Dormagen Gute Noten für Pflegeheime

Dormagen · Der Medizinische Dienst der Krankenversicherungen (MDK) hat den Seniorenpflegeheimen durchweg sehr gute Noten gegeben. Die Heime sehen die Benotung kritisch und raten Interessenten, sich selbst ein Bild zu verschaffen.

Das neue Jahr hatte gerade erst begonnen, da standen die Prüfer vor der Tür des Alloheim Seniorenzentrums. Der Medizinische Dienst der Krankenversicherungen (MDK) nahm die Seniorenpflegeeinrichtung an der Virchowstraße genauestens unter die Lupe. "Jetzt warten wir täglich auf das Ergebnis", sagt Einrichtungsleiterin Sylke Korzin. Nach dem letzten MDK-Besuch gab es im Februar 2011 eine Gesamtnote von 1,3. Ein gutes Abschneiden, orientiert man sich am Landesdurchschnitt von 1,2. Überhaupt: Schenkt man den reinen Schulnoten Glauben, dann ist es um die sieben Pflegeeinrichtungen für Senioren in Dormagen bestens bestellt. Alleine drei von ihnen liegen über dem Durchschnitt.

Die Betroffenen freuen sich zwar über eine sehr gute Note — v or allem für ihre Mitarbeiter — sehen eine solche Einschätzung nach Noten aber durchaus kritisch. So sagt Marion Huss, die das Caritas-Seniorenzentrum mit den beiden Häusern St. Franziskus und St. Josef in Nievenheim leitet: "Die Note sagt wenig über den Umgang mit den Bewohnern aus.

Der wirkliche Maßstab ist das Wohlfühlen der Bewohner." Sylke Korzin ergänzt: "Schließlich ist es die Beobachtung nur eines Tages." Gleichwohl spielt die MDK-Bewertung insofern eine Rolle, dass sie erstens von den überprüften Einrichtungen öffentlich gemacht werden muss (im Internet und per Aushang im Heim) "und viele Besucher schauen sich das auch an", so Korzin.

Geht es nach Werner Schell, anerkannter Pflegeexperte und Buchautor aus Neuss-Erfttal, dann könnten Besucher diese Aushänge getrost links liegen lassen: "Es gibt keine guten und sehr guten Heime. Sondern nur Heime, die sich mehr anstrengen als andere." Seine Kritik formuliert er drastisch: "Eine schöne Speisekarte hebt ein Durchliegegeschwür am Ende in der Benotung auf."

Nicht nur der MDK prüft. Auch die Heimaufsicht des Rhein-Kreises Neuss schaut sich jede Einrichtung an. Sie arbeitet dabei einen Rahmenprüfplan der Bezirksregierung ab. Bei den Prüfungen wird auch eine externe Pflegegutachterin hinzugezogen. Schell empfiehlt Interessenten, "hingehen, mit den Leuten sprechen, sich informieren, ob es genügend Personal gibt, wie es geschult ist, ob es im Heim nach Urin, wie die Atmosphäre ist".

Franz Josef Laermanns, Leiter des Seniorenzentrums Markuskirche, rät: "Unbedingt sich die Einrichtung anschauen, und nicht nur eine, sondern mehrere vergleichen." Marion Huss formuliert es deutlich: "Das Haus mus zum Bewohner und Angehörigen passen. Und das kann man nur durch sorgfältige Prüfung herausfinden."

(NGZ/rl)
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