinz Gatzweiler die Räumlichkeiten nach überlieferten Vorlagen umgestalten, ebenso steckten die anderen Hausbrauereien Millionensummen in den Bestand oder expandierten.

Das Altbier sowie die besondere Atmosphäre in den Hausbrauereien sind ein Pfund, mit dem die Stadt inzwischen gut wuchert. Bei Stadtführungen mit internationalen Journalisten stehen die Hausbrauereien auf der Liste von Düsseldorf Tourismus (DT), bei Messen sind sie oft ausgebucht. Neue Unternehmen wie Kürzer und Gulasch Alt sind auf den Erfolgszug aufgesprungen und haben sich etabliert. Leider ist das Düsseldorfer Altbierfest eingeschlafen, das es früher einmal gab. Als Branchen-Familie verstehen sich die erfolgreichen Unternehmer eher nicht, man respektiert sich, aber jeder geht seinen eigenen Weg.

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