Studie der Caritas Debatte um Schulabbrecher

Düsseldorf · Jeder zehnte Jugendliche in Düsseldorf verlässt die Schule ohne Abschluss. Der Bund spart bei der Berufsförderung. Die Ratsfraktion der Grünen fordert Hilfe für Schulabbrecher durch die Stadt.

 Jennifer Klatte (hier mit ihrer Tochter Celine) holte mit Hilfe des Stütz- und Förderunterrichts der Caritas ihren Hauptschulabschluss nach.

Jennifer Klatte (hier mit ihrer Tochter Celine) holte mit Hilfe des Stütz- und Förderunterrichts der Caritas ihren Hauptschulabschluss nach.

Foto: Bretz, Andreas

Fast 9,5 Prozent der Jugendlichen in Düsseldorf verlassen die Schule ohne Abschluss. Zu diesem Ergebnis kommt die Studie "Bildungschancen vor Ort" des Deutschen Caritasverbands. Die Düsseldorfer Quote liegt damit deutlich über dem bundesweiten Durchschnitt von 7,2 Prozent.

Angesichts dieser Zahlen sieht die Ratsfraktion der Grünen die Stadt in der Pflicht, Schulabbrechern zu helfen. "Im Vergleich zu ärmeren Kommunen schneidet Düsseldorf schlecht ab, und wegen weiterer Sparmaßnahmen des Bundes sind bestehende Qualifizierungsprogramme für Schulabbrecher in Düsseldorf in Gefahr", sagt der Vorsitzende des Schulausschusses, Wolfgang Scheffler (Grüne). Die Schulabbrecher von heute seien die Hartz-Vier-Empfänger von morgen. "Es ist dann in erster Linie die Stadt, die für die Sozialleistungen aufkommen muss. Sie muss sich daher ihrer politischen Verantwortung stellen."

Das Sozialdezernat verweist auf die Angebote der Agentur für Arbeit, des Jobcenters und des Jugendamtes. Dazu zählten Veranstaltungen zur Berufsorientierung an Schulen sowie Angebote für Schüler ohne Schulabschluss. Diese hätten die Möglichkeit, den Schulabschluss am Berufskolleg, am Hermann-Harry-Schmitz-Berufskolleg oder an der Volkshochschule nachzuholen.

Nach Ansicht von Wolfgang Scheffler reichen die bestehenden Angebote nicht aus. Die Stadt müsse mehr als Partner von Land und Wirtschaft auftreten. Die Fachstelle Schule Beruf des Schulverwaltungsamtes könnte den Schülern helfen, die Probleme in der Schule haben, meint Scheffler. "Sie könnte Betriebe finden, die diese Schüler vorübergehend beschäftigen und an eine Ausbildung heranführen. Aus der Wirtschaft hören wir ja immer, dass wir gut ausgebildete Arbeitskräfte brauchen. Wenn wir die zehn Prozent Schulabbrecher in den Arbeitsmarkt integrieren könnten, wären viele Probleme gelöst."

Dass Jugendliche mit einer schwierigen Schullaufbahn von Förderungsmaßnahmen profitieren, zeigt Jennifer Klatte (18). Mit einem Notendurchschnitt von 1,6 hat die alleinerziehende Mutter ihren Hauptschulabschluss nachgeholt. Dabei half ihr das Projekt Stütz- und Förderunterricht der Caritas, das Schulabbrecher auf den Hauptschulabschluss vorbereitet. Die Pädagogen brachten ihr nicht nur den Stoff nahe, sondern unterstützten sie auch, als vor sechs Monaten ihre Tochter Celine zur Welt kam.

"Meine Tochter habe ich zum Unterricht mitgebracht", sagt Jennifer Klatte. Sie würde gerne auch ihren Realschulabschluss mit Hilfe der Caritas nachholen. Ob das möglich ist, ist unklar: "Seit April bekommen wir keine Mittel vom Jobcenter mehr", sagt René Trenz vom Referat Soziale und Berufliche Integration der Caritas. "Das Projekt ist in seinem Fortbestand gefährdet."

(ila/jco)
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