Handel in Düsseldorf-Eller Walgenbach - vom Kaufhaus zum Fachhändler

Düsseldorf · Einst war der Küchen- und Elektro-Großhändler Walgenbach in Düsseldorf-Eller ein richtiges Kaufhaus. Jetzt feiert er 75-jähriges Bestehen.

 Matthias Walgenbach und Elmar Fedderke leiten die Geschäfte.

Matthias Walgenbach und Elmar Fedderke leiten die Geschäfte.

Foto: Bretz, Andreas (abr)

Es war eine Zeit der Krisenjahre, als Wilhelm Walgenbach senior mit seiner Frau Marga 1946 einen Haushaltswarenladen in Eller eröffnete. Unternehmergeist war damals gefragt, um die Ladenzeilen während der an Gütern noch knappen Nachkriegsjahre füllen zu können. Teilweise durchkämmte er dabei mit dem ersten Automobil der Familie das ganze Ruhrgebiet auf der Suche nach Waren.

Ganz anderen Problemen musste sich das Familienunternehmen im vergangenen Jahr stellen, als der erste Lockdown aufgrund der Corona-Pandemie den stationären Handel allerorts vor massive Probleme stellte. „Wir haben pausenlos besprochen, wie wir reagieren können”, sagt Elmar Fedderke, zusammen mit seinem Schwager Matthias Walgenbach heutiger Geschäftsführer des weit über die Grenzen des Stadtteils hinaus bekannten Unternehmen.

 Mit einem Bus wurden auch Einkäufe nach Hause geliefert. Mit Service wollen die Nachfahren heute punkten.

Mit einem Bus wurden auch Einkäufe nach Hause geliefert. Mit Service wollen die Nachfahren heute punkten.

Foto: Walgenbach

Doch der walgenbach’sche Unternehmergeist lebte auch bei seinen Nachfolgern in dritter Generation auf – dank verstärkter Online-Präsenz und Kundenkommunikation kamen die Firma und ihre Mitarbeiter halbwegs sicher durch die Corona-Krise. Für das nun anstehende 75-jährige Bestehen ein doppelter Grund zum Feiern.

Viel hat sich in diesen 75 Jahren auf der Gumbertstraße gewandelt. Der Leerstand der vergangenen Jahre ist inzwischen jedoch nicht mehr so dramatisch. Auch, weil Walgenbach als Platzhirsch blieb. Denn der 2019 im Alter von 72 Jahren verstorbene Sohn Willi Walgenbach sperrte sich nie gegen Veränderungen.

 1954 zog das Geschäft an die Gumbertstraße 156 in Eller und wurde immer wieder erweitert umgebaut.

1954 zog das Geschäft an die Gumbertstraße 156 in Eller und wurde immer wieder erweitert umgebaut.

Foto: Walgenbach

„Bis in die 80er und 90er waren wir noch ein klassisches Kaufhaus“, erinnert sich Matthias Walgenbach – bevor durch die nahe Konkurrenz der großen Warenhaus-Ketten das einst breite Sortiment aus Töpfen, Keramik, Eisenwaren und Spielzeug reduziert werden musste. Eine Verschlankung und Spezialisierung auf Einbauküchen und Elektro-Geräte wurde nötig. Der neue Weg verlief so erfolgreich, dass das große Stammhaus an der Nummer 156b 2016 schließlich in ein richtiges Küchenstudio umgebaut wurde.

„Das tradierte Unternehmen am Alten festhalten ist ein großes Problem des stationären Einzelhandels. Viele wollen sich nicht verändern,“ sagt Fedderke. „E-Commerce alleine reicht aber auch nicht.“ Vielmehr sei es die Mischung mit der Veranschaulichung- und Beratungsmöglichkeit vor Ort, mit der man punkten kann. Dazu kommen die beiden Abholmärkte in Hassels und Lierenfeld, in welcher die Kunden selbstständig auf Schnäppchensuche gehen können.

 So breit war das Sortiment einst, bevor sich das Unternehmen spezialisierte.

So breit war das Sortiment einst, bevor sich das Unternehmen spezialisierte.

Foto: Walgenbach

„Die Küche hat schon vor Corona innerhalb der Wohnung an Stellenwert gewonnen“, sagt Fedderke. Optisch entspricht die „weiße Ware“ heute mehr Design-Ansprüchen, die Geräte werden immer vernetzter, intelligenter, wesentlich energieeffizienter. „Der alte Partykühlschrank im Keller tut es vielleicht noch, kostet aber mehre Hundert Euro im Jahr. Der neue vielleicht nur noch fünf”, sagt Fedderke. „Technisch ist bereits derart viel möglich, dass der Kunde vielleicht noch gar nicht so innovationsbereit dafür ist.“

Zudem liegen große, raumgreifende Küchen zwar im Trend, sind aber für schmale Innenstadt-Wohnungen selten realistisch. „Deswegen haben wir in unserem Studio auch kleine Küchen oder Lösungen für Wohnungen mit einer Dachschräge aufgebaut“, sagt Walgenbach.

 Um die Jahrtausendwende wurde das gute Porzellan aus den Verkaufsregalen genommen.

Um die Jahrtausendwende wurde das gute Porzellan aus den Verkaufsregalen genommen.

Foto: Walgenbach

Beide Unternehmer blicken positiv in die Zukunft. „Die Zeiten, in denen in Fünf- bis Zehn-Jahresplänen gedacht wird, sind zwar vorbei. Aber die Weichen sind schon jetzt gestellt“, sagt Walgenbach. Ob zum 100-Jährigen dann die vierte Generation das unternehmerische Erbe weiterführt, wollen beide mit einem Schmunzeln noch offenlassen. Die potenziellen Nachfolger gebe es zwar schon, befänden sich zurzeit aber noch mitten in Ausbildung und Studium.

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