Prozess in Düsseldorf Betrügerischer Nachbar nimmt Rentnerin aus

Düsseldorf · Ein ungewöhnlicher Nachbarschaftsprozess steht beim Amtsgericht ab dem morgigen Dienstag, 23. Juli, an. Angeklagt ist ein 50-Jähriger, der 2017 eine Nachbarin um fast 400.000 Euro geprellt haben soll.

 Das Amts- und Landgericht in Düsseldorf

Das Amts- und Landgericht in Düsseldorf

Foto: dpa/Marcel Kusch

Die Rentnerin (70) hatte dem netten Mann von nebenan vertraut, hatte ihm zu seinem Geburtstag sogar ein neues Auto geschenkt. Das aber nahm der Nachbar offenbar zum Anlass, die Seniorin immer weiter zu belügen – und sie zuletzt um ihre Ersparnisse zu bringen. Die Anklage geht von Betrug und Unterschlagung aus.

Als Nachbarn hatten sich der Angeklagte und das Opfer über Monate hinweg angefreundet, als der 50-Jährige Anfang 2017 angeblich dringend ein größeres Auto brauchte. Großzügig ließ die Seniorin ihm dafür per Überweisung 23.500 Euro zukommen.

Ab diesem Zeitpunkt soll der Angeklagte seine Gönnerin aber immer mehr eingelullt haben. Nur Tage später soll er nämlich behauptet haben, das geschenkte Geld sei nicht genug für ein Auto, also übergab ihm die Rentnerin laut Anklage weitere 26.500 Euro in bar. Mit der Gesamtsumme von 50.000 Euro sollte er einen Familien-Van kaufen, den Rest des Geldes an die Rentnerin zurückgeben. Obgleich er diese angebliche Vereinbarung danach ignorierte, glaubte die Seniorin offenbar weiter an seine Zuverlässigkeit.

Denn ein halbes Jahr später löste die 70-Jährige ihr Schließfach bei einer Bank auf, wollte drei dicke Umschläge mit insgesamt mindestens 500.000 Euro in bar bei einer anderen Bank deponieren. Dem Nachbarn gelang es angeblich wieder, die Rentnerin in seinem Sinne zu beeinflussen. Sie könne das ganze Geld, so soll er ihr vorgeschlagen haben, doch in einem seiner Schließfächer aufbewahren. Die Seniorin ließ sich darauf ein. Zumal der Nachbar versichert haben soll, sie könne jederzeit über ihr Geld verfügen, müsse ihm dazu nur Bescheid sagen. Als sie nach zwei Monaten tatsächlich an ihr Geld wollte, beichtete der Nachbar plötzlich, ihre halbe Million Euro sei futsch.

Ermittler entdeckten jedoch in einem seiner Bankfächer noch einen der drei Geldumschläge der Rentnerin mit 140.000 Euro. Diese Summe bekam sie zurück – plus weitere 14.000 Euro aus dem Betrag, den sie dem Nachbarn für den Autokauf zur Verfügung gestellt hatte. Insgesamt verloren hat die 70-Jährige laut Anklage aber fast 400.000 Euro. Mit einem Urteil wird laut Planung des Amtsgerichts am 6. August gerechnet.

((wuk) )
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