Köln/Ahlen Nordafrikaner im Visier der Polizei

Köln/Ahlen · Bei einer Razzia in Köln ist die Polizei gegen Diebesbanden vorgegangen, laut Polizei soll es sich vorwiegend um nordafrikanische Tätergruppen handeln. In der Stadt waren Nordafrikaner bei der Polizei noch nie sehr beliebt. Ein Zivilpolizist erzählt, warum.

Köln-Kalk: Razzia gegen Diebesbanden
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Januar 2016: Razzia in Köln-Kalk gegen Diebesbanden

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Foto: dpa, fg gfh

Mit Einsatzhundertschaften stürmte die Polizei am Dienstag zwei Notunterkünfte im münsterländischen Ahlen und überprüfte die Papiere von 150 Marokkanern und Algeriern. Rund die Hälfte habe mehrere Ausweise bei sich gehabt, sagte ein Polizeisprecher.

Im Kölner Stadtteil Kalk ging die Polizei mit einer Razzia gegen Diebesbanden vor. "Wir haben Erkenntnisse, dass es sich vorwiegend um nordafrikanische Tätergruppen handelt", sagte ein Polizeisprecher. Die Beamten setzten rund 100 Personen zur Kontrolle fest. Bei weiteren Personen sollten Identität und Aufenthaltsstatus näher geklärt werden. Die Polizei überprüfte zudem Handys, um möglichen Zusammenhängen mit den Übergriffen in der Silvesternacht am Hauptbahnhof nachzugehen.

"Wir Polizisten wissen schon lange, dass von dieser Bevölkerungsgruppe besonders viel Kriminalität ausgeht. Aber vor der Silvesternacht wollte das niemand so sagen", erzählt Christoph Mäurer, der seit etlichen Jahren als Zivilpolizist auf den Kölner Straßen unterwegs ist. Unter seinem richtigen Namen sagen will er das auch heute noch nicht. Trotzdem will er loswerden, was er im Alltag erlebt.

Was ihn nach den Kölner Ereignissen am meisten ärgert: "Alle reden von einem neuen Phänomen. Das ist lächerlich." Er sei weder Statistiker noch Soziologe und wisse auch nicht, ob seine Erfahrungen repräsentativ seien. "Aber es kann doch kein Zufall sein, dass etwa jeder dritte Nordafrikaner, dem wir im zivilen Einsatz unauffällig folgen, früher oder später auffällig wird", sagt Mäurer. Das so genannte "Antanzen" ist für ihn "kaum noch der Rede wert". Neu für ihn ist aber, dass die Verdächtigen immer öfter nicht einmal mehr fliehen. "Die sagen offen: Ihr könnt uns nichts. Die wissen, dass der Haftrichter sie meistens laufen lässt." So habe er manche Nordafrikaner schon mehrmals binnen weniger Tage festgenommen.

Wenn sie sich aber doch zur Flucht entscheiden, "wird es richtig gefährlich", erzählt Mäurer, "dann hauen und stechen die auf alles ein, was im Weg steht. Frauen, Kinder, Senioren." Sein Eindruck: Nordafrikaner seien auffallend skrupellos. "Die klingeln bei einer 88-Jährigen, rennen die so brutal um, dass sie mit einer gebrochenen Hüfte in ihrem eigenen Flur liegen bleibt. Und das alles für eine billige Jacke als einzige Beute, die sie dann wegschmeißen." Im vergangenen Sommer habe ein nordafrikanischer Täter einer extrem angetrunkene Frau, die tagsüber auf einer belebten Straße eingenickt sei, die Handtasche gestohlen. "Dann hat er sich hinter sie gelegt und wollte sie auch noch vergewaltigen. Auf offener Straße." Mäurer erzählt Dutzende kaum zitierfähige Beispiele, um zu erklären, warum er und seine Kollegen "Nordafrika-Skeptiker" sind, wie er es nennt. Rassismus? Oder Erfahrung?

Um das einzuordnen, müsste man Statistiken zur Nationalität von Straftätern haben. Davon gibt es aber nur wenig belastbare. Eine entsteht gerade: Im Projekt "Casablanca" werten Experten derzeit Straftaten speziell von Nordafrikanern im Großraum Düsseldorf/Köln aus, die zwischen Juni 2014 und November 2015 begangenen wurden. Ergebnisse gibt es noch nicht. Aber viele Daten: "Im Projektverlauf wurden Daten zu 4300 Straftaten und zu 2200 Straftätern nordafrikanischer Herkunft erfasst", heißt es in einem Zwischenbericht für eine Sitzung am heutigen Mittwoch im Landtag.

(tor)
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