Rhein-Kreis Ließ sich Polizist mit Nacktfoto bestechen?

Rhein-Kreis · Ein Polizist aus Jüchen muss sich seit Donnerstag vor Gericht verantworten. Er soll sich von einer Dormagenerin mit einem Nacktfoto bestechen lassen haben. Anwalt des Opfers ist der Landtagsabgeordnete Wiljo Wimmer.

 Der Auftritt vor Gericht war dem Jüchener Polizisten sichtlich peinlich. Im Hintergrund: Rechtsanwalt Gernot Dohmann.

Der Auftritt vor Gericht war dem Jüchener Polizisten sichtlich peinlich. Im Hintergrund: Rechtsanwalt Gernot Dohmann.

Foto: Kannegießer, Wulf

Am Düsseldorfer Landgericht hat am Donnerstag der Prozess gegen einen suspendierten Polizeibeamten aus dem Rhein-Kreis begonnen. Der Jüchener soll einer Fußgängerin in Dormagen ein unmoralisches Angebot gemacht haben. Die 25-Jährige war bei "Rot" über eine Ampel gegangen und hätte eigentlich ein Verwarngeld von fünf Euro zahlen müssen.

 Der "Tatort": Die Ampel an der Bahnhofstraße in Dormagen.

Der "Tatort": Die Ampel an der Bahnhofstraße in Dormagen.

Foto: Jazyk, Hans

Der Polizist ließ sich laut Anklage jedoch bestechen: mit einem Nacktfoto der Frau. Als er ihr später per Handy sexistische SMS geschickt haben soll, ging die Dormagenerin zur Polizei. Der Auftritt vor Gericht war dem Jüchener sichtlich peinlich. Im dunklen Anzug war er erschienen, blickte schüchtern umher und musste sich minutenlang von Fernsehkameras filmen lassen. Nachdem Richter Klaus-Dieter Buhlmann die Verhandlung nach 20-minütiger Verspätung eröffnet hatte, ging dann alles ganz schnell.

Gericht sucht eine Gutachterin

Weder die Anklage wurde verlesen noch sollte der suspendierte Polizeibeamte aussagen — stattdessen gab es einen Antrag der Verteidigung. Gernot Dohmann, der Anwalt des Jücheners, forderte, das Opfer auf seine Glaubwürdigkeit durch eine Gutachterin untersuchen zu lassen. Die Richter gaben nach kurzer Beratung dem Antrag statt. Da in der Kürze der Zeit allerdings keine Gutachterin aufzutreiben war, musste der Prozess nach zehn Minuten bereits wieder vertagt werden — wann weiterverhandelt wird, ist noch offen.

Dann soll die Dormagenerin im Beisein der psychiatrischen Gutachterin Stellung beziehen. "Sie ist sehr angespannt, hat sich aber dazu entschlossen, auf jedem Fall auszusagen", erklärte ihr Rechtsanwalt Wiljo Wimmer. Der Landtagsabgeordnete der CDU, der derzeit im Wahlkampf steckt, ist der juristische Beistand der 25-Jährigen. Auch für ihn ist der Fall ungewöhnlich. "Aber: Heutzutage gibt es halt nichts, was es nicht gibt."

Der Verteidiger des Polizisten wollte sich zu den Vorwürfen nicht äußern. "Dass es meinem Mandanten nicht gutgeht, ist klar. Er wird bereits von den Menschen auf der Straße angesprochen", so Anwalt Gernot Dohmann. Er ist gespannt auf das Ergebnis des Glaubwürdigkeitsgutachtens. Das Opfer gelte als psychisch krank.

Laut Staatsanwaltschaft hat der Angeklagte eine eigene Version der Tatabläufe dargestellt. "Er gibt an, dass die Frau ihm das Bild freiwillig auf sein Handy geschickt hat", erklärte Staatsanwalt Ralf Herrenbrück: "Die SMS, die er ihr später geschickt hat, räumt er ein. Dazu sagt er aber auch, es sei nur ein Versehen gewesen. Wir halten das für nicht glaubwürdig."

(jco/top)
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