Dormagen Gespaltene Reaktionen auf das A 57-Denkmal

Dormagen · Der Pulheimer Künstler Holger Hagedorn stellt in der Rathaus-Galerie Überreste der Brandkatastrophe auf der A57 aus. Er hat das Mahnmal "Korpus Delikti" genannt. Die Bürger reagieren unterschiedlich auf das Kunstwerk.

 Holger Hagedorn (r.) mit dem Fotografen Shahrouz Yazdanyar.

Holger Hagedorn (r.) mit dem Fotografen Shahrouz Yazdanyar.

Foto: Hans Jazyk

"Ich habe zuerst gedacht, es sei ein Tannenbaum", schildert Bettina Kuhn ihren ersten, wohlwollenden Eindruck von den großen, dunklen Gebilden, die noch bis zum 21. November in der Rathaus-Galerie ausgestellt werden. "Es könnten Engelsflügel sein," findet auch Wolfgang Schubert.

Hagedorn hat nach der Brandkatastrophe im Februar, als Unbekannte unter der Autobahnbrücke der A57 Kunststoffrohre angezündet hatten, die Überreste gesammelt und nun für die Öffentlichkeit ausstellt. "Diese Dinge wären sonst im Abfall und damit in der Versenkung verschwunden," sagt Hagedorn. Nun ist es also Kunst.

"Eine interessante Idee, aber noch viel zu früh. Das Verfahren ist noch nicht abgeschlossen, und solange sollte man die Beweismittel auch nicht als Kunst ausstellen", meint hingegen die Dormagener Künstlerin Anna-Marie Hartmann. Wolfgang Schubert geht mit seiner Kritik sogar noch einen Schritt weiter und konstatiert, dass es sich grundsätzlich um eine ungesunde Aufarbeitung des Themas handele. "Es geht doch hier nur um Sensationslust, um Provokation und um eine öffentlichkeitswirksame Inszenierung", so der Pulheimer.

Doch es gibt auch Befürworter. "Einen solchen Denkanstoß sollte man den Menschen viel öfter liefern. Das erzeugt Respekt vor dem Geschehenen und schreckt in Zukunft ab", meint beispielsweise Bettina Kuhn. Der Künstler selbst kann beide Standpunkte nachvollziehen. Es gehe ihm auch nicht darum, eine "schöne" Ausstellung zu gestalten, so Hagedorn. "Es ist wirklich ein Denkmal — ich möchte den Menschen zurufen "Hey, denkt mal wieder nach!" Und das funktioniert zweifelsfrei.

(NGZ/rl/top/jco)
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