Raus aus der Krise Ein schweres Geschäft mit der Schönheit

Düsseldorf · Wie viele andere Branchen muss nach dem Shutdown auch der Beauty-Sektor vollkommen umdenken. Statt mit Kaffee und Klatschblättern werden die Kunden in den Kosmetikstudios nun mit Gesichtsschildern begrüßt.

 Auch Cida Klinkhammer ist wieder am Start mit ihrem Studio Cida’s Ponto. Wie alle ihre anderen Kollegen ist sie froh, dass die Kosmetiker wieder arbeiten können.

Auch Cida Klinkhammer ist wieder am Start mit ihrem Studio Cida’s Ponto. Wie alle ihre anderen Kollegen ist sie froh, dass die Kosmetiker wieder arbeiten können.

Foto: Cida's Ponto

Vor fast drei Wochen kam für die Kosmetiker die befreiende Nachricht, dass sie ihre Salons wieder öffnen dürfen. Nach zwei Monaten Corona-Zwangspause bedeutete das für diese Branche aber auch, dass sie binnen weniger Tage ihre Läden wieder startklar machen musste. Die Freude bei den Düsseldorfer Kosmetikern ist groß, denn die Umsätze waren dringend nötig. Doch gleichzeitig herrscht große Skepsis, und sie müssen ein Höchstmaß an Flexibilität an den Tag legen.

Moritz von Spies sprach – unterstützt von der Handwerkskammer Düsseldorf (HWK) – „mit allen möglichen Regierungen“, er hatte sogar beim Oberlandesgericht in Münster geklagt auf Wiedereröffnung. „Während die Friseure schon eine Woche vor uns arbeiten durften, wurden wir außen vor gelassen, das empfand ich als pure Willkür, da setzte ich alle Hebel in Bewegung.“ Vier Senzera-Studios von insgesamt 60 betreibt er in der Landeshauptstadt. Auch seine Beschäftigten müssen während der Behandlung einen speziellen Mund-Nasen-Schutz tragen, ergänzt von einer Schutzbrille oder einem Gesichtsschild. Seine erste Bilanz: „Die sind fix und fertig. Das Arbeiten mit dem Mund-Nasen-Schutz ist eine riesige Belastung. Aber sie halten sich wacker.“ Nach dem Wiederöffnungsdatum 20. Mai hatte er für seine Studios Hunderte von Terminen, die seine Teams in den ersten Tagen abarbeiteten. „Doch nach den ersten beiden Wochen kam die Delle“, die Umsätze seien wieder massiv heruntergegangen – „und das trotz loyaler Stammgäste, die Senzera fest in ihre Beauty-Routine verankert haben.“ Von finanziellen Engpässen spricht von Spies, hinzu kämen noch Ängste wegen Ansteckung.

Viele kennen die Karnevalistin Cida Klinkhammer als Vorsitzende der Närrischen Marktfrauen. Als Kosmetikunternehmerin mitten in der City muss sie sich gerade an die neuen Auflagen wegen Corona gewöhnen. „Ungewöhnlich für die Kunden ist es etwa, dass sie bei uns keine Zeitschriften und keinen Kaffee mehr bekommen dürfen.“ Ausgleichen könne sie den Verlust der zwei Monate nicht, „aber zum Glück habe ich eine Soforthilfe bekommen, die mir über diese Zeit hinweggeholfen hat“.

Laut einem HWK-Sprecher gibt es in Düsseldorf 670 Kosmetikstudios – zum Teil mit mehreren Angestellten, die Hotline der Kammer stand wochenlang nicht still. „Die Kosmetiker gingen durch ein Wechselbad der Gefühle. Es kam sehr kurzfristig zum Go, quasi nur von Freitag bis Montag konnten sie sich auf die Wiedereröffnung vorbereiten.“ Große Wut nahm auch der Bundesverband Kosmetik und Fußpflegebetriebe Deutschlands mit Sitz in Berlin wahr. „Bei den mehreren hundert Anrufen pro Tag bei uns kam in erster Linie Wut rüber, weil die Branche fast vergessen worden war“, sagt ein Sprecher auf Nachfrage.

Vergessen kann den Shutdown Michaela Feldhoff in Unterbilk noch lange nicht. Drei Mal so viel Wäsche wie sonst habe sie nun wegen der neuen Hygienebestimmungen. „Pro Kundin plane ich nun statt einer lieber eineineinhalb Stunden ein, weil wir vorher und nachher noch sauber machen müssen. Das heißt, wir können insgesamt weniger Kunden behandeln.“ Die Kosmetikunternehmerin bleibt positiv: „Ich denke, dass ich am Jahresende wieder da bin, wo ich war, aber die 9000 Euro Soforthilfe brauchte ich definitiv bis Anfang Juni.“

Kathrin Weise-Walhöfer in Oberkassel suchte sofort nach dem Shutdown nach Lösungen. „Deswegen habe ich mir beispielsweise eine Sonderanfertigung für meinen Fingernageltisch gestalten lassen, der die Kunden mittels einer Fünf-Millimeter-Glasscheibe von den behandelnden Kolleginnen trennt.“ Ihr Geschäft sei „wirklich hervorragend wieder angelaufen“. 2021 werde sie 30 Jahre selbstständig am Markt sein – „ich konnte die Verluste dieser Krise aus privaten Mitteln ausgleichen“. An alle Mitarbeiterinnen zahlte sie sogar nach Antritt eine steuerfreie Sonderzahlung.

An den Mehraufwand muss sich auch Nicola Schröder in Flingern gewöhnen. „Wir dokumentieren für alle Kunden die Kontakt- sowie Zeitdaten im Institut.“ Persönlich angerufen habe sie alle, und die meisten haben auch sofort wieder einen Termin gebucht. „Vereinzelt haben wir aber auch Kunden, die noch etwas verängstigt sind und zunächst einmal abwarten möchten.“ Alle müssten jetzt lernen, mit dieser neuen „Normalität“ zu leben: „In jeder Krise steckt auch eine Chance.“

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