Dormagen Engpass bei Senioren-Wohnungen

Dormagen · Viele ältere Dormagener bleiben auf ihren Einfamilien-Immobilien sitzen, weil sie als Ersatz keine seniorengerchten Wohnungen finden. Derweil steigt die Nachfrage nach Einfamilienhäusern bei jungen Zuzüglern.

 Rentner Hans-Ulrich Prowe verbringt viel Zeit mit der Pflege seines Hauses in Hackenbroich. Dazu gehört auch, Laub zu harken. Für ihn und seine Frau wird das 200-Quadratmeter große Haus mit der Zeit zu groß.

Rentner Hans-Ulrich Prowe verbringt viel Zeit mit der Pflege seines Hauses in Hackenbroich. Dazu gehört auch, Laub zu harken. Für ihn und seine Frau wird das 200-Quadratmeter große Haus mit der Zeit zu groß.

Foto: lothar berns

Der Bedarf an Wohnimmobilien in Dormagen ist groß. Leerstände sind Makler Alfred Laufenberg nicht bekannt. Im Gegenteil: Die Nachfrage ist größer als das Angebot. Vor allem junge Familien von außerhalb zieht es nach Dormagen. "Auf dem Land", zwischen Düsseldorf und Köln, suchen sie Einfamilienhäuser, seien bereit, so Laufenberg, in teure Immobilien zu investieren. Gleichzeitig gibt es viele Senioren, die ihre Einfamilienhäuser, die ihnen im Alter zu groß geworden sind, verkaufen würden — wenn sie denn adäquaten Ersatz in Dormagen fänden. Seniorengerechte Wohnungen sind aber rar. So gerät der Zuzug ins Stocken.

"Ich habe mehr als 50 ältere Personen in der Kartei, die ihre Häuser verkaufen würden beziehungsweise nach einer kleineren Wohnung suchen", sagt Laufenberg. Hans-Ulrich Prowe ist einer von ihnen. Der 69-jährige pensionierte Bauingenieur wohnt seit 1984 in Hackenbroich. Dort hat er mit seiner Frau ein 200 Quadratmeter großes Haus gebaut.

Das Grundstück hat 750 Quadratmeter. Die zwei Kinder sind mittlerweile ausgezogen. "Wenn man hier nur noch zu zweit lebt, da merkt man, dass einem die Hütte vielleicht zu groß wird", sagt Prowe. Seit zweieinhalb Jahren sucht das Ehepaar nach einer Wohnung, die ihren Ansprüchen genügt — bislang war aber "noch nicht das Richtige" dabei.

Zweifelsohne ist der mit dem demografischen Wandel einhergehende Engpass bei barrierefreien und seniorengerchten Wohnungen auch der Stadt bekannt. Eine Arbeitsgruppe beschäftigt sich mit der Situation. Prognostiziert wird, dass die durchschnittliche Haushaltsgröße in der Kernstadt und in den Ortsteilen abnimmt. Die Zahl der Ein- und Zwei-Personen-Haushalte wird deutlich zunehmen.

Die Herausforderung: "Antworten im Bestand und in Form maßvoller Neubaumaßnahmen auf sich ausdifferenzierende Lebens- und Wohnstile — dies gilt in zunehmendem Maße auch für die Älteren — zu finden", heißt es in einer Analyse der Arbeitsgruppe. Die Stadt versuche, sagt Stadtsprecher Harald Schlimgen, Seniorenwohnprojekte voranzutreiben. Er verweist als Beispiel auf die Seniorenresidenz an der Castellstraße. Auf dem Markt sei viel in Bewegung, sagt Schlimgen.

Die gemeinnützige Baugenossenschaft treibt aktuell zwei neue Senioren-Projekte voran. Beim Neubau der barrierefreien Wohnanlage an der Schulstraße in Stürzelberg ist am Freitag Richtfest. Dort entstehen 27 seniorengerechte Zwei-Zimmer-Wohnungen. Im kommenden Jahr ist die Immobilie bezugsfertig. Des Weiteren plant die Baugenossenschaft an der Weilerstraße in Horrem den Bau 40 neuer barrierefreier Wohnungen. 2013 soll mit dem Bau begonnen werden.

Makler Alfred Laufenberg nimmt die Investitionen mit Freude zur Kenntnis. Er sagt aber auch, dass in der Stadt noch wesentlich mehr potenzielle Flächen für Neubauten vorhanden seien. Früher oder später sollte auch was für Hans-Ulrich Prowe dabei sein. Und für die 200-Quadratmeter "Hütte" gebe es Anfragen genug.

(NGZ/rl)
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