Wermelskirchen "Trunkenbolde stören Kirmes"

Wermelskirchen · Die Matinee uferte auf der Eich aus, je später es wurde: Schlägereien und Körperverletzungen laut Polizei im Halbstundentakt. Problematisch: Der hohe Alkoholkonsum von Jugendlichen und Heranwachsenden, die ihre harten Alkoholika offensichtlich in Flaschen mitgebracht hatten.

 Polizeichef Manfred Berger war am Montagabend Einsatzleiter.

Polizeichef Manfred Berger war am Montagabend Einsatzleiter.

Foto: Hans Dörner

Glasscherben vor den Bürgerhäusern und am Kreisel Jörgensgasse belegten das. Der Leiter der Polizeiwache Wermelskirchen, Manfred Berger, fordert jetzt ein Glasverbot.

 Glasflaschen und Scherben auf der Eich: Wenn's nach der Polizei geht, soll für künftige Veranstaltungen eine Glasverbot ausgesprochen werden.

Glasflaschen und Scherben auf der Eich: Wenn's nach der Polizei geht, soll für künftige Veranstaltungen eine Glasverbot ausgesprochen werden.

Foto: Teifel

Herr Berger, wie kommen Sie zu der Einschätzung, dass für die Kirmes ein Glasflaschenverbot ausgesprochen werden sollte?

Berger Wir beobachten seit Jahren, dass immer mehr Veranstaltungsbesucher ihre Getränke in Flaschen mitbringen. Großstädte haben bereits das Verbot ausgesprochen. Das Ergebnis: weniger Verletzte. Auch im Karneval in Kürten und Odenthal gilt Glasflaschenverbot. Übrigens erfolgreich: wir haben viel weniger Körperverletzungsdelikte registriert.

Und das ist auch auf der Eich erforderlich?

Berger Ein Teil der Eich ist schon auffällig. Wir sehen hier den Trend: Die Jugendlichen kaufen nicht das teure Kirmesbier am Tresen, sondern gehen in einen Discounter und decken sich mit Paletten Bier und Wodka ein. Da entgleitet die Kontrolle.

Hatten Sie bei der Polizei auch Verletzte zu beklagen?

Berger Ja, drei Polizeibeamte erlitten Schnittverletzungen. Durch den unkontrollierten Alkoholgenuss steigen auch die Körperverletzungsdelikte. Benehmen ist bei den Jugendlichen dann Mangelware. Polizei wird nur als Störenfried empfunden. Das Gros der Feiernden ist friedlich. Und die wollen wir schützen. Aber Einzelne machen so ein Fest kaputt.

Warum hat die Polizei nicht in der Sicherheitsvorbesprechung der Kirmes das Glasflaschenverbot angesprochen?

Berger Wir haben bei der Vorbesprechung schon vor Wochen ein Glasflaschenverbot gefordert. Uns wurde aber nur gesagt, das könne nicht so schnell umgesetzt werden.

Wie ist denn ein Glasflaschenverbot umsetzbar?

Berger Durch öffentlichkeitswirksame Information im Vorfeld der Veranstaltung. Dann muss eben die Stadt als Ordnungsbehörde klar definieren, was verboten ist: zum Beispiel Flaschen und Gläser. Wer erwischt wird, hat ein Bußgeld zu zahlen. Das muss natürlich an dem Tag oder den Tagen kontrolliert werden: Durch die Stadtverwaltung oder einen beauftragten Sicherheitsdienst. Die Polizei würde unterstützend tätig. Uns liegt viel daran, die Veranstaltung zu sichern. Die Trunkenbolde stören eben.

Kann so ein Verbot nur auf Glasflaschen ausgesprochen werden?

Berger Nein, davon wären dann auch Glasgläser betroffen. Das heißt, Theken, die noch Getränke in Gläsern gegen Pfand ausgeben, müssten auf Kunststoffgläser umstellen.

Das wird aber schwer umzusetzen sein...

Berger Das stimmt, aber nur ein generelles Glasverbot ist der richtige Weg. Denn es kann doch nicht sein, dass wir den Polizeischutz immer weiter aufblähen müssen.

Warum ist es denn nur auf einem Teilstück der Eich so extrem?

Berger Das ist schwer zu sagen. Sicher ist die Eich am Kreisverkehr und dem "Hotel zur Eich" ein Stück Kult. Das zieht junge Leute an. Und die Musik lockt natürlich auch viel junges Publikum. Die Auswüchse dort entwickeln sich dann eben so.

Sie fordern also ein generelles Glasverbot — wie setzen Sie es um?

Berger Erst einmal gehen wir im Oktober in die Nachbesprechung mit der Stadtverwaltung. Ich kann das das Glasverbot fordern, und werde dies auch mit Druck tun. Denn ich muss auch meine eigenen Leute schützen. Aber was die Stadt daraus macht, bleibt abzuwarten.

(RP/rl)
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