Prozess am Landgericht Aachen Drei Diebe, eine Bande, 252 gestohlene Autos

Aachen/Heinsberg · Am Landgericht Aachen hat der Prozess gegen drei Niederländer begonnen. Sie sollen im Raum Aachen und im Kreis Heinsberg weit über 200 Autos gestohlen haben. Laufende Ermittlungen könnten aber noch deutlich mehr Fälle aufdecken.

 Eine Autotür wird mit Hilfe eines Schraubenziehers geöffnet. (Symbolfoto)

Eine Autotür wird mit Hilfe eines Schraubenziehers geöffnet. (Symbolfoto)

Foto: dpa/Heiko Wolfraum

Zunächst mal gratulierte Richter Hans Günter Görgen dem Angeklagten Christian R. feierlich zum Geburtstag, R. wurde gestern 32. Und als Görgen in seinen Akten sah, dass der zweite Angeklagte Ricky H. Anfang August Geburtstag gehabt hatte, gratulierte er ihm auch noch schnell. „Glückwunsch“, „danke“, dann konnte der Prozess gegen drei mutmaßliche Mitglieder einer Bande von Autodieben beginnen.

Die Aachener Staatsanwaltschaft legt den Niederländern Christian R., Ricky H. (31) und Glenn K. (30) genau 252 Autodiebstähle vor allem in der Aachener und Heinsberger Region zur Last, die sie als Bande ab Februar 2019 in wechselnder Besetzung begangen haben sollen. Und weil die Ermittlungen auch gegen weitere mutmaßliche Mitglieder der Bande weiterlaufen, ist nicht ausgeschlossen, Kostenpflichtiger Inhalt dass am Ende noch weit mehr Fälle aufgedeckt werden. Zunächst einmal aber geht es um besagte 252 Fälle.

Die Verlesung der Anklage dauerte mit Unterbrechungen fünfeinhalb Stunden, sie muss am nächsten Prozesstag fortgeführt werden. Staatsanwalt Marius Saalmann und Staatsanwältin Viktoria Cremerius fassten jeden einzelnen Fall kurz zusammen: Bei Temperaturen um die 30 Grad im ganz und gar unklimatisierten Aachener Landgericht eine furchtbar undankbare Aufgabe.

Nach Darstellung der jungen Staatsanwälte zog die Bande mehrmals in der Woche mehrmals in der Nacht los, um vor allem hochwertige, aber nicht mehr ganz neue Autos zu stehlen, vor allem BMWs und hochmotorisierte Audis. Aber auch Mercedes-Transporter, quasi als Beifang eher günstigere Autos und gezielt hin und wieder auch Oldtimer im Wert von bis zu 350.000 Euro sollen sie gestohlen haben.

Wenn es stimmt, was die Staatsanwälte an Beweisen und Indizien zusammengetragen haben, plünderte die Bande Garagen und Autohäuser in ganz Nordrhein-Westfalen, vereinzelt auch in Rheinland-Pfalz, regelrecht aus. Ein Diebstahl folgte dem anderen. Nur hin und wieder blieb es beim Diebstahlversuch, dann sollen sich die Diebe eben dem nächsten Auto gewidmet haben.

Da die Angeklagten in solchen Verfahren organisierter Kriminalität oft von ihrem Schweigerecht Gebrauch machen, hat der für seine herzliche Prozessführung selbst noch gegen Schwerkriminelle bekannte Görgen (62), Vorsitzender der 8. großen Strafkammer, zunächst 50 Prozesstage angesetzt. Sollte der Prozess gegen Christian R., Ricky H. und Glenn K. tatsächlich so viele Tage in Anspruch nehmen, wäre mit einem Urteil nicht vor März 2021 zu rechnen.

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