Dinslaken Schauspieler machen Känguru-Sprünge

Dinslaken · Dass der neue Nachbar anklingelt, weil er keine Eier im Hause hat, um sich einen Pfannkuchen zu backen, ist vielleicht nicht so ungewöhnlich. Dass seine Schnorrerei damit endet, dass er einen dazu bringt, ihm nicht nur die Küche zu überlassen, sondern auch noch für ihn einzukaufen, schon eher.

 Bendedikt Thönes (links) in der Rolle des Kängurus, Mirko Schombert gibt den "Kleinkünstler".

Bendedikt Thönes (links) in der Rolle des Kängurus, Mirko Schombert gibt den "Kleinkünstler".

Foto: Heiko Kempken

Aber was spielt das noch für eine Rolle, wenn der neue Nachbar ohnehin ein Känguru ist, ein kommunistisches noch dazu.

Mit einem der vielleicht stärksten ersten Sätze überhaupt, "Was bisher geschah: nichts!", beginnt Marc Uwe Kling, Autor, Kabarettist und Poetry Slammer seine verrückten, anarchischen, politisch pointierten Känguru-Chroniken. Am Dienstag erweckten Burghofbühnenintendant Mirko Schombert und Schauspieler Benedikt Thönes das ungleiche WG-Paar in der evangelischen Stadtkirche zum Leben. Es wurde das turbulenteste "Rendezvous nach Ladenschluss" seit Beginn der Reihe. Benedikt Thönes spielt das Känguru in Latzhose und russischer Fellmütze mit quäkiger Stimme, ein politischer Pumuckl für den "Kleinkünstler" (Mirko Schombert), der zufällig ganz wie Kling selbst, die Gespräche in kleine Kolumnen gießt.

Künstler und Känguru philosophieren über die Kunst, den gesamten Hegel in einer einzigen SMS zu verschicken ("Denken ist wichtig"), die Gleichheit von parteipolitischen Inhalten und Tütensuppen und den Skandal, dass die "Harry Potter"-Filme durch Kinderarbeit entstanden. Und sie streiten sich. Was zur Glanzleistung des Duos Schombert/Thönes wird. "Sagen Sie bitte dem Känguru, es kann mir den Buckel runterrutschen."

Das überwiegend junge Publikum in der vollbesetzten Stadtkirche macht mit, der Zank verselbstständigt sich, bald müssen sich die Akteure - wieder über Dritte - bei Besuchern selbst entschuldigen. Ein herrlicher Radau nach dem Kling-Motto "Wenn zwei sich streiten, sitzt der Dritte in der Mitte". Wenn das Känguru durch die Wohnung hüpft - längst ist es aus seiner eigenen ausgezogen, der Autor hatte doch ein Zimmer mehr als er nach Meinung des Kängurus brauchte - rieselt in der Etage unter den beiden der Mörtel von der Decke und wackeln in der Stadtkirche Dinslaken die Bänke.

Die Burghofbühne ist seit Beginn der Reihe Kooperationspartner des Fördervereins Kultur und Evangelische Kirche in Dinslaken. Mit den Känguru-Chroniken setzte Intendant Mirko Schombert zusammen mit einem urkomischen Benedikt Thönes die unter Lars Helmer begonnene Zusammenarbeit persönlich fort. Ein herrliches Vergnügen.

(RP)
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