Dormagen XXL-Transport rollt in den Chempark

Dormagen · Ein 50 Meter langer Schwertransport für die TDI-Anlage schlängelte sich seit dem frühen Mittwoch durch Dormagen.

Riesige Lieferung für den Chempark Dormagen
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Riesige Lieferung für den Chempark Dormagen

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Scheinwerfer, Blaulicht und gelbe Rundumleuchten erhellen den Nachthimmel. Im Schritttempo nähert sich der Koloss von der Nato-Rampe am Stürzelberger Ufer der Einmündung in die Oberstraße. Ein 52,65 Meter langer Schwertransport, angetrieben von einer 680 PS starken, rhythmisch röhrenden Zugmaschine.

Die Ladung: eine 90,5 Tonnen schwere Destillationskolonne, ein 41 Meter langes, zylinderförmiges Stahlgebilde. Ziel: die geplante TDI-Großanlage im Chempark, in 7,5 Kilometern Entfernung — Luftlinie. Bis zur Ankunft dort sollen aber noch fast sechs Stunden vergehen. Denn schon an der ersten Einmündung gerät der Schwertransport am späten Mittwochabend ins Stocken.

Auf einer Schwierigkeitsskala von eins bis zehn hat Transport-Projektleiter Enrico Lux die Tour bei acht eingestuft. Der erfahrene Logistiker von der Firma F.H. Bertling war zehn Wochen mit der Planung des Schwertransports beschäftigt. Am 31. Oktober war der Apparat für die TDI-Anlage bei der Herstellerfirma im belgischen Genk auf eine schwimmende Plattform verladen worden. Vom Albertkanal gelangte das Bauteil über den Rhein nach Stürzelberg.

Am späten Mittwochabend, um Punkt 22.15 Uhr setzt sich das Schwergewicht von der Nato-Rampe in Bewegung, eskortiert von Polizei und vier weiteren Begleitfahrzeugen. Die Strecke führt zur B 9, und von der Bundesstraße aus schlägt der 6,80 Meter hohe Transport wegen der niedrigen Brücken in der Innenstadt einen Bogen über die K 12, die Haberlandstraße, die L 280 und die Straße "Unter den Hecken" zur Europastraße, um von dort wieder in Richtung B 9 zum Tor 1 des Chempark zu gelangen.

Dutzende Schaulustige säumen die Oberstraße. Mit Handys knipsen sie Bilder des irren Anblicks, wie von vielen zu hören ist. Das Ungetüm muss rechts in die Oberstraße abbiegen, um zur B 9 zu kommen. Eines der kniffligsten Manöver des Transports, erklärt Lux, der im Vorfeld mit Hilfe von Simulationen am Computer den Streckenverlauf analysiert hat. An der Einmündung befindet sich zur rechten eine 1,50 hohe Deichmauer.

Gegenüber stehen Häuser "im Weg". Beim ersten Versuch, die Biege zu kriegen, muss das Gefährt stoppen. Die Kolonne würde sonst in die Hauswand krachen. Der Zugfahrer schaltet in den Rückwärtsgang. Unterstützt von einem sogenannten "Selbstfahrer" — einem 200 PS starken Aggregat, das an den hinteren Achsen montiert ist — bewegt sich der Transporter rückwärts. Zweiter Versuch: Aber wieder schlägt das Gefährt einen zu großen Bogen. Also wieder in den Rückwärtsgang und auf ein Neues. Beim dritten Mal klappt es schließlich, und das Schwergewicht schleicht, von Dieselmotorbrummen, grellen Lichtern und Schaulustigen begleitet, über die schmalen Stürzelberger Straßen zur B 9.

Knifflig wird es dann erst wieder Stunden später an der Straße "Unter den Hecken". Aber auch diese Engstelle überwinden Lux und sein fast 20 Mann starkes Team. Um vier Uhr morgens erreicht der Transport sein Ziel. Das Team erwartet bis zur heutigen Freitagnacht noch zwei weitere Schwertransporte. Sie sind etwas kleiner als die Destillationskolonne, werden in Dormagen aber ebenfalls für Verkehrseinschränkungen sorgen.

(NGZ/rl/top)
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