Corona-Krise in Remscheid Die Hoffnung ruht auf Konsum vor Ort

Remscheid · Remscheider Einzelhändler und Gastronomen appellieren zusammen an die Bürger, den lokalen Anbietern die Treue zu halten. Die nächsten Wochen entscheiden, wie die Stadt aus der Krise kommt.

 OB Burkhard Mast-Weisz und Vertreter des Einzelhandels appellierten an die Bürger, lokal einkaufen zu gehen.

OB Burkhard Mast-Weisz und Vertreter des Einzelhandels appellierten an die Bürger, lokal einkaufen zu gehen.

Foto: Moll, Jürgen (jumo)

Für den Freitagabend hatte Salvatore Lerose in seinem Restaurant „Barista“ auf dem Rathausplatz eine Weinverkostung geplant. Sie fand nicht statt, weil zu viele Besucher doch noch abgesagt haben. „Die Leute haben Angst, in ein Restaurant zu gehen“, sagt er.

Gut drei Wochen nach der Öffnung der Gaststätten und der Einzelhändler ist für viele Betreiber alles andere als Normalität eingekehrt. Die Umsätze hängen weiter deutlich hinter den Erwartungen zurück. Markus Kärst, Sprecher der Dehoga Remscheid, berichtet, dass die nächsten Wochen bei vielen Gastronomen darüber entscheiden, ob sie die Krise überstehen oder nicht. „Viele haben den Betrieb aufgenommen, aber die Gäste bleiben aus“, sagt Kärst. Mit einem Umsatzverlust von 70 Prozent im Vergleich zum Vorjahr sind die meisten Restaurantbesitzer nach dem Shutdown gestartet. „Vielen Gästen macht es unter den Hygienebestimmungen keine Freude, essen zu gehen“, sagt Kärst. Und viele seien durch die dauernden Veränderungen verwirrt.

OB Burkhard Mast-Weisz appellierte am Freitag in einem Pressegespräch an die Remscheider, ihre Händler vor Ort zu unterstützen. „Wir haben hier gute Angebote. In der Stadt bekommt man alles, was man braucht“, sagte er und verwies auf die Konsequenzen, wenn sich das Einkaufen in der Heimat nicht verbessert. Er befürchtet die Schließung vieler Läden.

Bei den Einzelhändlern ist die Lage von Branche zu Branche sehr differenziert zu betrachten. Laut Klaus Kreutzer, Sprecher der Remscheider Einzelhändler, gehen 15 Prozent der Händler davon aus, in Kürze schließen zu müssen. Ein Drittel zeigt sich optimistisch, die Corona-Krise zu überstehen. Es sei aber Gift für die Stadt und für die Branche, wenn die Bürger in tiefen Pessimismus verfallen würden. „Wir müssen ein Bewusstsein für die Stadt schaffen“, sagte Kreutzer. Das drücke sich in der Unterstützung des Handels und der Gastronomie aus. Die Menschen hätten schon ganz andere Herausforderungen gemeistert. Es gäbe Grund zum Optimismus, auch wenn jedem klar sein müsse, dass das Leben nach Corona nicht wieder so sein werde wie vor dem Ausbruch der Pandemie.

Baudezernent Peter Heinze forderte die Bürger auf, sich mehr zu trauen. „Die Umsätze fehlen. Kauft ein, sonst schließt alles“, sagt Heinze. Er verwies darauf, dass die Stadt den Gastronomen bei der Außenwirtschaft soweit es geht entgegenkommen will. „Wir versuchen, individuelle Lösungen zu finden“, sagte Heinze. Bis Ende September seien den Restaurantbetreibern die Gebühren gestundet.

Centermanager Nelson Vlijt berichtet von einer stufenweisen Rückkehr zur Normalität. Als Nahversorger sei das Allee-Center in der Krise immer präsent gewesen. Viele Unternehmen befänden sich aber noch in Kurzarbeit. Und die Reisebüros hätten weiter geschlossen.

Bärbel Beck vom Modehaus Johann in der Lenneper Altstadt beobachtete ein verändertes Verhalten der Kunden. Sie kämen konzentrierter, die Verweildauer sei länger und der Wunsch nach guter Beratung intensiver. Der nächste Besuch ließe allerdings länger als früher auf sich warten. Gute Erfahrung habe sie mit dem Kundenservice auf verschiedenen digitalen Kanälen gemacht. Die positive Rückmeldung habe die Bindung zu den Kunden gestärkt. Die Kommunikation übers Internet wolle sie weiter ausbauen.

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